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Facebook-Zuckerberg spendet 45 Mrd Dollar – „gigantisches Geschenk“ vs „größte Steuervermeidung ever“

FMW-Redaktion

Facebook-Chef Mark Zuckerberg trommelt großspurig. Er spendet zusammen mit seiner Frau 99% seiner Facebook-Aktien im Laufe seines Lebens an wohltätige Zwecke. Aber wie genau wird das laufen? Alles eine prima Sache, oder „die größte Steuervermeidung ever“, wie in den USA so mancher vermutet?

Facebook Zuckerberg
Guillaume Paumier / Wikipedia (CC BY 3.0)

Eine gigantische großzügige Spende

Es ist eine simple tolle Sache. Der erst 31jährige Mark Zuckerberg und seine Frau haben vor im Laufe ihres Lebens 99% ihrer Facebook-Aktien zu spenden für wohltätige Zwecke. Dafür sollen nach und nach kleine Anteile an der Börse zu Geld gemacht werden. Was soll mit dem Geld genau gemacht werden? Dazu sagt Zuckerberg in einem öffentlichen Brief an die eigene neu geborene Tochter (kitschige PR, aber so sind die Amis eben), dass man „personalisiertes Lernen“ fördern will. Man will auch gegen Krankheiten kämpfen, und man möchte „Menschen verbinden und daran arbeiten starke Gemeinschaften zu schaffen“. Das letzte klingt irgendwie nach Facebook, aber auch das liegt vielleicht nur daran, dass Zuckerberg berufsbedingt den ganzen Tag so redet. Also auch das ist nicht schlimm. Auch will man mit dem Geld gegen Armut kämpfen.

An der US-Westküste ist im Augenblick ein großer Wettbewerb im Gange, welcher Tech-Milliardär am meisten Geld für gute Dinge spendet. Abgesehen vom Selbstdarsteller-Faktor werden die Empfänger der Gelder darüber nicht schimpfen, denn Geld ist Geld. So sind gerade einige Milliardäre dabei große Teile ihres Vermögens zu verschenken. Immerhin besser als würde das Geld in Fondsanlagen versauern.

Nur eine Aktion um Steuern zu vermeiden?

Um die frei werdenden Gelder zu verwalten, wird von den Zuckerbergs die „Chan Zuckerberg Initiative“ ins Leben gerufen. Hört sich nach Stiftung an. Es soll aber eine Kapitalgesellschaft (limited liability company) geschaffen werden und eben keine Stiftung oder gemeinnützige Organisation. Hierzu schreibt z.B. die „NYT“:

„By using a limited liability company instead of a nonprofit corporation or foundation, the Zuckerberg family will be able to go beyond making philanthropic grants. They will invest in companies, lobby for legislation and seek to influence public policy debates, which nonprofits are restricted from doing under tax laws. A spokeswoman for the family said that any profits from the investments would be plowed back into the Chan Zuckerberg Initiative for future projects.“

Auch dieser Tweet, der nach 3 Stunden schon 358 Retweets hat, zeigt wie kritisch das Umbuchen von Privatvermögen in eine Kapitalgesellschaft gesehen wird. In der Tat kann man sich fragen: Warum konnte Zuckerberg nicht einfach eine Stiftung gründen?

Man geht also davon aus (NYT), dass Zuckerberg über dieses Vehikel nicht nur kranken Kindern und Schulen helfen, sondern u.a. auch Lobbyarbeit bezahlen und in Unternehmen investieren wird. Und in der Tat: Wenn Zuckerberg bei dieser „Initiative“, die ja eine Kapitalgesellschaft ist, den Vorstand bekleidet, kann er eigentlich mit dem Geld genau so weiter agieren als wäre es noch auf seinem Privatkonto – nur liegt es jetzt eben in einem Firmenkonto. Wie genau das Konstrukt ausgestaltet wird, ist noch nicht klar, daher sind Vermutungen über Details nicht möglich, aber das böse Gerücht der „größten Steuervermeidung ever“ macht die Runde. Das hängt natürlich von den Details ab, die noch nicht bekannt sind – aber grundsätzlich spart man als Privatperson natürlich Steuern, wenn die Vermögensverwerte in ein Unternehmen eingebracht werden, das z.B auch Kosten gegenrechnen kann uvm.

