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Eurozonen-Arbeitslosigkeit so niedrig wie seit 8 Jahren nicht mehr, Deutschland nur 3,9%, Griechenland 23,1%

Wie kann das sein? Deutschland hat nur 3,9% Arbeitslose? Laut Statistischem Bundesamt waren es im Februar doch 6,3%. Wie immer liegt es an der Art der statistischen Erfassung. Heute haben wir die Daten...

FMW-Redaktion

Wie kann das sein? Deutschland hat nur 3,9% Arbeitslose? Laut Statistischem Bundesamt waren es im Februar doch 6,3%. Wie immer liegt es an der Art der statistischen Erfassung. Heute haben wir die Daten von Eurostat für Februar erhalten, also die europäische Betrachtungsweise anhand internationaler Standards (ILO). Wer sich als Arbeitsloser in den letzten vier Wochen nicht aktiv um Arbeit bemüht hat, gilt laut ILO nicht als arbeitslos (wie lustig…).

Daher können die Ämter europaweit die Arbeitslosigkeit brutal runterrechnen, denn wer sich bemüht und wer nicht, das liegt ja wohl im Auge des Betrachters in der jeweiligen Behörde im jeweiligen EU-Land. Dementsprechend hat Deutschland nur 3,9% Arbeitslose. EU-weit sind es nur 8,0% und in der Eurozone 9,5% – ein Rückgang um 0,1% gegenüber Januar. Rechnet man die Differenz nur bei der deutschen Arbeitslosenquote mal aus, sind es 38% weniger als nach der Berechnung der Bundesagentur für Arbeit.

Rechnet man das mal hoch, hätte die Eurozone gemäß deutscher offizieller Berechnung aktuell 15,3% Arbeitslosigkeit statt 9,5%. Griechenland als Spitzenreiter in der Eurozone mit offiziell 23,1% hätte gemäß deutscher Berechnungen sogar atemberaubende 37,3% Arbeitslosigkeit. Und auch da haben wir noch gar nicht berücksichtigt, dass (wie wir regelmäßig berichten) auch die offizielle deutsche Arbeitslosigkeit viel zu niedrig ist. Sie wiederum liegt aktuell ungefähr 36% höher als von der Bundesagentur für Arbeit offiziell berechnet.

Denn bei uns werden kranke Arbeitslose, diejenigen älter als 58 Jahre, Arbeitslose in Weiterbildungsmaßnahmen uvm einfach gar nicht als arbeitslos gezählt. Also ist die Zahl von 8 Jahren Tiefststand wohl richtig – die Tendenz geht in die richtige Richtung, aber das tatsächliche Niveau der Arbeitslosigkeit in Europa ist drastisch höher. Man könnte fast glauben dieses ganze Herausrechnen sei dazu geschaffen worden die tatsächlichen Zahlen stets möglichst kleinzurechnen? Könnte man die offiziellen Meldungen als „Fake News“ bezeichnen? Nein, denn im Kleingedruckten kann man ja stets sehen, wie die Headline-Zahlen errechnet werden. Aber… wer liest schon das Kleingedruckte?

Auszugsweise Eurostat im Originalwortlaut zu den Details:


Gemäß Schätzung von Eurostat waren im Februar 2017 in der EU28 insgesamt 19,750 Millionen Männer und Frauen arbeitslos, davon 15,439 Millionen im Euroraum. Gegenüber Januar 2017 fiel die Zahl der arbeitslosen Personen in der EU28 um 153 000 und im Euroraum um 140 000. Gegenüber Februar 2016 verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen in der EU28 um 1,852 Millionen und im Euroraum um 1,246 Millionen.

Über ein Jahr betrachtet fiel die Arbeitslosenquote im Februar 2017 in sechsundzwanzig Mitgliedstaaten und stieg in Dänemark (von 6,0% auf 6,4%) und Litauen (von 8,0% auf 8,3%) an. Die stärksten Rückgänge wurden in Kroatien (von 14,4% auf 11,6%), Spanien (von 20,5% auf 18,0%), Portugal (von 12,2% auf 10,0%) und Irland (von 8,4% auf 6,6%) registriert.

