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EZB-Cœuré: die Deutschen sind doch selbst schuld..

FMW-Redaktion

Der Draghi-Vertraute Benoît Cœuré hat in einem Interview mit „Politico“, das auch auf der Homepage der EZB veröffentlicht wurde, die Geldpolitik der Notenbank verteidigt. Die EZB habe nur ein Mandat – nämlich die Inflation in Richtung 2% zu bringen. Und genau das würde die EZB derzeit tun, durhc den Negativzins und andere Maßnahmen. Die Kritik daran aus Deutschland sei schwer zu verstehen, denn es sei vorwiegend Deutschland gewesen, das auf dieses Mandat der EZB bestanden habe. Daher entbehre die deutsche Kritik nicht einer gewissen „Ironie“:

„Europe nowadays is a source of irritation for many. Not only its monetary policy, and not only in Germany. We will keep explaining to our critics in Germany – and also to German savers – that their country is one of the main beneficiaries of the euro. A stronger euro area, with inflation of below but close to 2%, would be good for Germany.

As for the debate we may have from time to time with some academics in Germany, I would say there is a certain irony in them taking us to task because we are focusing on our inflation target, since it is at Germany’s insistence that the ECB was given that mandate – and that mandate only – in the euro’s founding treaties, and in my view rightly so.“

Deutschland also als einer der Hauptnutznießer der EZB-Geldpolitik – so ganz falsch ist das sicher nicht. Denn die EZB schwächt den Euro, was wiederum Exportnationen wie Deutschland natürlich zugute kommt.

ECB Board Members - Benoît Cœuré
ECB Board Members – Benoît Cœuré

EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré
Foto: EZB

Benoît Cœuré sprach sich auch gegen das zuletzt heiß diskutierte Helokiptergeld aus – das sei theoretisch interessant, aber in der Praxis kaum umzusetzen. Als Geldpolitker müsse er solche Konzepte ablehnen:

„If we decided to get into that discussion, we would have to deal with many questions, such as: how exactly would it work in practice? How would “helicopter money” fit within our monetary policy? And finally and most importantly, how do we make sure it doesn’t cross the line between monetary and fiscal policy? To be honest, I don’t see how it could work without some kind of risk-sharing with governments, which could be practically and legally problematic. So whatever my own intellectual interest in helicopter money, as a Governing Council member I have a fair deal of skepticism and circumspection.“

Insgesamt seien die auch in Deutschland viel kritisierten Negativzinsen nur eines unter mehreren Instrumenten. Man könne nie ausschließen, dass die Zinsen noch negativer würden, sonst würde man seine Glaubwürigkeit als Notenbank gefährden, so Cœuré weiter. Für Banken sei das überwiegend kein Problem, weil sich die Margen der Geldhäuser überwiegend verbessert hätten. Gleichwohl könne man die Zinsen nicht in „absurd negatives Terrain“ senken:

„Banks’ profitability has improved when you look at the global overall impact of our monetary policy, that is, stronger credit demand and lower risk in the economy. And, as a matter of fact, the interest margin of banks has gone up, not down. Of course, the impact is different depending on banks’ business models and on how negative the rates are. I think banks have been reassured about the possible negative impact of negative rates on some of them. They know we will not take rates into absurdly negative territory. But we can never rule out further moves. That would not be credible anyway.“

Die EZB hat also alles richtig gemacht – wir haben es ja schon immer gewußt!



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5 Kommentare

  1. Ich stamme zwar nicht aus den Neuen Ländern,hatte allerdings nach der Wende etliche Kollegen von dort.Von daher kenne ich das Bonmot:Die EZB,die EZB,die hat immer Recht!Mit geldpolitischem Gruss,Genosse Direktoriumsmitglied.

    1. Halblang, Meister, jetzt werden Sie allerdings generalisierend unverschämt!

      1. Grüss Gott Frau/Herr Joah!Ich bin und empfinde mich nicht als Meister,auch nicht halblang,obwohl ich maskulinerseits mehr als halblang zu bieten habe.Auf FMW,soll es schliesslich nur um Wirtschaft&Börse gehen.Der,galaktisch tiefe,Instrumentenkasten des Klingonen Draghi,macht mir heftige German Angst!Werde ich irgendwie davonkommen?Ich hoffe schon,bin aber eher skeptisch.

        1. Ablenken von Ihrer Fehlbehauptung hilft nicht, wenn man einen Bevölkerungsanteil verunglimpfend als „Dumme“ abstempelt, die angeblich nur der KP hinterher rennen sollen (?!). Das genaue Gegenteil ist der Fall, denn wir kennen das Ergebnis und deren Auswirkung schon, die andere Hälfte eher nicht.

  2. Vielleicht sollten die EZB-Granden bei der ukrainischen Nationalbank in die Lehre gehen. Hier (ich bin z.Z. in Kiew) liegt die Inflation bei ca. 20%, man ist wesentlich erfolgreicher, bei der Entwignung der einfachen Bevölkerung. Komischerweise freut sich keiner darüber….

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