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EZB-Entscheidung: Dieses wichtige Detail scheint niemand so wirklich zu beachten…

FMW-Redaktion

Die EZB senkt die Negativzinsen weiter ab, Leitzins auf 0, QE von 60 auf 80 Milliarden pro Monat ausgeweitet, so weit so gut (oder schlecht?). Aber ein Detail ging so richtig unter in Mario Draghi´s PK und den Verkündungen der EZB ab 14:30 Uhr. Es wurde zwar auch erwähnt, aber auch die Pressevertreter scheinen die Bedeutung dieses Dammbruchs in der EZB-Politik noch nicht wirklich realisieren zu wollen…

EZB Mario Draghi
Mario Draghi. Foto: EZB

Das QE (Anleihekaufprogramm) wird ab April von 60 auf 80 Milliarden Euro ausgeweitet. Und die EZB verkündete auch genau das, was wir vorher schon vermutet hatten. Sie wird nicht mehr ausschließlich Anleihen von Staaten und halbstaatlichen Instituten kaufen. Nein, sie beginnt gegen Ende des 2. Quartals auch damit Unternehmensanleihen zu kaufen (ausgenommen Anleihen von Banken).

Zitat EZB:

„The Governing Council of the European Central Bank (ECB) today decided to establish a new programme to purchase investment-grade euro-denominated bonds issued by non-bank corporations established in the euro area with the aim of further strengthening the pass-through of the Eurosystem’s asset purchases to the financing conditions of the real economy. As a result, and in conjunction with the other non-standard measures in place, the CSPP will provide further monetary policy accommodation and contribute to a return of inflation rates to levels below, but close to, 2% in the medium term.“

Der Markt für öffentliche Anleihen war schon ausgetrocknet, und die naheliegende (aber bisher unwahrscheinliche) Annahme die EZB könnte jetzt auch den privaten Kreditmarkt aufkaufen, wird jetzt also Realität. Die Tragweite wird den Marktteilnehmern wohl erst in den nächsten Monaten so richtig bewusst werden! Banken und andere Institutionelle werden auch auf diesem Markt jetzt zunehmend von der EZB verdrängt, die mit ihrem Kaufvolumen das gesamte vorhandene Nachfragevolumen für Unternehmensanleihen natürlich erhöhen wird.

Das fast zwangsläufige Resultat: Anleihe-Emittenten die es bisher schwer hatten Anleihen zu platzieren oder denen bisher sogar niemand ihre vielleicht dubiosen Papiere abkaufen wollte, haben jetzt schlagartig eine viel bessere Position. Es wird ihnen viel leichter gemacht ihre Papiere am Markt zu platzieren, da private Investoren (verdrängt durch die EZB) jetzt andere Unternehmensanleihen kaufen müssen als bisher bzw. sich auf die Suche nach Alternativen machen müssen. Die Vermutung liegt nahe, dass jetzt kaputte Firmen aus ihren Löchern gekrochen kommen und erneut versuchen Schulden am Anleihemarkt aufzunehmen, die ihre Hoffnung auf Käufer schon aufgegeben hatten.

Die EZB hat ja verkündet, (siehe Tweet oben) dass sie nur „Investment Grade“-Unternehmensanleihen kaufen wolle, also nur solche die von Ratingagenturen als investitionswürdig angesehen werden. Damit verdrängt sie Pensionskassen, Versicherungen und Banken automatisch von den hochwertigen Anleihen, die sich nach „sonstigen“ Anleihen umschauen müssen! Jetzt ist es so weit, nun mal los Herr Draghi!



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7 Kommentare

  1. Logisch: wenn Staaten keine Schulden machenl:

    gibt es eben keine neuen Staatsanleihen mehr,
    sondern nur noch andere Schuldner

    ( ganz kleines “ ein mal eins „, my humple opinion ).

  2. Mmh, und da die Pensionskassen etc. ja eigentlich den übrigbleibenden Sondermüll auch nicht kaufen dürften, wird es wohl langsam ein bisschen eng für die Fans der kapitalgedeckten Rentensysteme – egal, ob man nun die Anforderungen für Pensionsfonds senkt oder ihnen schlicht die Anlageprodukte ausgehen.

  3. Alles klar, dann gründe ich jetzt schnell ne GMBH – mit beschränkter Haftung – großgeschrieben, -Emittiere Anleihen zu 6,66 % / a in einem Volumen von NUR 666 Millionen, Lege dieses Geld in Staatsanleigen an und Wette privat gegen den Absturtz dieser Papiere. Ein Totsicherer Deal !!!

    1. Die Bosheit muss im Subtext mitschwingen

  4. Echt jetzt… Unsere notleidenen Firmenanleihen werden jetzt alle durch die EZB aufgekauft ??? Naja, die Banken kenn das Spiel beriets schon. Nun sind eben die Geschäfts`tüchtigen´ drann. Dadurch wird das Ziel von 2% Inflation bald von weit oben her anzugehen sein. Solange VW dann seine Strafzahlungen in EURO begleicht – soll es mir recht sein!

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