Devisen

Erdogan treibt türkische Lira auf neues Allzeittief

Von Markus Fugmann

Wer short ist in der Türkischen Lira und auf einen weiteren Verfall der Landeswährung spekuliert, dürfte Präsident Erdogan inzwischen richtig lieb gewonnen haben:

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(Chart Dollar-Lira)

Mit seinen Attacken auf den türkischen Notenbankchef Basci wachsen die Zweifel an der Fähigkeit der türkischen Notenbank, die Geldpolitik des Landes weiter zu bestimmen. Am Mittwoch hatte Erdogan erneut die Notenbank scharf kristisiert und unterstellt, sie handle im Auftrag fremder, antitürkischer Mächte.

Hinzu kommen Spekulationen in türkischen Zeitungen, wonach Basci entnervt seinen Rücktritt eingereicht habe. Basci war gestern nicht zur Arbeit erschienen – ein Specher der Notenbank dementierte den vermeintlichen Rücktritt Bascis mit der Bemerkung, der Notenbank-Chef habe sich einer ärztlichen Routine-Untersuchung unterzogen und werde zeitnah wieder zur Arbeit erscheinen.

Das wird auch nötig sein – denn für den heutigen Freitag hat der türkische Wirtschaftsminister, Nihat Zeybekci, Vertreter der Notenbank zum Rapport einbestellt. Zeybekci kritisiert – wie Erdogan auch und vermutlich in dessen Auftrag – dass die Notenbank die Zinsen zu zögerlich senke. Die Notenbank, so der Minister, laufe den Märkten hinterher und würde ihre Politik an der Laune der Fiannzmärkte ausrichten. Nötig sei aber, den Märkten voraus zu sein und den Takt für sie zu setzen.

Nach den gestern stärker als erwartet gestiegenen US-Verbraucherpreisen in der Kernrate (+0,2%) sind generell die Währungen von Schwellenländern unter Druck – jedoch keine so stark wie die Türkische Lira. Die Lira ist besonders sensibel gegenüber den politischen Ereignissen in der Türkei – immer mehr ausländische Investoren, das zeigt die Schwäche der Lira, ziehen nun entnervt die Reißleine und verschärfen damit das aufgrund seinen gigantischen Handelsbilandefizits auf Kapitalzufluss angewiesene Finanzierungsproblem der Türkei.



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