Bleibt noch die generelle Kritik, wie Mark Zuckerberg zu diesem Vermögen von 45 Milliarden Dollar gekommen ist. Der hohe Börsenwert entstand durch die Profitabilität und die Zukunftsaussichten von Facebook selbst, und das liegt auch daran, dass die Firma vielerorts fast gar keine Steuern zahlt. Wenn man so argumentieren will, kann man sagen die im Ausland gesparten Steuern verhalfen Facebook zu höheren Börsenkursen, was Zuckerberg zu mehr Vermögen verhalf, welches er jetzt nach eigenem Gutdünken umverteilen kann. Hätte Facebook weltweit anständig Steuern gezahlt, hätten die jeweiligen Regierungen demokratisch legitimiert entscheiden können, wem die Gelder zu Gute kommen – so entscheidet es jetzt Zuckerberg mit seiner „Initiative“.

Auch wenn Mark Zuckerberg tatsächlich den Steuerspar-Gedanken im Hinterkopf haben sollte, und auch wenn er tatsächlich vor hat mit dem Geld dieser Initiative in Aktien zu investieren oder Lobbyarbeit zu betreiben, und auch wenn man berücksichtigt, wie der Börsenwert von Facebook entstanden ist: Man kann bei der enormen Publicity davon ausgehen, dass ein guter oder großer Teil der Gelder in tatsächlich wohltätige Zwecke fließen wird (ansonsten größter Shitstorm ever), und das ist letztlich allemal besser als wenn sich Mark Zuckerberg bis ins hohe Alter seinen Depotauszug anschaut um sich am Depotwert von 45 Milliarden Dollar zu ergötzen. Spenden ist da allemal die bessere Alternative, wenn man sonst nicht weiß wohin mit dem Geld!




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4 Kommentare

  1. „Man kann bei der enormen Publicity davon ausgehen, dass ein guter oder großer Teil der Gelder in tatsächlich wohltätige Zwecke fließen wird (ansonsten größter Shitstorm ever)…“

    Der Mensch vergisst schnell und merkt sich nur das Gute (hier: die „gute“ Nachricht). Ist psychologisch bedingt.

  2. Man sollte bedenken, dass es die Menschen – oder wie ich sie nenne, die Produkte – mit einem Facebookprofil waren, die diesen gigantischen Reichtum aus NICHTS geschaffen haben, den Zuckerberg nun gemeinnützig zu seinem Vorteil nutzt ;)
    Zuckerberg kann primär erstmal nichts dafür, wenn Menschen sich gezwungen sehen, ihr komplettes Leben vor der Werbeindustrie auszurollen…

  3. Danke für die Hintergründe.
    Bei einem echten Datenschutz wäre der Börsenwert wahrscheinlich deutlich niedriger. Das Gleiche würde gelten bei einem Wegfall des repressiven Kurses der FED und einem normalen Zinsniveau. Und wenn große Privatvermögen sich die Politik kaufen, dann stimmt etwas grundsätzlich nicht.

  4. Leute ihr seid auch mit nichts zufrieden. Da spendet einer, der zum richtigen Zeitpunkt das Richtige am Markt hatte, Geld und nun wird erstmal alles hinterfragt. Zuckerberg nutzt doch nur die legalen Dinge die diese Politik doch gewollt platziert hat. Steuerschlupflöcher für Reiche! Nun frage ich wer würde nicht gerne Steuern sparen???? Und ob „Regierungen demokratisch legitimiert entscheiden können“ ha, Steuergelder für Kriegsgeräte in die Ukraine?? Steuergelder für die demokratische Türkei?? Steuergelder für eine unfähige und überbezahlte EU?? Dann ist mir Zuckerberg lieber auch wenn er daraus auch noch Nutzen ziehen sollte.
    Hier sieht man nur das ungerechte handeln der Politiker die so eine Geldansammlung unterstützen und den „kleinen Mann“ das Geld aus der Tasche ziehen zu Gunsten der Reichen.

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