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Die Fed und der US-Arbeitsmarktbericht

FMW-Redaktion

Was nun nach den extrem enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten? Heute hat sich der Präsident der Boston-Fed, Eric Rosengren, zu Wort gemeldet. Rosengren galt eigentlich als Taube, hat sich zuletzt aber doch immer wieder für eine Straffung der Geldpolitik eingesetzt. Nun hat sich heute Rosengren bei einer Rede in Finnland geäußert – und Zinsanhebungen trotz der schwachen Daten nicht ausgeschlossen. Ja, so Rosengren, die Arbeitsmarktdaten seien „enttäuschend“ gewesen, insgesamt seien die US-Konjunkturdaten zuletzt eher durchwachsen gewesen („choppy“). Man müsse nun abwarten, ob die Arbeitsmarktdaten für den Mai nur eine Abnomalie gewesen seien – oder doch eine zunehmende Schwäche anzeigten („broader slowing in labor markets.“)

Insgesamt, so Rosengren, gebe es noch genügend wirtschaftliches Wachstum, um eine schrittweise Straffung der Geldpolitik angebracht erscheinen zu lassen. Die Arbeitslosigkeit liege bei 4,7%, das sei praktisch Vollbeschäftigung – und damit sei ein Ziel erreicht, das man sich nach der Finanzkrise gesetzt habe. Unerwähnt blieb bei Rosengren, dass der Fall von 5,0% auf nun 4,7% Arbeitslosenquote nur durch eine starke Abnahme der participation rate (Erwerbsquote) zustande kam – innerhalb nur eines Monats hatten mehr als eine halbe Millionen Amerikaner offenkundig die Suche nach einem Job aufgegeben.

Im Klartext heißt das: die Fed hat sich vom Gedanken einer Zinsanhebung noch nicht verabschiedet, die Märkte aber schon: so preisen die Fed Fund Futures eine Anhebung im Juni nur noch mit 4% ein. Dass die Notenbank bis 2017 die Zinsen anheben wird, ist laut der Fed Fund Futures sogar eine völlig offene Sache, die eingepreisten Chancen stehen bei 50:50. Genau das spiegelt sich auch am Devisenmarkt, der bislang die Fed für glaubhafter hielt als die Fed Fund Futures: der Dollar mit einem massiven Abverkauf an allen Fronten – und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass etwa der Euro noch Ziele im Bereich 1,15 ansteuern wird.

Heute um 18.30Uhr wird Janet Yellen in Philadelphia sprechen, und man darf gespannt sein, wie sie die Daten vom Freitag kommentiert. Tenor dürfte sein: mal abwarten, insgesamt geht es der Wirtschaft gut etc. Für Yellen eine unangenehme Situation: lange im ultradovishen Lager, war sie bei ihrer letzten Rede umgeschwenkt, als sie eine baldige Anhebung der Zinsen als angemessen bezeichnet hatte. Nun kann man daher von ihr eher nicht erwarten, dass sie erneut eine Kehrwende hinlegen wird..



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