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Eurogruppe und ESM: Bilanzkosmetik bei griechischen Staatsschulden

Klaus Regling, der Chef des europäischen Rettungsschirms, hat schriftlich dargelegt, wie der ESM mit Genehmigung der Eurogruppe eine weitere Schuldenerleichterung für Griechenland...

FMW-Redaktion

Klaus Regling, der Chef des europäischen Rettungsschirms, hat schriftlich dargelegt, wie der ESM mit Genehmigung der Eurogruppe eine weitere Schuldenerleichterung für Griechenland erreicht hat, zumindest für die Optik. Das geht so: Als erstes ist man sich einig, dass man Kreditforderungen gegenüber Griechenland aus dem zweiten Rettungsprogramm mit bisherigen Laufzeiten von 28 Jahren auf nun 32,5 Jahre streckt. Das verteilt die Schuldenlast Griechenlands über einen noch längeren Zeitraum, und senkt damit die Rückzahlung pro Jahr.

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ESM-Chef Klaus Regling. Foto: ESM

Desweiteren senkt man die Zinsrisiken und Zinsbelastungen noch weiter. ESM und EFSF haben laut eigenen Angaben Kredite über 42 Milliarden Euro an Griechenland gegeben in Form von sogenannten „Floating Rate Notes“ oder auch Floatern, also Anleihen mit flexiblen Zinsen. Steigen die Zinsen bei der EZB und am gesamten Kapitalmarkt, werden auch die Zinsen dieser Anleihen teurer. Und man darf davon ausgehen, dass bei Griechenlands Endlos-Laufzeiten und bei steigenden EZB-Leitzinsen (vielleicht ab 2018?) auch die griechischen Zinslasten deutlich steigen dürften.

Also macht man nun folgendes: Diese Floater wandelt man um in normale Anleihen mit festem Zinssatz, und außerdem mit einer noch längeren Laufzeit als bisher. Und ach Wunder, gerade jetzt sind die Zinsen in Europa gar nicht vorhanden, und gerade jetzt erhält Griechenland diese Umwandlung in feste Zinsen. Wie praktisch. So schreibt Regling auch, dass für Griechenland mit dieser Umwandlung das Risiko steigender Zinsen entfalle. Der ESM werde für die eigene Refinanzierung zukünftig selbst längere Laufzeiten emittieren, so Regling.

Laut ESM und auch der Eurogruppe sollen diese Maßnahmen dazu führen, dass Griechenlands Schuldenlast in Relation zum Bruttoinlandsprodukt prozentual bis zum Jahr 2060 um 20 Prozentpunkte absenken können. Also eine rein optische Maßnahme! Gut, ein paar Euros Zinslast werden gespart, aber im Großen und Ganzen geht es um die Optik. Vermeintlich, so darf man annehmen, geht es hierbei darum die griechischen Zahlen in ein etwas hübscheres Licht zu rücken, damit der IWF doch noch endlich an Bord kommt für die Mitfinanzierung des aktuellen Griechenland-Pakts über 86 Milliarden Euro. Denn der IWF hatte immer wieder gesagt Griechenland benötige einen massiven Schuldenerlass, bevor man selbst mitmache. Dieser Schuldenerlass findet ja (irgendwie) mit diesen Maßnahmen statt – ein ganz klein wenig zumindest. So schreibt die Eurogruppe auch hoffnungsvoll in Bezug auf den IWF:

„The IMF staff reconfirmed today its intention to recommend to the Fund’s Executive Board a new financing arrangement for Greece as soon as possible once staff-level agreement is reached in accordance with established Fund policies.“

Rein technisch hört sich das bei der Eurogruppe im Original so an:

– The smoothening of the EFSF repayment profile within the current weighted average maturity of up to 32,5 years;
-The waiver of the step-up interest rate margin amounting to 200 bps related to the debt buy-back tranche of the 2nd Greek programme for the year 2017;
-The use of the EFSF/ESM funding strategy as markets allow to reduce interest rate risk without incurring any additional costs for former programme countries. This measure will be implemented through: (i) exchanging the EFSF/ESM back-to back notes supporting the bank recapitalization loans to Greece, (ii) the ESM entering into interest rate swaps to mitigate the risk of higher market rates and (iii) introducing matched funding for future disbursements to Greece under the current programme.

The short-term debt measures will have a significant positive impact on the sustainability of Greek debt.

Den sehr offen und ohne großes Versteckspiel geschriebenen Text hierzu vom ESM-Chef Klaus Regling finden Sie hier.



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2 Kommentare

  1. Griechenland, Griechenland, Griechenland…
    …hat gerade mal knapp 5x mehr Einwohner als Neueinwanderer, die in den letzten 2 Jahren nach Europa gekommen sind – mithin Peanuts! Wären leicht und ohne viel Palaver zu alimentieren.
    Und damit gelingt es sogar, die „hartgesottene Finanzwelt“ zu beschäftigen (abzulenken von wichtigeren Themen).
    Bevor man mir nun ggf. Xenophobie oder so etwas unterstellt: Lebe die Hälfte des Jahres in Afrika. Und ich liebe sie, diese Wilden…
    P.s.: Von denen kann man einiges lernen. So sagen sie z.B. zu den Weißen: Ihr habt die Uhr, wie haben die Zeit…

  2. Moin, moin,
    vorausgesetzt der genannte Artikel ist inhaltlich richtig, dann frage ich mich, wie blöd sind die BRD Politiker. Geld verschenken an Griechenland und Co., was steckt dahinter, welchen Vorteil hat das? Eines scheint mir aber sicher, die BRD muss zahlen, wer sonst? Wieso machen es uns die Schweizer nicht nach? Sind die nicht so clever? Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

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