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Frankreich: Arbeitslosigkeit mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland, höchster Wert seit 18 Jahren

FMW-Redaktion

Im heutigen EZB-Trubel geht diese Nachricht gerade unter. In Frankreich hat die Arbeitslosigkeit im 3. Quartal den höchsten Stand seit 18 Jahren erreicht. Erst Dienstag wurde in Deutschland den zweiten Monat in Folge die (offiziell) niedrigste Arbeitslosenquote seit 24 Jahren bekanntgegeben. Eine komplett gegenläufige Entwicklung, obwohl man doch geographisch, politisch und wirtschaftlich so eng beeinander zu sein scheint. Offiziell liegt die Arbeitslosigkeit in Frankreich jetzt bei 10,2%.

Will man das Niveau mit Deutschland vergleichen, muss man die selbe Berechnungsmethode heranziehen. Die 10,2% bzw. 2,94 Mio Arbeitslosen in Frankreich werden dort von der Statistikbehörde veröffentlicht, die eine Zahl veröffentlicht, die bei uns als „Erwerbslosenquote“ bezeichnet wird (bei uns vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht) – und die fällt auch bei uns immer deutlich niedriger aus als die offizielle Arbeitslosenquote.

Das französische Arbeitsministerium veröffentlicht parallel dazu Zahlen, die vergleichbar ermittelt werden wie bei der Bundesagentur für Arbeit. Und dort werden 3,59 Mio Franzosen als arbeitslos geführt, was einem Prozentsatz von 12,45% gegenüber der offiziellen 6% in Deutschland entspricht. Also liegt die Arbeitslosigkeit in Frankreich mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Real dürften beide Zahlen nochmal gut 30% höher liegen, aber allein schon dieser Zahlenvergleich zeigt das deutlich schlechtere Abschneiden in Frankreich.

Was ist der Grund? Viele Investoren bemängeln hohe Steuern, wenig Flexibilität, viele Streiks (haben wir doch auch oder?) und ein generell investorenfeindliches Klima. Mehrere amerikanische Unternehmen, die noch oder inzwischen nicht mehr in Frankreich produzieren, brachten in den letzten Jahren oft die Floskel ins Spiel „in Frankreich wird entweder gestreikt oder gerade Pause gemacht“. Dem wollen wir uns nicht anschließen, aber es müssen strukturelle Gründe in Frankreich vorhanden sein, die zu diesem dramatischen Unterschied führen. Das Bildungssystem kann so dramatisch schlechter nicht sein im Vergleich zu Deutschland, die Geldpolitik ist dank der EZB auch exakt die selbe. Oft wird auch bemängelt, dass Frankreich sich in seiner Tradition der zentralistischen Staatswirtschaft immer noch auf große staatsnahe Konzerne konzentriert, sich aber kaum um einen breit aufgestellten industriellen Mittelstand bemüht.



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2 Kommentare

  1. Bernhard Zimmermann

    Frankreich muss endlich seine „Grand Nation“ Attitüde, die sie immer noch pflegen, über Bord werfen und dann ihre in der Tat vorhanden strukturellen Probleme angehen. Sonst wird das nichts!

  2. Ich arbeite in einer frz. Firma, die auf der ganzen Welt und auch in Deutschland in mehreren Standorten produziert. (Autobranche) In Frankreich streiken sie wie die Weltmeister. Bei uns nicht, aber wir bekommen dauernd die Emails, daß in Frankreich da und dort mal wieder gestreikt wird. (Wegen Geschäftsreisen…)
    Dazu dann noch die Schizophrenie Hollandes: Steuern runter, Löhne hoch, keine Kürzung bei der Arbeitszeit, Urlaub oder Rente. Mehr Sozialleistungen, Kinderhorte …

    Tja, Mathe sechs.

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