Anleihen

EZB: auf der Suche nach Staatsanleihen

Von Markus Fugmann

Die EZB hat beschlossen, für monatlich 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere der Eurozone zu kaufen. Ca. 45 Milliarden davon sollen Staatsanleihen der Eurozone sein, so die Vorstellung der Notenbanker. Das Problem: kaum eine Bank oder Pensionsfond möchte wirklich verkaufen.

Die Banken nutzen die Staatsanleihen als Sicherheit für Kredite der EZB – eine derart günstige Liquiditätsbeschaffung möchte man sich nicht so einfach aus der Hand nehmen lassen. Hinzu kommen Kursgewinne, da man davon ausgeht, dass die Renditen der Staatsanleihen weiter sinken. Und: die EZB wird höherer Preise zahlen müssen, wenn es an Verkäufern mangelt.

Für viele Pensionsfonds etwa ist die Rendite bei der Emission einer Anleihe entscheidend. Würde man an die EZB verkaufen, stellt sich das Problem, dass man zu deutlich niedrigeren Renditen wieder einsteigen müsste. Die Investoren aber sind verzweifelt auf der Suche nach der auch noch so kleinen Rendite – und haben daher wenig Anlass, ihre Anleihen zu verkaufen.

Es wird also schwer für die EZB das angestrebte Volumen zu erreichen. Dazu muss sie hohe Preisaufschläge zahlen, um die zögerlichen Halter der Anleihen zu überzeugen. Die Notebank plant, 14% aller am Markt befindlichen Staatsanleihen der Eurozone zu kaufen. Bei deutschen Staatsanleihen hingegen beträgt der Anteil sogar 18%, ebenso wie bei den Anleihen Finnlands, der Niederlande und Luxemburgs – alle verfügen über mindestens zwei AAA-Ratings der drei großen Ratingagenturen.

Wie schwer es ist, ein derartig hohes Volumen am Markt zu bekommen, zeigt das Beispiel der Fed, die sechs Jahre brauchte, um einen Anteil von 20% aller emittierten Staatsanleihen zu kaufen. Hinzu kommt, dass Länder wie Deutschland und Spanien ihre Anleiheemissionen in 2015 deutlich geringer halten als noch im Vorjahr. Und so ist es wahrscheinlich, dass die EZB in den ersten Monaten einige verkaufswillige Institutionen findet, aber auf mittlere Sicht große Probleme haben wird, das geplante Volumen zu kaufen.



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2 Kommentare

  1. Die EZB will nur 20% der 60 Mrd. Anleihekäufe direkt abwickeln. Den Rest sollen die Zentralbanken der Mitglieder kaufen. Aus den 60 Mrd. Paket wird so ein 12 Mrd. Paket. Die ZB wie die Bundesbank werden wohl nach Marktlage entscheiden, ob man Anleihen kauft oder nicht. Staatsanleihen mit Negativzinsen zu kaufen macht für die ZBs wenig Sinn. Je nach Marktlage dürften da Monatlich 20 bis 40 Mrd. an Anleihen aufgekauft werden.

    Die ZBs der Mitglieder müssen natürlich schauen, dass ihre Banken und Versicherungen mit diesen Aufkäufen nicht zu sehr geschädigt werden.

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