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Draghis Kampf in der EZB

FMW-Redaktion

Die Märkte gehen bekanntlich fest davon aus, dass die EZB am Donnerstag massiv agieren wird: Senkung des Einlagezinses, Erweiterung und Verlängerung des QE gelten an den Märkten schon als sichere Sache. Aber ist das wirklich so?

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EZB-Präsident Mario Draghi
Foto: World Economic Forum / Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Ursprünglich hatte die EZB immer wieder darauf hingewiesen, dass man seine Entscheidung abhängig mache von den neuen Ergebnissen des „staffs“, also der wissenschaftlichen Mitarbeiter der EZB, zur Inflation und zum Wachstum. Aber das war und ist natürlich Unsinn: Draghi hat sich schon so weit aus dem Fenster gelehnt, dass die neuen Ergebisse des „staffs“ daran null und nichts mehr ändern können: Draghi will den ganz großen Wurf. Und für die Märkte ist klar: er wird sich innerhalb der EZB durchsetzen.

Aber vielleicht ist das nicht so klar wie die Märkte denken. Laut Angaben von Insidern wurde der Satz im Statement der EZB zur letzten Sitzung im Okotber, der am stärksten „dovish“ war, fünf Minuten vor der PK von Mario Draghi gewissermaßen eingeschmugellt, sodass die Opponenten im Grunde keine Chance mehr hatten, das zu diskutieren oder zu ändern: es geht um die Aussage „and beyond if necessary“ zu den Anleihekäufen der EZB, sprich dass die Anleihekäufe länger als bis September 2016 stattfänden, falls nötig.

Und: laut Insidern wollten nur zwei Mitglieder des Governing Council sofortige Aktionen der EZB, die anderen nicht. Faktisch ist also die Stimmung innerhalb der EZB vermutlich nicht so, wie die Märkte nach den Aussagen Draghis denken. Und: die Massnahmen der EZB erfolgen nach einer Wahl, Draghi braucht also eine Mehrheit, die vermutlich deutlich weniger sicher ist als die Märkte erwarten. Denn laut Angaben der Insider hat Draghi in seiner PK nach der Oktober-Sitzung auf Malta die Dinge deutlich „dovisher“ wiedergegeben, als man sie vorher besprochen hatte. Das könnten einige ihm übel genommen haben und ihm daher einen Denkzettel verpassen wollen.

Wahrscheinlich wird sich Draghi mit seiner Linie erneut durchsetzen – aber so klar, wie die Märkte erwarten, ist die Sache vermutlich nicht. Und da die Erwartung der Märkte extrem hoch ist, besteht genau darin ein massives Potential für Enttäschung!



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