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Flatex-Kunden werden bei der Einlagensicherung herabgestuft

FMW-Redaktion

Flatex selbst ist keine Bank, sondern als Broker vermittelt man seine Kunden an die angeschlossene biw-Bank, die letztlich die Kundeneinlagen hält. Bisher war die biw-Bank freiwillig Mitglied im „Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken e.V.“ Das ist zwar für alle Banken in Deutschland eine freiwillige Veranstaltung, gehört aber als Standard in der Branche zum guten Ton. Wer hier nicht Mitglied ist, macht sich evtl. verdächtig, dass da was nicht stimmt – so kann man es ausdrücken.

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Grafik: Flatex

Durch die Mitgliedschaft beim Bankenverband ist jedes Kundenkonto bei Flatex (zumindest theoretisch) mit 20% des haftenden Eigenkapitals versichert, also 3,7 Mio Euro in diesem Fall, pro Konto! Die Gelder für diese enorm hohe Einlagensicherung sparen alle Mitgliedsbanken in einem Extra-Topf an. Jetzt verkündete Frank Niehage, Chef des Mutterkonzerns fintech man werde noch dieses Jahr seine Mitgliedschaft beim Bankenverband kündigen, so wird er in der Welt zitiert. Damit wird die Extra-Einlagensicherung für die Kunden automatisch wegfallen, und zukünftig gilt „nur noch“ die gesetzliche Regelung von pauschal 100.000 Euro pro Konto. Berücksichtigen muss man hierzu natürlich, dass mit der Sicherung immer die Bankguthaben (Sparbuch, Termingeld etc) gemeint sind. Von einer Bank verwaltete Aktien etc wären von einer Pleite sowieso nicht betroffen. Nach eigenen Angaben hat Flatex aktuell 134.000 Kunden.

Interessant ist vor allem die Frage, ob die biw freiwillig und aus eigenem Antrieb aus dem Bankenverband ausscheidet, oder ob man unausgesprochen freundlich darum gebeten wurde. Man muss bedenken: Bei Online-Brokern bzw. dessen angeschlossenen Banken verwahren Kunden, die aktiv an der Börse handeln, normalerweise nur möglichst kleine Cash-Bestände, die fürs Trading notwendig sind. Große Reserven, Sparguthaben etc belässt man ja in der Regel bei seiner Hausbank. Deswegen dürfte nur eine sehr kleine Zahl von Kunden mit Broker-Konten überhaupt über die Grenze von 100.000 Euro Cash kommen, egal um welchen Broker in Deutschland es geht. Laut Niehage kommen 95% der Flatex-Kunden gar nicht in den Genuss dieser Extra-Sicherung – also liegen folglich nur 5% der Kunden über der 100.000 Cash-Grenze. biw spare jährlich 1 Mio an Kosten durch das Ausscheiden aus dem Bankenverband.

Dennoch wirft der Austritt Fragen auf, da die Mitgliedschaft im Bankenverband einfach mehr (gefühlte?) Sicherheit bietet. Laut Niehage habe der biw durch den Bankenverband kein Rauswurf gedroht, auch wenn man Auflagen gehabt habe – z.B. hätte man mit den Bargeldbeständen der Kunden nur sehr sicher arbeiten dürfen, z.B. bei der EZB hinterlegen. Das kann man wohl als Sicherheitsmaßnahme des Bankenverbandes ansehen, weil die biw einen deutlich höheren Hebel hat als viele andere Banken. Das bedeutet das Verhältnis von Eigenkapital der Bank zu Kundeneinlagen liegt bei 50 statt normalerweise bei 20. Diese Relation solle aber kurzfristig verbessert werden. Auch muss man bedenken, dass Banken, die ihre Cash-Bestände bei der EZB parken, aktuell sogar draufzahlen müssen anstatt Zinsen zu erhalten – also ist das definitiv ein Minusgeschäft!

Ob freiwillig ausgetreten oder freundlich darum gebeten. Wohl ab Anfang 2016 sind die Flatex-Kunden schlechter abgesichert als bei den meisten anderen deutschen Banken. Da sie aber idR dieses Konto nur zum aktiven Börsenhandel nutzen und nur kleinere Cash-Bestände vorhalten, ist bei der Masse der Kunden das Risiko begrenzt im Fall der Fälle ohne Absicherung dazustehen. Man steht immerhin nicht schlechter da als alle anderen Kunden in Europa, denn 100.000 Euro ist eine einheitliche Summe für die Einlagensicherung.



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1 Kommentar

  1. Man könnte es auch anders interpretieren: alles wird auf Crash gebürstet (und bereitet sich vor).

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