Devisen

Die EZB morgen: Wird es ein Mädchen?

…oder doch ein Junge? Selten war die „Geburt“ einer geldpolitischen Entscheidung so unsicher wie vor der morgigen EZB-Sitzung. Die Konsenserwartung geht davon aus, dass die EZB nichts tun wird, weil sie das Phänomen „niedriger Inflation“ (EZB-Sprech für latente deflationäre Gefahren) angeblich für ein vorübergehendes Phänomen hält.

Doch könnten das Abrutschens Spaniens in die Deflation (Verbraucherpreise mit einem Rückgang von -0,2% auf das Gesamtjahr gesehen) die Sorgen der EZB verstärken. Zwar behaupten insbesondere die Medien, dass es in Ländern wie Portugal, Griechenland etc. wieder aufwärts geht – nur lässt sich das leider nicht an harten Zahlen belegen, daher verweist man gerne auf „weiche“ Stimmungsindikatoren. Bei den „harten“ Faktoren wie der Kreditvergabe der Banken an die Wirtschaft – ein zentrales Sorgenkind der EZB – ist hingegen überhaupt keine Verbesserung absehbar.

Dass die Märkte keine weiteren Schritte erwarten, liegt an den letzten Sitzungen der Notenbanker. Dort hatten viele Maßnahmen erwartet, die dann aber nicht kamen – das Kurzfristgedächtnis aber prägt die Zukunftserwartung und führt nun zur Auffassung, dass die EZB einmal mehr stillhalten wird, wenngleich der Tonfall Draghis „dovish“ erwartet wird.

Die Märkte aber unterschätzen die Erfahrung, die die Notenbanker mit den Reaktionen nach ihrer letzten Sitzung gemacht haben. Der Euro schoss nach oben, und wenig später trat eine ganze Armada von EZB-lern auf, um den Märkten die Geschichte zu erzählen, dass man das alles so nicht gemeint habe. Vermutlich also wird sich die EZB diese Erfahrung nun ersparen wollen – und genau hierin liegt das Überraschungsmoment.

Auch aus der Bundesbank kommen in letzter Zeit neue Töne. Selbst Anleihekäufe, also QE, werden nicht mehr völlig ausgeschlossen, und die Sterilisierung der bisherigen Anleihekäufe durch Weidmann aktiv in Frage gestellt. In der Summe bricht also mit der Bundesbank die letzten Bastion weg, die den römischen Kohorten Draghis noch heftigen Widerstand geleistet hatte.

Nicht zuletzt dadurch erhöht sich die Chance, dass die Märkte mit ihrer Erwartung diesmal auf dem falschen Fuß erwischt werden. Es sieht nämlich so aus, als würden sich die Märkte nicht mehr mit Verbalinterventionen zufrieden geben, sondern sich nur noch durch konkrete Schritte beeindrucken lassen. Unwahrscheinlich, dass der ehemalige Goldman Sachs-Banker Draghi das nicht verstanden hat..



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