Jugendarbeitslosigkeit

Im Februar 2017 waren in der EU28 3,905 Millionen Personen im Alter unter 25 Jahren arbeitslos, davon
2,722 Millionen im Euroraum. Gegenüber Februar 2016 fiel deren Zahl in der EU28 um 475 000 und im Euroraum um 309 000. Im Februar 2017 lag die Jugendarbeitslosenquote in der EU28 bei 17,3% und im Euroraum bei 9,4%, gegenüber 19,3% bzw. 21,6% im Februar 2016. Die niedrigste Quote im Februar 2017 verzeichnete Deutschland (6,6%), die höchsten Quoten wurden in Griechenland (45,2% im Dezember 2016), Spanien (41,5%) und Italien (35,2%) registriert.



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6 Kommentare

  1. es hat ja auch den knallharten psycheffekt, dass keiner mehr die wahrheit als solche glauben will. man findet sich ab, reißt die augen nur beim shopping vor angeblichen schnäppchenschildern auf und hofft, nicht genau solch einen lumpenlohnjob wie der nachbar zu haben oder je machen zu müssen. wow wir sind doch alle so grundsolide aufgestellt in dieser, unserer lügenwelt. nur darf nie etwas passieren (krankheit usw.). lustiger weise weiß dies auch jeder. aaaber vogel strauß, sand und kopp drunter, funktioniert so etwas von erschütternd….naja. früher im westen vor der annektion des osten war es nicht anders. früh nahm der egon seine aktentache und verließ wie immer das haus. abends kam er zurück, wie immer mit aktentasche, was dazwischen will keiner wischen… ;-) ein krankes armes land und bürger. aber wir haben ja den alimentierten bereicherungszunami. der bringts…endlich verbrauch und hochwertig, humane, schweibnejobs für die altersarmut. mit volldampf zurück, geselschaftlich gesehen… lol.

  2. Zitat: „Wer sich als Arbeitsloser in den letzten vier Wochen nicht aktiv um Arbeit bemüht hat, gilt laut ILO nicht als arbeitslos“

    Ich habe den Satz jetzt dreimal gelesen um sicherzustellen das ich nichts übersehen habe, aber hat man bei der ILO wirklich so dermaßen hirnrissige Methoden Arbeitslosigkeit zu messen ??? So einen Schwachsinn habe ich ja noch nie gehört !

    Das die Arbeitslosenstatistik frisiert wird um das wahre Ausmaß zu verschleiern, ist für jeden der mal über den Tellerrand hinausblickt seit Jahren ein offenes Geheimnis. Selbst bei korrekter Berechnung der Quote dürfte der Arbeitsmarkt ausgeglichen sein haben, siehe Fachräftemangel und gleichzeitige Fachkräftezuwanderung.

    1. @Marcus
      „So einen Schwachsinn habe ich ja noch nie gehört !“
      Haben Sie noch nie die amerikanischen Arbeitslosenstatistiken gelesen? Hier ist der wahre Schwachsinn zuhause, und von hier scheinen die in Europa verantwortlichen Beamten anscheinend leider zu lernen.

  3. Das die Statistik stark geschönt ist, ist sicher aber es scheint sich doch etwas zu verbessern auch wenn die Löhne extrem gering sind, Bsp Spanien meinem Wohnort. Da ist working poor im Moment eher die Regel, mal schauen was die Demografische Entwicklung und die Automatisierung hier bewirken,

  4. Ganz genau: „Wer liest schon das Kleingedruckte?“ Die breite Masse jedenfalls nicht. Und das weiß man. Deshalb sind die Zahlen echte Fake News!

  5. Ich hoffe ja, dass die Menschen die nächste Krise nicht ungenutzt lassen und das System versenken( das hätte schon 2008 passieren müssen).
    das System wird nur noch durch Lügen und Gelddrucken am Leben gehalten, dazu zieht man den Menschen mit dem Solar- und Windkraft- Schwachsinn und der Häuserdämmung das geld aus der Tasche. Die Reichen verdienen daran und der Staat hat gute Steuereinnahmen….hoffe es kracht bald…

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