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EU Banken-Stresstest ohne Vor Ort-Prüfung: Alles OK + 2 Lachnummern

Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) hat am Wochenende das Ergebnis einer umfangreichen Bankenprüfung veröffentlicht, dem sogenannten Banken-Stresstest. Dabei ist zu beachten, dass anders als bei der vorherigen Überprüfung der Banken keine Vor Ort-Überprüfung der Banken...

FMW-Redaktion

Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) hat am Wochenende das Ergebnis einer umfangreichen Bankenprüfung veröffentlicht, dem sogenannten Banken-Stresstest. Dabei ist zu beachten, dass anders als bei der vorherigen Überprüfung der Banken keine Vor Ort-Überprüfung stattfand. Die Banken erhielten Fragebögen/Vorgaben, die sie bei sich „simulieren“ mussten. Die Ergebnisse teilten sie dann der Bankenaufsichtsbehörde mit. Also vertraut man darauf, dass die Banken alle Angaben wahrheitsgemäß gemacht haben. Sehr gut! „Vertrauen ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit“ bla bla!?

Banken-Stresstest EBA
Die EBA mit Sitz in London – sie muss wohl bald umziehen. Paris? Frankfurt? Foto: EBA

Bei dem Test geht es vor allem darum, wie die harte Kernkapitalquote der Banken aussieht. 12.000 Daten pro Bank wurden erhoben, pro Geldhaus eine Datei von 20 Seiten Länge. Die Frage ist, wie gut die Banken heute gerüstet wären für eine neue Finanzkrise. Was würde z.B. bei einer drastischen Immobilienkrise passieren? Auch mussten die Banken in ihren Simulationen Rechtskosten berücksichtigen. Davon kann gerade die Deutsche Bank aktuell ein Liedchen singen. Man räumt immer noch die Reste der letzten Finanzkrise auf. Die EBA prüfte 51 europäische Banken, 9 davon aus Deutschland.

Die EBA ist nach Abschluss dieser „Fragebogen-Auswertung“ ohne reale Prüfung vor Ort der Meinung, dass der Bankensektor insgesamt stabil dasteht. Auch alle 9 deutschen Banken hätten sich als stabil genug für die nächste Krise erwiesen. Wer hätte es anders erwartet: Die schlechtesten deutschen Banken, die nur knapp bestanden haben, sind die Deutsche Bank und die Commerzbank. Die schlechteste aller Banken nach diesem Test war wenig überraschend Monte dei Paschi. Danach folgt die österreichische Raiffeisen LB, die italienische Banco Popular, Unicredit, Barclays und Allied Irisch. An Platz 7 die Commerzbank und 9 die Deutsche. Relativ zur Konkurrenz steht man also nicht besonders rosig dar.

Zwei Lachnummern

Die erste Lachnummer: Als Teil der durchzuspielenden „Simulation“ mussten die Banken auch durchspielen was passiert, wenn der EZB-Leitzins wieder ansteigt. Das Szenario weiter sinkender Zinsen wurde aber nicht durchgespielt. Aber die Zinsen sind ja veranlasst durch die EZB derzeit im Negativbereich, und sinken womöglich noch weiter. Und selbst wenn nicht: Ewig können die normalen Geschäftsbanken den jetzigen Negativzins vielleicht nicht mehr von ihren Kunden fernhalten. Ob sich eine weitere „Lockerung“ der Geldpolitik der EZB negativ auf die Geschäftsmodelle auswirkt, sollte wohl nicht geprüft werden – wie würde ein desaströses Ergebnis gegenüber der EZB aussehen? Also einfach nicht als Prüfvorgabe nennen, und somit existiert dieses Problem-Szenario erst gar nicht – richtig?

Die zweite Lachnummer: Anders als beim vorigen Banken-Stresstest im Jahr 2014 war die Möglichkeit des Scheiterns bzw. Durchfallens einer Bank dieses Mal von vorneherein gar nicht erst vorgesehen. Selbst der mit Abstand schlechteste Teilnehmer, die italienische Bank Monte dei Paschi, hat also bestanden! Wie das geht? Die EBA verzichtete dieses Mal einfach schon vor dem Test auf Vorgaben von Mindest-Kapitalquoten, die von den getesteten Banken erfüllt werden mussten. Also ist das so wie eine Klassenarbeit in der Schule zu schreiben. Egal wie schlecht die Note der Arbeit ausfällt – jeder hat am Ende eine gute Arbeit geschrieben, irgendwie! Die Ergebnisse dieses „Tests“ sollen in die „regelmäßige Bewertung von Geschäftsmodellen und Risiken“ der Banken einfließen. Die Aufsichtsbehörden können zum Jahresende hin für die einzelnen Banken individuelle Kapitalzuschläge festlegen, und z.B. auch bestimmen, ob eine Bank bei niedrigem Kapitalpuffer die Zahlung von Dividenden aussetzen muss. Ob das wirklich geschehen wird?

In den italienischen Medien war am Wochenende die Erleichterung groß. Die heimischen Banken stehen also wie auch die Deutsche Bank gut da, zumindest laut Banken-Stresstest der EBA. Oder zumindest sind sie durch den Test gekommen. Na ja… wenn Sie sich in einige Daten des Tests bzw. der Auswertungszahlen vertiefen wollen, bitte sehr. Einfach die entsprechenden Links anklicken!

Deutsche Bank

Commerzbank

Hier die Übersicht aller Banken

Das Ergebnis des Banken-Stresstest auf 46 Seiten

Die am häufigsten gestellten Fragen (laut EBA) zum Banken-Stresstest



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4 Kommentare

  1. „Lockerung“ der Goldpolitik der EZB – sehr schöner Tippfehler!

    1. Behoben. Danke für den Hinweis :-)

  2. Solange die Banken schlechter geprüft werden, als das Auto beim TÜV (da gibt es Vorgaben für die Bremse!), kann man sich das Ganze auch gleich sparen.

  3. Was heißt sparen? Das war doch nur für das dumme Mastvieh, die durch die Lügenpresse informiert werden. Die Gescheiten positionieren sich schon anderswo.
    https://www.youtube.com/watch?v=jzjm9MJFSA8

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