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Euro-Unternehmensanleihen: Die Vorbereitungen für die EZB-Flut nehmen Fahrt auf…

FMW-Redaktion

Was Banken in den letzten Tagen immer wieder bestätigen, äußert sich auch in Zahlen. Die Vorbereitungen der Finanzbranche auf die in Kürze eintreffende EZB-Flut nehmen an Fahrt auf. Ab Juni wird die EZB in Euro notierende Unternehmensanleihen aufkaufen – mit diesem Instrument hofft man doch bitte endlich die Inflation anheizen zu können. Banken und Konzerne sind schon fleißig dabei der EZB den Weg zu ebnen.

Unternehmensanleihen

Gestern hatten wir über den „Wahnsinn“ dieser Maßnahme berichtet. Hier und jetzt geht es um die konkreten Summen, die jetzt schon in den Markt gedrückt werden. In den ersten beiden Monaten 2016 wurden in der Eurozone Hochzinsanleihen für weniger als 2 Milliarden Euro ausgegeben. Im März und April waren es schon 13 Milliarden Euro. Umso erstaunlicher ist diese Entwicklung, da ja die EZB am 10. März verkündete sie werde nur Unternehmensanleihen in der Eurozone kaufen, die ein „Investment Grade“-Rating haben – also hochwertige Unternehmensanleihen.

Was wir schon kurz nach der EZB-Verkündung im März vermuteten, tritt jetzt ein. Die Aufkaufankündigung der EZB für „hochwertige“ Anleihen strahlt auch auf den Markt für Schrottpapiere aus. Das ist absolut logisch. Wenn die EZB das Segment für hochwertige Anleihen quasi austrocknet, müssen „echte“ Investoren zwangsläufig ausweichen auf andere Anleihen, die überhaupt noch verfügbar sind. Das ist die Chance für Unternehmen mit zweifelhaften Geschäftsmodellen und zweifelhafter Bonität, jetzt Emissionen am Markt unterzubringen, was für sie vor dem 10. März fast unmöglich war. Der Markt nimmt die EZB-Käufe schon mal vorweg und kauft alles auf, was zu haben ist.

Hinzu kommt noch ein anderes interessantes Detail. Die EZB verkündete im März es werde für ihre Aufkäufe reichen, wenn Unternehmensanleihen von mindestens einer Ratingagentur mit „Investment Grade“ (hochwertig) eingestuft werden. Hierbei sind die Ratings der drei US-Agenturen S&P, Moodys und Fitch gemeint. Eine positive Bewertung dieser Agenturen reicht, und schon ist die Kreditprüfung für die EZB „positiv abgeschlossen“. Es gab aber durch die Finanzkrise und die trockene Zeit danach viele Unternehmen, die eines oder zwei ihrer Investment Grade-Ratings verloren – und jetzt steht so manches Unternehmen nur noch mit einer einzigen positiven Bewertung der großen Drei da. Vielen private Profi-Investoren wie Fonds, Versicherungen und Pensionskassen ist das zu dünn, und sie kaufen nicht.

Der EZB aber reicht das wie gesagt aus. Ein gutes Rating, und schon ist die Firma mit ihren neuen Schuldtiteln für die EZB-Geldflut „zugelassen“. Bei vielen Investoren gelten Anleihen mit nur einem guten Rating auch schon als Hochrisikoanleihe, aber anscheinend nicht für die EZB. Sie dürfte wohl gute Gründe haben so großzügig vorzugehen. Engt sie ihr Spektrum an kaufbaren Unternehmensanleihen zu sehr ein, könnte sie den Markt für Anleihen großer Konzerne in Windeseile austrocknen – dann würde quasi der Eurozonen-Steuerzahlen der exklusive Finanzier großer Konzerne sein. Durch ein breiteres Spektrum kann die EZB ihre Käufe besser streuen und somit versuchen den Eindruck einer Art staatlichen Konzernfinanzierung vermeiden – zumindest ein wenig.

Von Emissionsbanken hört man derzeit ständig: Die Risikoaufschläge für alle Arten von Unternehmensanleihen sinken, die Anleihen gehen leichter von der Hand, ein wunderbares Szenario. Die Unternehmen freuen sich, die Banken freuen sich, und die EZB wird kaufen! Der neue ifo-Präsident Clemens Fuest sagte gestern zum bevorstehenden Kauf der EZB die Entscheidung, nun Unternehmensanleihen am Primärmarkt zu kaufen, sei fragwürdig, und eine Einladung Kredite an marode Unternehmen der EZB anzudrehen. Etwas mehr Zurückhaltung täte gut, so Fuest zur Funke-Mediengruppe. Ja, so manch Unternehmensvorstand wird jubeln, dass er seine Anleihen jetzt doch noch los wird, dank der lieben EZB. Die Banken machen gute Kommissionsgeschäfte, und die EZB… ja die EZB, die betet für einen nachhaltigen Effekt für die Inflation. Halleluja.



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2 Kommentare

  1. Wir,Jahrgang 58/59 hatten vor kurzem Klassentreffen.Es kamen immerhin fast 50%der Babyboomerklasse(ursprünglich 68 Kinder)Sie sind beinahe alle was geworden,zumindest die 90%die da waren.Die Bemerkung eines,nicht des höchstgebildeten,reichsten,unseres Jahrgangs liess mich aufhorchen!Er sagte bedeutungsschwanger:Wisst ihr( Klassenkameraden)eigentlich,dass ihr in der besten Zeit ever gelebt habt?15 Jahre nach dem Krieg der Kriege,mit meistens Eltern welche eine vollkommen neue Zeit wollten,euch vergötterten usw.Ich habe das angenommen&versuche,auch wenns schwerfällt meiner dementen Mutter im Altersheim 3mal die Woche einiges zurückzugeben!Auch wenns mich&meine 3 Brüder ca.1000€/mtl. kostet.Wärt ihr da,ohne Eltern?

  2. @Wolfgang Koch
    Eien weise und richtig gute Aussage.

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