Anleihen

Die EZB und die Unternehmensanleihen: Namen und Fragen

Gestern hatten wir schon einen Blick in die Veröffentlichung der Bundesbank geworfen, welche Anleihen welcher deutschen Unternehmen sie im Auftrag der EZB in den letzten 5 Wochen...

FMW-Redaktion

Gestern hatten wir schon einen Blick in die Veröffentlichung der Bundesbank geworfen, welche Anleihen welcher deutschen Unternehmen sie im Auftrag der EZB in den letzten 5 Wochen gekauft hatte. Es waren überwiegend Dax-Konzerne, aber auch im Familienbesitz befindliche Firmen wie Bosch oder Bertelsmann. Heute gucken wir mal europaweit.

In Deutschland z.B. hatte die Bundesbank u.a. Anleihen der Firma Eurogrid gekauft, die als Mutterkonzern des Energienetzbetreibers 50 Herz firmiert. Im europäischen Ausland fällt auf, dass die dortigen Notenbanken auch gerne Anleihen aus dem Bereich „Versorger“ kaufen. Was auch auffällt: Einige Notenbanken kaufen Anleihen aus anderen Euro-Ländern. Eigentlich sollte ja die jeweilige Notenbank in ihrem Land aufkaufen. Aber die belgische Notenbank z.B. kauft auch fleißig in den Niederlanden. Auch kaufte sie eine wohl in Belgien emittierte Anleihe der JAB Holding der Familie Reimann, zu der u.a. die Kaffeemarke Jacobs gehört, wie auch die Luxus-Schuhmarke Jimmy Choo.

Die belgische Notenbank hat u.a. auch fünf Anleihen des weltweit größten Brauereikonzerns Anheuser Busch Inbev gekauft, der einen rechtlichen Sitz in Belgien hat. Da stellt sich die Frage: Landet das Geld der EZB wirklich in Belgien oder in Europa? Baut der Konzern damit neue Produktionsanlagen, schafft neue Jobs? Oder kann die Firma das billige EZB-Geld genau so verwenden für unternehmerische Zwecke im Ausland? Niemand kontrolliert das oder fragt auch nur danach. In Spanien und Italien wurden durch die dortigen Notenbanken beispielsweise gerne die „nationalen Champions“ bedacht wie Telefonica oder Telecom Italia.

Um es zusammenzufassen: In den allermeisten Fällen beglücken die Notenbanken mit ihrem Aufkaufprogramm große Konzerne, die sowieso schon regelmäßig Anleihen auf den Markt bringen. Wer kontrolliert die Mittelverwendung? Niemand, denn darum geht es offiziell auch gar nicht. Wer verhindert, dass die EZB bzw. die nationalen Notenbanken aktive Industriepolitik betreiben, in dem sie bestimmte Branchen oder Unternehmen bevorzugen? Niemand, denn all das entscheiden sie in Eigenregie. Noch eine wichtige Frage: Diese großen Konzerne, für die das regelmäßige Neu-Begeben von Anleihen Alltagsgeschäft ist, wie viele neue Jobs schaffen sie durch dieses EZB-Geld, oder wie viele zusätzliche Investitionen tätigen sie damit? Die Antwort lautet wohl zwei Mal 0.

Die Unternehmen dürften sich schlicht und einfach darüber freuen, dass sie dank der EZB noch günstiger als eh schon an frisches Geld kommen. Die EZB-Maßnahme bessert also ihre Bilanzen auf. Diese Gelschwemme der EZB soll ja die Wirtschaft stimulieren, damit die am Ende aktiver ist, damit die Produktion anspringt, mehr Jobs entstehen, und ganz am Ende mehr Inflation dabei herauskommt (irgendwie). Aber das was jetzt geschieht, wird wohl noch weniger bringen als der Kauf der Staatsanleihen. Nach den nationalen Regierungen freuen sich jetzt die großen Konzerne, dass sie schön Geld sparen können durch niedrigere Zinsen.

Und die nationalen Notenbanken? Es ist wie ein schwarzes Loch. Wer entscheidet welche Anleihen gekauft werden und warum? Es gibt keine Transparenz. Gerade bei den Versorgern kann man vermuten, dass Industriepolitik betrieben werden soll, stillschweigend und unausgesprochen, was man natürlich nicht nachweisen kann. Ist das der Zweck von Notenbanken?



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1 Kommentar

  1. Die Notenbanken handeln wie einst die kommunistischen Parteien.Theoretisch kamen florierende,allen anderen Systemen, weit überlegene Arbeiter&Bauernstaaten dabei heraus.In der Praxis(Wirklichkeit)waren sie alle pleite!Vorwärts immer,rückwärts nimmer,EZB!

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