Europa

EU-Haushaltsdefizite: Eine tolle Entwicklung, aber bei genauem Hinsehen folgt der Schock!

Auch letzte Woche hatten wir bereits die Schuldendisziplin in der EU und in der Eurozone gelobt. Da hatten wir schon klar gemacht, dass wir damit natürlich den...

FMW-Redaktion

Auch letzte Woche hatten wir bereits die Schuldendisziplin in der EU und in der Eurozone gelobt. Da hatten wir schon klar gemacht, dass wir damit natürlich den Durchschnitt aller Länder meinen! Heute nun haben die Statistiker aus Brüssel uns Gutgläubigen nochmal genauere Daten geliefert zu den Haushaltsdefiziten von EU, Eurozone und den Einzelstaaten. Die erste Grafik sieht sensationell aus – man kann zufrieden sein, die EU-Disziplin drückt das Defizit unter die Maastricht-Kriterien. In der Grafik steigen beide Charts (Defizite von Gesamt-EU + Eurozone) vom Minus-Berich immer weiter Richtung schwarzer Null-Linie, jetzt deutlich unter -3%, nämlich bei -1,5% in der Eurozone! Das ist ein tolles Ergebnis, im Schnitt!

defizit
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Bei der nun folgenden Grafik fällt einem beim zweiten Hingucken etwas auf. Einige Linien sind komplett leer (rot umrandet). Für bestimmte Länder gibt es also gar keine Angaben, oder sie fließen gar nicht in die Erhebung mit ein, richtig? Gerade die für diese Betrachtung wichtigen Länder wie Spanien, Italien und Griechenland fehlen komplett. Dabei sind doch gerade diese drei die entscheidenden Faktoren, wenn es darum geht, ob Europa die Kurve kriegt, oder nicht. Was liest man zu diesen leeren Zeilen links unter der Grafik:

„Vertraulich oder von Eurostat geschätzt“

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Fragen sie sich auch gerade: Was soll das? Warum vertraulich? Eurostat hat doch gerade die Aufgabe statistische Daten zu veröffentlichen. Warum dann vertraulich? Und gerade in den letzten Jahren haben die EU-Behörden die Südländer doch „angeblich“ scharf an die Kandarre genommen in Sachen Statistik. Von daher sollten statische Daten doch eigentlich längst problemlos fließen. Geht man also davon aus, dass Eurostat einfach so schätzt, dann sagt uns das was? Gar nichts! Deswegen haben wir jetzt mal direkt bei Eurostat nachgefragt, wie das zu verstehen ist. Schätzen per Wurf eines Dartpfeils auf eine Statistik-Folie an der Wand? Oder raten? Wir sind gespannt auf die Antwort!

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2 Kommentare

  1. Ich bin nicht Eurostat, aber folgendes ist zu beachten:
    1. Die nicht-saisonbereinigten Daten sind komplett für alle Länder verfügbar und auch abrufbar.
    http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/images/2/22/Quarterly_net_lending_-_net_borrowing_by_country%2C_non-seasonally_adjusted_data_2016Q2.png
    2. Bei Durchführung einer Saisonbereinigung müssen gewisse statistische Signifikanzniveaus der Saisonfigur über einen längeren Zeitraum erreicht werden. Falls diese Mindestanforderungen nicht erfüllt werden, sollte man auf die Ausweisung verzichten.

    1. Dann läge es nahe, mit den nicht bereinigten Daten zu arbeiten und dies entsprechend auszuweisen. Natürlich ergäbe sich daraus u. U. eine Unschärfe, ob diese dann zugleich eine Missweisung implizieren dürfte, würde ich bezweifeln wollen.
      Diese „Unschärfe“ dürfte besser argumentierbar sein als ein Tableau, das für wesentliche Teil-Daten nur leere Felder ausweist und für eine graphische Darstellung auf eine nicht näher beschriebene Schätzung ausweicht.

      Wie immer gilt, glaube nur der Statistik, die du selbst „bearbeitet“ hast…

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