FMW-Redaktion
Es war heute das, worauf alle geschaut haben heute am Anleihemarkt: wird Deutschland bei der Emission einer Bundesanleihe (10-jährige deutsche Staatsanleihe) erstmals in der Geschichte eine negative Rendite bieten können? Gestern war bekanntlich die beim Bund-Future gehandelte Rendite der Bundesanleihe erstmals ins Minus gerutscht – insofern war es durchaus möglich, dass Deutschland heute real neue Schulden mit Negativrendite mit der Bundesanleihe aufnehmen könnte.
Aber dann hat es doch nicht geklappt: Deutschland nahm mit der heute emittierten Anleihe 3,259 Milliarden Euro ein, mußte aber eine sagenhafte Rendite von 0,01% zahlen. Finanzminister Schäuble wird sicher Tränen vergossen haben heute..
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.
Foto: Luca Brunini / Wikipedia (CC-BY-SA 4.0)
Diese 0,01% sind immer noch ein Allzeittief, noch weniger als bei den letzten Auktionen. Aber, und das ist fast ungewöhnlich angesichts der derzeitigen Streßsymptome im Finanzsystem (Brexit), die Nachfrage der Investoren war eher mau, sodass die Emission technisch unterzeichnet war. Eigentlich waren Anleihen im Volumen von vier Milliarden Euro angeboten worden, aber die Nachfrage war geringer, sodass die Deutsche Finanzagentur den Rest in ihre Bücher nehmen mußte.
Der Druck durch die Käufe der EZB, vor allem aber die Angst vor dem Brexit haben die Nachfrage also nicht wirklich stark stimuliert bei der Emission dieser mit Abstand wichtigsten deutschen Anleihe: sie ist nicht nur die Benchmark für den europäischen Anleihemarkt, sondern auch das Vehikel, über das ca. 44% der deutschen Neuverschuldung aufgenommen wird. Dahinter folgt die 5-jährige deutsche Anleihe (Bobl) mit etwa 22%.
Folgende Grafik zeigt sehr schön die Entwicklung der Zinsen, die Deutschland seit dem Jahr 1800 den Investoren für eine 10-jährige Anleihe bieten mußte. Vor 25 Jahren, also nicht nicht so furchtbar lange her, mußte Deutschland noch einen Zinssatz von 9% zahlen – mehr als Griechenland heutzutage (die Rendite für die griechische 10-jährige Anleihe liegt derzeit bei 8%)! Seitdem aber geht es mit der Rendigte kontinuierlich bergab:
#Bund yield since 1807. By Jim Reid, Deutsche Bank. Broken markets.
cc @Schuldensuehner @pdacosta @WSJCentralBanks pic.twitter.com/IrKnPwx2Mp— macroymercados (@macroymercados) June 15, 2016
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Die Zinsen zahlt leider nicht unser unter Inzuchtphobie leidender Finanzminister…