Europa

EZB-Bashing? Nein, mal wieder nur Fakten…

Die Bautätigkeit fällt und fällt. Abgesehen davon entwickelt sie sich in den EU-Staaten außerhalb der Eurozone besser. So viel zum Thema "die EZB-Maßnahmen wirken und kurbeln die Realwirtschaft...

FMW-Redaktion

Man könnte den Eindruck gewinnen wir betreiben mit unseren Berichten rund um die EZB eine Art Bashing. Das sehen wir aber nicht so. Wir geben die von EU + EZB selbst veröffentlichten Fakten lediglich wieder und weisen darauf hin, dass sie das Gegenteil von dem zeigen, was Mario Draghi und seine Kollegen ständig propagieren – nämlich dass ihre Maßnahmen (Geldschwemme + Negativzinsen) funktionieren. Heute zwei Beispiele.

Die EU-Statistikbehörde Eurostat sagt heute zum Thema Produktion im Baugewerbe im Original:

„Im Mai 2016 sank die saisonbereinigte Produktion im Baugewerbe gegenüber April 2016 im Euroraum (ER19) um 0,5% und in der EU28 um 0,7%, laut ersten Schätzungen von Eurostat, dem statistischen Amt der  Europäischen Union. Im April 2016 war die Produktion im Baugewerbe im Euroraum um 0,3% gesunken und in  der EU28 um 0,6% gestiegen. Gegenüber Mai 2015 sank die Produktion im Baugewerbe im Mai 2016 im Euroraum um 0,8% und in der EU28 um 1,1%.“

By the way. Der stärkste monatliche Rückgang in der EU liegt vor in Italien mit -3,6%. Thema „Kaputte Banken“ = keine Kredite für Investitionen = rückläufige Bautätigkeit. Was sieht man auch im Chart? Die Bautätigkeit fällt und fällt. Abgesehen davon entwickelt sie sich in den EU-Staaten außerhalb der Eurozone besser. So viel zum Thema „die EZB-Maßnahmen wirken und kurbeln die Realwirtschaft an“.

Eurostat

Genau so wie mit dem Baugewerbe verhält es sich in der Eurozone auch mit den von Eurostat veröffentlichten Daten zu den Einzelhandelspreisen, den gesamten Verbraucherpreisen, Industrie-Erzeugerpreisen usw usw usw. Die Kurven gehen gen Süden, und im besten Fall mal kurz seitwärts. Erwähnen möchten wir in diesem Zusammenhang als zweite Neuigkeit eine heutige Veröffentlichung der EZB, die ja schon seit Längerem darauf verweist, wie phantastisch sich ihre Geldschwemme auf die Kreditvergabe der Banken in der Eurozone auswirkt (auch in Italien, Spanien, Portugal, Griechenland?). Beim heute von der EZB veröffentlichten „Bank Lending Survey“ (BLS), also einer Umfrage unter Banken zur Kreditvergabe, gibt es drei Hauptschlagzeilen:

Further improvement in loan supply conditions for loans to enterprises and households, and a continued increase in loan demand across all loan categories

Merger and acquisition activity played an important role in contributing to demand for loans to Enterprises

Euro area banks further strengthened their capital positions and reduced their risk-weighted assets

Das heißt: Die Lohnvergabekonditionen haben sich weiter verbessert (wg. Negativzinsen usw). Und dann der zweite Punkt? Hauptverantwortlich für die Zunahme der Nachfrage nach Krediten durch Unternehmen sind Übernahmen und Fusionen. Also fragen Unternehmen Kredite zunehmend nach um andere Firmen aufzukaufen. Quasi gratis verschulden und die Konkurrenz aufkaufen, dann durch Zusammenlegen von Abläufen Mitarbeiter entlassen. Damit erreicht man letztlich das Gegenteil von dem, was man mit billigen Krediten erreichen wollte – nämlich mehr wirtschaftliche Aktivität, mehr Investitionen, mehr Arbeitsplätze, steigende Preise. Die EZB scheint wohl immer noch nicht begriffen zu haben, dass mehr Geld im Kreislauf letztlich immer zu mehr Aktivität am Finanzmarkt führt, aber nicht unbedingt in der Realwirtschaft.

Ein konkretes Konjunkturprogramm einer Regierung kann direkt neue Arbeitsplätze in der Realwirtschaft schaffen (Bau von Brücken, Straßen etc). Firmen einfach nur billiges Geld in die Hand drücken ohne Auflagen… eigentlich jedem außer der EZB scheint klar zu sein, dass dabei keine neuen Jobs rumkommen.



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6 Kommentare

  1. Leider, ein sehr treffender Kommentar zur Lage… Bitte EZB lesen!

  2. Schon mal dran gedacht das die EZB, Draghi und Co vielleicht die Privatwirtschaft
    die gar nicht fordern will sondern durch aufkaufen von Firmen Ihre Macht stärken, und
    sollte der Plan Schieflaufen ist ja noch immer der Steuerzahler da der die Kosten übernehmen darf. Ist doch ein tolles Geschäft durch Kredite Firmen kaufen und durch
    den Steuerzahler absichern lassen.Man sollte doch nicht glauben diese Leute vielleicht
    das Wohl der Bürger am Herzen liegt.

  3. Warum ist niemand in der Lage, dem Treiben der EZB ein Ende zu setzen?
    Die EZB sollte sich auf’s Gelddrucken konzentrieren und anstelle von QE und anderem Gedöns monatlich dem gemeinen Bürger eine paar Scheine überweisen, um diese für entgangene Altersvorsorge- und Zinseinkünfte zu entschädigen und gleichzeitig den Konsum ankurbeln. Und das bitteschön bis 2020.

    Das aktuelle finanzielle System soll mit aller Macht „am Leben“ erhalten werden und ist doch todkrank!. Ein System, indem mittlerweile nur noch elitäre Kreise profitieren! Das sind die Finanz-Strippenzieher, die Politiker-Kaste und die Wirtschaftsmagnaten!
    Wenn ein Volk nicht mehr vom Mehrwert der erbrachten Leistung partizipiert,
    besser: beteiligt wird, ist es eine Frage der Zeit, bis es auf den Straßen ist!
    Ich hoffe nur dann, dass es genau so unblutig wird wie 1989!

    1. Ach wie wäre das schön….aber, heute geht „der Deutsche“ nicht mehr auf die Straße.
      1989 war es die Jugend, welche vorweg gegangen ist.
      Schau Dir doch bitte heute mal in Deinem Umfeld die nächste Generation an. Glaubst Du wirklich, die gehen als Bewegung wieder auf die Straße?
      Ich glaube, die meisten haben noch nicht einmal verstanden das ihre Zukunft geplündert wird, und sie somit gar keinen Anlass sehen etwas „in Bewegung zu bringen“. Ausserdem ist das anstrengend…….das geht nicht vom Smartphon aus….da muss man selber los

    2. Dem gemeinen Bürger etwas überweisen, das Geld unter die Leute bringen, die es brauchen… Das wäre tatsächlich die Variante, die zu den gewünschten Ergebnissen führen könnte.
      Geld zu drucken, es an die Banken zu geben, die es nicht haben wollen und nur an die ausgeben, die keine Kredite brauchen, erscheint tatsächlich etwas dubios und wirkungslos.
      Es ist eine draghische ;) Situation

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