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EZB, Inflation, Löhne: Herr Draghi, bitte woanders hingucken!

Heute nun eine weitere Episode unserer Fakten-Serie. Vorab Herr Draghi, bitte lesen Sie nicht weiter, denn auch diese Fakten passen nicht in Ihre Argumentationslogik, dass "alles nach Plan läuft"...

FMW-Redaktion

Wir veranstalten ja bereits eine Endlos-Schleife aus Artikeln, die sich mit dem EZB-Projekt „Wir heizen die Inflation an Richtung 2%“ beschäftigen. Diverse Male haben wir schon das völlige Scheitern der EZB-Maßnahmen aufgezeigt, wenn auch wenn sie ständig behauptet alles laufe nach Plan. Dennoch verharrt die Eurozonen-Inflation weiter bei lächerlichen +0,2%, wo das Ziel doch eher 2,0% ist (Chart).

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Heute nun eine weitere Episode unserer Fakten-Serie. Vorab Herr Draghi, bitte lesen Sie nicht weiter, denn auch diese Fakten passen nicht in Ihre Argumentationslogik, dass „alles nach Plan läuft“. Beim wichtigsten Eurozonen-Mitglied Deutschland läuft es ganz und gar nicht wie gewünscht. Heute wurden nämlich auf Jahresbasis die aktuellsten Daten zur Lohnentwicklung veröffentlicht. Der Reallohn stieg zuletzt auf Jahresbasis um +2,3%. Ist man ganz böse, könnte man fast unterstellen die Damen und Herren vom Statistischen Bundesamt wollen der EZB einen reinwürgen, weil sie diesen Satz gleich ganz am Anfang schreiben:

„Der Reallohnindex in Deutschland ist nach den Ergebnissen der Vierteljährlichen Verdiensterhebung vom zweiten Quartal 2015 bis zum zweiten Quartal 2016 um 2,3 % gestiegen. Der Verbraucherpreisindex legte im selben Zeitraum um 0,1 % zu.“

Im Klartext: Die Löhne steigen anständig, die Inflation rührt sich nicht von der Stelle. Die EZB will mit immer mehr gedrucktem Geld und immer billigerem Geld mehr wirtschaftliche Aktivität bei den Unternehmen und mehr Konsum bei den Konsumenten erzeugen, was die Preise pushen soll. Doch das geschieht nicht. Genau so gibt es die ökonomische Theorie, dass Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Gewerkschaften Inflation erwarten aufgrund einer drastisch gelockerten Geldpolitik. Als logische Folge davon vereinbaren sie zügig höhere Gehälter, damit die Arbeitnehmer bei der einsetzenden Inflation die steigenden Preise mit ihren steigenden Löhnen auch bezahlen können. So weit die Theorie.

Wie die Fakten heute zeigen, verwandelt sich diese Theorie nicht in eine greifbare Realität. Links in der unteren Grafik sieht man für die jeweiligen Quartale die Lohnsteigerungen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr. Ganz rechts sieht man für die selben Jahresvergleiche die Inflation in Deutschland. Das sagt doch alles, oder? Die Einzelhandelsumsätze steigen vom Volumen her ordentlich an, die wie Fakten eindeutig belegen. Der Bürger setzt seine höheren Löhne also in mehr Konsum um, aber eben nicht zu höheren Preisen. Wann wird das endlich mal bei der EZB verstanden? Automatisierung, Preiskrieg, Preisdruck durch Onlinehandel, niedriger Ölpreis – schon mal davon gehört?

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Auch interessant ist dieser Vergleich, wie sich Löhne und Inflation entwickelt haben in den Zeiträumen 2007-2015 einerseits, und 2. Quaratl 2015 bis 2. Quartal 2016 andererseits (rot markiert).

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4 Kommentare

  1. Auch wenn ich mich wiederhole: Bitte nicht Verbraucherpreisindex und Inflation gleichsetzen. Das lässt die Entwicklung der Vermögenspreise außen vor. Dort spielt die Musik.

  2. Der Schreiber hat nicht alles verstanden. Die EZB ist nicht so dumm wie der Schreiber sie darstellt. Und erfolgreich war sie auch, denn ohne ihr Eingreifen hätten wir eine fette Deflation.

  3. @Markus Fugmann. bei der Arbeitslosenstatistik hinterfragen Sie die offiziellen Zahlen super. Die Inflation von 0,2% ist leider nur ein Produkt für Marios Märchenstunde, der tapfere Deflationskämpfer. Das Totschlagargument für seine QE-Skeptiker. Der Warenkorb wird immer so zusammengesetzt und mit entprechenden Abzügen für Innovationen garniert, daß das passende Ergebnis rauskommt. Politisch gewollt, China läßt grüßen. Man kann das alles ernst nehmen, oder z.B. einen Artikel der Realinflation widmen

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