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Die OPEC hat nach wie vor kein „Erbarmen“ mit den Amerikanern

Von Claudio Kummerfeld

Die OPEC hat nach wie vor kein Erbarmen mit der amerikanischen Fracking-Industrie. Das Spiel heißt „wer senkt zuerst die Fördermenge um den Ölpreis steigen zu lassen“. Auch im gestern veröffentlichten Monatsbericht gibt es dazu keine Andeutung, ganz im Gegenteil…

Salman ibn Abd al-Aziz
Salman ibn Abd al-Aziz, König von Saudi-Arabien und mächtigstes OPEC-Mitglied. Foto: Secretary of Defense / Wikipedia / Gemeinfrei

Gestern hat die OPEC ihren aktuellen Monatsbericht veröffentlicht. Aus dem hätte man Anhaltspunkte für eine Fördermengenreduzierung entnehmen sollen, aber nichts da.

Öl-Nachfrage

Die weltweite Nachfrage nach Öl soll laut aktueller OPEC-Schätzung in 2016 gegenüber 2015 um 1,29 Mio barrel pro Tag steigen, etwas weniger als noch im Vormonat geschätzt. Dazu kämen aber erhebliche konjunkturelle Risiken z.B. aus China, die die Nachfrage noch absenken könnten.

OPEC World Oil Demand
Grafik: OPEC

Öl-Angebot

Das Öl-Angebot außerhalb der OPEC soll nach aktuellster Schätzung um 0,2 auf 57,6 Mio barrel pro Tag in 2016 steigen. Addiert man dazu die für 2016 geschätzte OPEC-Produktion von mehr als 31,5 bis 32 Mio barrel pro Tag und „nicht“ konventionelle Förderer (siehe Grafik weiter unten), kommt man auf ein weiterhin konstantes Überangebot.

Non OPEC World Suppy
Grafik: OPEC

Ausbalancierung von Angebot und Nachfrage

Gerade die Amerikaner warten dringend auf ein Zeichen, dass irgendjemand da draußen seine Fördermenge reduziert, damit die US-Ölproduktion endlich wieder mit höheren Ölpreisen profitabel arbeiten kann. Aber die OPEC rührt sich nach wie vor nicht. Im Dezember steht in Wien die nächste turnusmäßige OPEC-Tagung an. Nachdem Venezuela mit seiner Forderung nach einem Sondertreffen der OPEC abgeblockt war, weil man gerne sofort die Fördermenge senken will, kann es frühestens im Dezember dazu kommen. Aber das ist mehr als unwahrscheinlich. Die Öl-Scheichs werden nicht als Erste zucken.

Öl Angebot und Nachfrage OPEC
Grafik: OPEC

Nach der Einbeziehung von unkonventionellen Fördermethoden kommt die OPEC für 2015 wie auch für 2016 auf eine weltweite Ölnachfrage, die das Angebot der NICHT OPEC-Mitglieder um 29-30 Mio barrel pro Tag übersteigt. Aber die OPEC produziert jetzt schon mehr als 31,5 Mio barrel und wird wohl 2016 leicht erhöhen. Das heißt das Überangebot an Öl wird Stand heute auch 2016 bestehen bleiben!

Laut OPEC gibt es erste vorsichtige Anzeichen dafür, dass sich die Ölproduktion in den USA rückläufig entwickle. Dadurch könnte das globale Ungleichgewicht reduziert werden, so dass Angebot und Nachfrage in Einklang kommen, aber noch ist das eine vorsichtige Annahme, kein Fakt.

US Öl-Produktion
Grafik: OPEC

Anhand dieser Grafik (links blaue Linie) kann man einen Rückgang der US-Ölproduktion jedenfalls noch nicht erkennen. Die Amerikaner fördern weiter auf Rekordniveau. Und abseits davon gibt es jüngst vermehrte Anzeichen, dass den kanadischen Öl-Förderern, gerade den kleinen und mittelgroßen Firmen, die noch viel teurer als die US-Förderer produzieren, jetzt das Geld ausgeht. Keine Bankkredite mehr, kein frisches Geld über Schrottanleihen. Lang genug hat man ausgeharrt und auf steigende Ölpreise gehofft. Das große Finale mit der Einleitung einer großen Pleitewelle steht bevor.



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