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Die EZB über die aktuellen finanziellen Risiken (VIDEO)

FMW-Redaktion

EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio hat heute in einem Video-Interview der EZB Stellung genommen zum aktuellen Finanzmarkt-Stabilitätsbericht der EZB, der heute veröffentlicht wurde. Als wichtigstes Risiko für die Finanzmarktstabilität sieht die EZB die ansteigende Risikoaversion, was rückläufige Asset-Preise zur Folge habe (also Aktien, Anleihen, Derivate, Immobilien usw). Laut EZB ist dieses Risiko Ende 2015-Anfang 2016 bereits Realität geworden. Die starke Volatilität am chinesischen Kapitalmarkt und auch vermehrte Sorgen um andere Schwellenländer hätten die Risikoaversion verursacht – Verluste hätte es dort vor allem bei Aktien und Unternehmensanleihen gegeben.

EZB Vitor Constancio
EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio. Foto: EZB

Auch der niedrige Ölpreis sei natürlich sehr wichtig, so die EZB. Er habe zu größeren Kreditrisiken geführt und Wachstumserwartungen negativ beeinflusst, was vor allem die Länder beträfe, die Öl exportieren – dabei habe es einen größer werdenden Zusammenhang zwischen Risikoprämien und den Ölpreis gegeben.

Zugelassen für eine Satire-Sendung könnte man den offiziellen Kommentar der EZB in diesem Bericht, wonach man sich Sorgen über die Schuldentragfähigkeit nicht-finanzieller Unternehmen in der Eurozone mache, deren Verschuldungsgrad im internationalen Vergleich hoch sei. Warum Satire? Nun, die EZB ist es ja gerade, die ab Juni im großem Umfang europaweit Unternehmensanleihen aufkaufen wird. Damit wird sie wohl erst den Rahmen schaffen, dass sich Unternehmen mit kaputten oder zumindest zweifelhaften Geschäftsmodellen spielend leicht Geld am Anleihemarkt beschaffen können. Auch können sich eh schon hoch verschuldete Unternehmen durch die EZB-Geldflut wunderbar kräftig weiter verschulden.

Die EZB zeigt sich auch besorgt über den sogenannten Schattenbanken-Sektor. Teile der Investmentfondsindustrie seien zuletzt kräftig gewachsen und hätten Stand Dezember 2015 Kredite im Volumen von 1,2 Billionen Euro an Unternehmen aus der Finanzbranche vergeben, dazu noch 950 Milliarden Euro an Regierungen. Die EZB gibt zu bedenken, dass es zu massiven Problemen kommen könnte, wenn es zu plötzlichen Mittelabflüssen aus diesen Fonds käme.

Zu Banken und Versicherungen selbst merkt die EZB an, dass es um den Jahreswechsel herum bis Februar zu massiven Kursverlusten bei deren Aktien gekommen sei, weil der Markt zunehmend besorgt gewesen sei, ob die Banken im aktuellen Nullzinsumfeld nachhaltig Gewinn erwirtschaften können. Die EZB weist auf die geringere Eigenkapitalrendite vieler Banken hin im Verhältnis zu ihren Eigenkapitalkosten – auch die notleidenden Kredite seien nach wie vor ein Problem. Dazu meinen wir: Ja, da war doch noch was! Italien hatte jüngst versucht mit einem sensationellen (Satire-Wort) 5 Milliarden Euro-Rettungsfonds seinen gesamten kaputten Bankensektor zu sanieren. Die Euphorie hielt nur wenige Tage an. Da ist noch Einiges zu tun Herr Constancio!

Das Fazit der EZB: Die Eigenkapitalrichtlinien (Basel III) sollten bis Ende 2016 umgesetzt werden, ohne dass dabei die kompletten Kapitalanforderungen deutlich erhöht werden. Wir empfehlen dazu noch: Ein bitte verschärftes Auge auf Italiens Banken werfen, und bitte nochmal darüber nachdenken, ob man mit seinem nun startenden Aufkauf von Unternehmensanleihen nicht Tür und Tor öffnet für eine noch viel größere Verschuldung von Unternehmen in der Eurozone!



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