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Fallender Ölpreis: Saudis widersprechen sich selbst um US-Frackern Angst zu machen

Ein fallender Ölpreis ruft zügig die bekannten Marktteilnehmer auf den Plan. Kein Produzent mag fallende Ölpreise, aber ebenso möchte kein Produzent Marktanteile verlieren - erst recht nicht an neu hinzugekommene Konkurrenz, die nicht wirklich...

FMW-Redaktion

Ein fallender Ölpreis ruft zügig die bekannten Marktteilnehmer auf den Plan. Kein Produzent mag fallende Ölpreise, aber ebenso möchte kein Produzent Marktanteile verlieren – erst recht nicht an neu hinzugekommene Konkurrenz, die nicht wirklich kontrollierbar oder ansprechbar ist. So verhält es sich derzeit mit der OPEC und den US-Frackern. Es kommt, wie es kommen musste. OPEC und Nicht OPEC-Staaten haben in den letzten Wochen ihre Produktion um fast 1,8 Millionen Barrels pro Tag gekürzt, was aufgrund der zahlreichen Kürzungs-Teilnehmer und all ihrer Einzelinteressen eine beachtliche Leistung ist, die wir letztes Jahr so kaum für möglich gehalten hätten!


Fracking-Turm in den USA. Foto Gemeinfrei

Die Fracker sehen ihre Stunde gekommen und erhöhen ihre Fördermenge. Einerseits kann man das ablesen an den rasch steigenden Zahlen der aktiven US-Bohrlöcher. Aber ebenso zeigen offizielle Zahlen der US-Energiebehörde EIA aus dieser Woche, dass man für das laufende Jahr seine Prognose für die US-Fördermenge von 8,98 Mio auf 9,20 Millionen Barrels pro Tag erhöht hat. Für 2018 erwartet man statt bisher 9,53 Mio nun 9,73 Mio Barrels pro Tag. Und diese Prognose dürfte verdammt defensiv angelegt sein. Die Fördermenge wurde jüngst mit 9,09 Mio Barrels pro Tag auf dem höchsten Stand seit 1 1/2 Jahren vermeldet.

Das würde in der Realität bedeuten: Wo die Golfstaaten, Russland etc jede Menge Angebotsmenge zurückfahren und damit auf dem globalen Ölmarkt Platz schaffen, füllen die US-Fracker, Kanadier, Brasilianer etc diese Lücke mit einer schön steigenden eigenen Fördermenge, just in diesen Wochen. Das kann aber kaum Sinn und Zweck der OPEC-Anstrengungen gewesen sein. Man wollte ja die globale Brutto-Fördermenge in der Realität senken, und nicht seinen Marktanteil durch Konkurrenten abjagen lassen. Der Ölpreis soll steigen. Aber so wird das nichts.

Die drastisch steigenden Lagerbestände an Öl, die in den USA auf einem Rekordhoch liegen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1982, zeigen auch eine aktuell vorhandene Überproduktion. Was also tun aus Sicht vor allem der Golfstaaten? Bisher hörte man von deren Vertretern in den letzten Monaten mehrmals, dass die Aktivitäten der US-Fracker einen selbst nicht interessieren würden. Darauf hätte man eh keinen Einfluss, man kümmere sich nur um die eigene Förderung, so sinngemäß diverse Aussagen von OPEC-Vertretern seit November. Aber es ist klar, dass das nur eine vorgespielte Lockerheit ist.

Wie man aktuell als Gerüchte aus Finanzkreisen hört, sollen saudische Offizielle bei einer Öl-Konferenz in den USA Chefs großer US-Ölkonzerne direkt angesprochen haben. Angeblich sollen sie ihnen gesagt haben, dass die Fracker nicht automatisch davon ausgehen dürften, dass die OPEC ihre Fördermengenkürzung über Mai hinaus verlängert. Dabei hatten die Golfstaaten doch genau so eine Verlängerung vor Kurzem vorsichtig angedeutet. Wenn die Fracker von einer Verlängerung der OPEC-Kürzung ausgehen, könnten sie schön entspannt ihre eigene Förderung weiter hochfahren.

Gesichert ist die Information der aktuellen saudischen Aussagen nicht, aber es ist logisch nachvollziehbar, dass sie so getroffen wurden. Mit der Drohung einer „Nicht-Verlängerung“ der Kürzung signalisiert man den Frackern: Hey, wenn ihr so weitermacht mit eurer steigenden Fördermenge, dann fluten wir den Markt eben erneut mit Öl, sorgen für schnell fallende Preise, und machen eure Margen erneut kaputt wie beim inoffiziellen „Ölpreiskrieg“ ab 2014. Wenn die OPEC ab Ende Mai die Fördermengenkürzung nicht verlängert, kommt aus den Golfstaaten, Russland etc aller Wahrscheinlickeit nach wieder deutlich mehr Angebotsvolumen auf den Markt.

Das Paradoxe daran ist, dass womöglich bei diesem Szenario die Fracker ihre Fördermenge nicht zurückfahren, sondern erstmal kräftig weiter pumpen. Denn einerseits ist die Effektivität bei den Frackern in den letzten zwei Jahren kräftig gestiegen, womit der Break Even drastisch gesunken ist – andererseits haben viele von ihnen gerade jetzt begonnen frisch in neue Förderung zu investieren. Das gibt man nicht sofort wieder auf. Der Ölmarkt bleibt ziemlich unberechenbar. Mal sehen, welche Signale die Golfstaaten in den nächsten Tagen und Wochen öffentlich über Interviews senden werden. „Ja wir verlängern die Kürzung ab Mai“ um den Ölpreis zu pushen, oder „Nein es wird wohl doch nichts mit der Verlängerung“ um den Frackern mit womöglich fallenden Kursen Angst zu machen? Es könnte passieren, dass sie darauf nicht reagieren!



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1 Kommentar

  1. Guter Artikel.Ich sags mal so mit 50$ können die Fraker wohl gut leben (überleben).
    Die Saudis aber nicht!

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