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Ende des Brexit-Wunders? Briten kaufen weniger – weil die Preise steigen

Schwache Einzelhandhandelsumsätze im Brexit-Land - die Preise steigen schneller als die Löhne. Und nun erhöhen viele Firmen die Preise, so jetzt Microsoft. Das "Brexit-Wunder" (gute Konjunkturdaten trotz Brexit-Votum) scheint vorbei zu sein..

FMW-Redaktion

Nach dem Brexit-Votum im Juni 2016 hatten viele Experten mit einem Einbruch der Wirtschaft in UK gerechnet – doch es kam anders: die Zahlen sahen gut aus, und die Brexit-Befürworter feierten diese Zahlen als Bestätigung dafür, dass der Brexit auch ökonomisch die richtige Entscheidung gewesen sei. Ob dies wirklich so ist, wird erst die Zukunft zeigen – vor allem dann, wenn UK wirklich die EU verlassen hat und klar ist, wie die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien wirtschaftlich aussehen werden.


Ein Wahrzeichen Londons: Die „Gurke“
Foto: Aurelien Guichard
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Eines aber zeichnet sich in den letzten beiden Monaten ab: die Briten fahren ihren Konsum zurück. So waren die Einzelhandelsumsätze in UK im Dezember um -2,1% zum Vormonat gefallen, und auch die heute für den Januar veröffentlichten Daten überraschten negativ: statt einem erwarteten Anstieg von +0,9% fielen die Umsätze um -0,3% – und das trotz deutlich steigender Benzinpreise, die den Umsatz naturgemäß erhöhen müssten. Auffallend ist vor allem, dass die Online-Umsätze zum Vormonat um -7,2% gefallen sind.

Das Office Of National Statistics, das die Daten erhebt, sieht den seit dem Jahr 2013 bestehenden Aufwärtstrend der Einzelhandelsumsätze nun als gebrochen an – die Briten würden wegen steigender Preise (vor allem Benzin, aber auch Nahrungsmittel) weniger konsumieren:

„In the three months to January, retail sales saw the first signs of a fall in the underlying trend since December 2013. We have seen falls in month-on-month seasonally adjusted retail sales, both in conventional stores and online, and the evidence suggests that increased prices in fuel and food are significant factors in this slowdown.“

Das britische Pfund reagierte auf die schwachen Daten „not amused“:


(Pfund-Dollar, 1-Minuten-Chart)

Und die Aussichten für die Zukunft? Eher düster – die Preise dürften weiter steigen, schneller jedenfalls als die Einkommen der Briten. So hat nun nach Apple (Preisanhebung von 20% letztes Jahr) und anderen Unternehmen Microsoft die Preise für seine Produkte (Software und Laptops) in UK deutlich angehoben, wie ein Sprecher des Unternehmens am Mittwoch bestätigte. Ein Beispiel: das Laptop „Microsoft Surface“ wurde im Februar für 1300 Pfund verkauft, der Preis fiel dann Ende 2016 auf 1000 Pfund. Nun aber, nach der Preiserhöhung, kostet das Gerät 1450 Pfund – eine Steigerung von 12% zum dem Preis, als das Gerät neu auf den Markt gekommen war.

Aber sicher wird alles doch wieder besser – wie wir diesem Tweet entnehmen können:



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2 Kommentare

  1. So, so: Nach dem Brexit-Votum im Juni 2016 hatten viele Experten mit einem Einbruch der Wirtschaft in UK gerechnet. Das können per se gar keine Experten gewesen sein. Es gibt Märkte für flüchtige höchstliquide Waren (wie Devisen), solche für weniger liquide Assets (etwa Immobilien) und dann gibt es noch Direktinvestitionen in Produktionsstätten (etwa ein BMW-Werk). Die höchstflüchtigen Waren (Devisen) haben umgehend reagiert, indem das britische Pfund spürbar an Wert verlor. Inzwischen haben mit leichter Zeitverzögerung die Konsumpreise angezogen, weil die Altlagerbestände aus der vor-Brexit-Zeit inzwischen abverkauft sind und die Ersatzbeschaffung der Produkte nur zu gestiegenen Preisen möglich ist. Das kommt aktuell gerade so peu à peu beim britischen Verbraucher in Form importierter Inflation an (Sonos, Microsoft, Marmite). In modifizierter Form auch per „Mogelpackung“ (Toblerone). Ob Direktinvestoren Werke in GB künftig weiter aus- oder eher abbauen, wird von den zwischen EU und GB zu treffenden Vereinbarungen über die Zukunft abhängen. Die Wirksamkeit wird sich erst in Jahren entfalten. Grundbedingung dafür ist das Auslösen des Artikels 50 der EU-Verträge. Vorher dümpelt GB noch durch linde Lüfte. Erst danach kann die See rau werden. Soviel zum Thema „Experten“.

  2. Nur die Ruhe, die Briten können ihren Handel erst umbauen, wenn sie draußen sind. Die Massnahmen hat die Regierung von May schon eingeleitet. Während die EU nun von den USA und Eurasiens eingekeilt wird, ist Britannien bald frei. Der große Verlierer ist Deutschland, nicht Groß-Britannien. Natürlich haben die Briten Probleme, die hatten sie aber bereits mit der EU. Nun ist aber der Klotz am Bein weg. Guggen Sie mal nach Frankreich. Frankreich ist ein weiterer Verlierer des Exportweltmeisters Deutschland. Dort steppt der Bär auf den Straßen, weil Frankreich die kolonial erworbenen Ghettos rund um die Großstädte nicht mehr finanziell abfangen kann. Die Globalisierung der ausgelagerten Produktionen zeigt ihre hässliche Seite: reale Wirtschaftskriege innerhalb Europas, die man noch mit „Schmiergeld“ aus Target 2 Geschäften und Anleiheumschichtungen bekämpft. Der EU Binnenmarkt auf Pump ohne Rückzahlung durch Realgüterwirtschaft in den Abnehmerstaaten kann NIEMALS funktionieren. Griechenland brennt doch nicht wegen Goldman Sachs, sondern wegen unserem Exportquoten. klar das macht Deutschlands Industriebosse froh, aber insgesamt schadet es ohne Währungsausgleich, variable Markteingriffen und Zöllen der Gesamt EU Meschpoke. Die EU ist eine totale Fehlkonstruktion, weil sie sich eben nicht Globalisiserung angepasst hat. Wie gesagt als Trader halte ich Europa für sehr Riskobehaftet. Und in 6 Monaten wird es einen weiteren Ruck nach Asien und USA geben. Man muss das lesen, was Trumps Team vor hat, ja sogar schon angestoßen hat und nicht das was die EU Presse propagandisiert hat.

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