Aktien

Gedanken zum gestrigen Crash

Von Markus Fugmann

Was sich gestern an den Märkten abgespielt hat, weist einige Ähnlichkeiten zum Flash-Crash aus dem Mai 2010 auf: nach einem massiven Sturz erholten sich die US-Märkte dann massiv, konnten die zwischenzeitlichen Anstiege jedoch nicht halten. Die Art und Weise der Geschehnisse ist jedoch sehr interessant und erlaubt Rückschlüsse auf die Verfassung der Märkte, auch wenn ein Treiber des Crashs sicher die fehlende Liquditität aufgrund der Urlaubszeit gewesen sein dürfte.

Zunächst einmal ist sehr auffällig, dass sichere Häfen wie Staatsanleihen der USA und Deutschlands von dem Crash nicht profitieren konnten. Das wirft Fragen auf, weil normalerweise bei starker Unsicherheit eben Sicherheit gekauft wird – gestern jedoch nicht. Normalerweise fungieren top-geratete Staatsanleihen als eine Art „Airbag“ für institutionelle Investoren: steigt die Volatilität zu stark, werden meist automatisch Aktien und andere Risiko-assets verkauft, Staatsanleihen gekauft. Gestern aber wurden nur Aktien und andere Risiko-assets verkauft. Die Volatilität im S&P, der VIX, sorang dabei auf den höchsten Stand seit Oktober 2011 – auch damals herrschte Panik (nach Bernanke-Aussagen, wonach die Fed ihr QE beenden werde).

Die zweite Auffälligkeit: extrem viele Werte wurden gestern kurzzeitig vom Handel ausgesetzt, aber besonders betroffen waren ETFs. So gab es gestern an den US-Börsen 1278 Handels-Aussetzungen, alleine 999 davon an der NSDAQ Arca, an der vor allem ETFs gehandelt werden. Bei den ETFs war also die Panik am größten, und das wirft noch einmal ein Schlaglicht auf die Aussagen Carl Icahns gegenüber BlackRock-Chef Larry Fink, wonach BlackRock mit seiner Konzentration auf ETFs eine Gefahr für das Finanzsystem darstelle („extremely dangerous company“):

„They sell liquidity. There is no liquidity. That’s my point. And that’s what’s going to blow this up.“ (siehe dazu unseren Artikel „Carl Icahn über Blackrock: „extrem gefährlich“).

Das zeigt: die Struktur der Märkte basiert auf ausreichender Liquidität, die jedoch in Panik-Situationen nicht gegeben ist (die Käufer fehlen). Daher ist es eben durchaus möglich, dass der nächste Vorfall ähnlicher Art noch weit schwerere Auswirkungen haben wird als gestern. Die starken Schwankungen der zugrunde liegende Basiswerte der ETFs macht dieses Anlage-Vehikel besonders anfällig – daher könnten ETFs schon bald das große Thema an den Finanzmärkten werden..



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