Meinung

Geht doch: erste brauchbare Medien-Sendung zum Ukraine-Konflikt

Das war schon harter Tobak, was uns die Medien in den letzten Wochen zum Thema Ukraine und Russland zugemutet haben. In einer freiwilligen Gleichschaltung war der Tenor: wir sind gut, die Russen und Putin sind böse, in der Ukraine geht es um die Freiheit, was die Bösen natürlich verhindern wollen. Das ging bis hin zu inquisitionsartigen Verhören, so etwa Klaus Kleber im heute-journal mit dem Siemens-Chef Kaeser.

Gestern dann aber ein echter Lichtblick in der Sendung Maybrit Illner – auch wenn der Titel „Russisches Roulette“ – Kann man Putin trauen?“ nicht wirklich glücklich gewählt war. Aber schon die Auswahl der Gäste – darunter, das hat das Niveau offenkundig deutlich gehoben, kein aktiver Politiker.

Das erste Mal kam der geneigte Gebührenzahler in den Genuss in einer Sendung, die nach einem anderen Schema funktionierte als die bisherigen Propaganda-Shows der letzten Wochen. Ein der zentralen Botschaften: Politik ist ein Geben und Nehmen, und derzeit würde man nur „Nehmen“, aber eben nichts geben. Sanktionsandrohungen ersetzen konstruktive Politik, daher sprach der EX-General Harald Kujat zurecht von einer „Bankrotterklärung der Politik“. Was dem Westen derzeit komplett abgeht, ist jede Empathie für die Interessen Russlands, und zu Lösungen kommt man eben nur, wenn man die Interessen seines Gegenübers berücksichtigt.

Auch die Gremien für einen Dialog wären vorhanden, so etwa der Nato-Russland-Rat. Ex-Ministerpräsident Platzek machte klar, dass der Westen auf alle Kooperationsangebote der letzten Jahre seitens Russlands nicht eingegangen ist und verknüpfte seine Kritik an der westlichen Verweigerungshaltung noch mit einer mehr als berechtigten Medien-Schelte über die unsäglich einseitige Berichterstattung.

Selbst die ansonsten meist unglücklich agierende Ex-Politikerin der Piraten, Marina Weisband, machte gestern sinnvolle Vorschläge: wenn die Ostukrainer zu Russland wollten, müsse man sie eben lassen. Auch ihr Hinweis, dass niemand wirklich an einer Neutralität der Ukraine interessiert sei, war zielführend. Da nickte selbst der als Alibi-Russe eingeladene Oleg Krasnizkiy, der ansonsten jedoch kaum zu Wort kam.

Und dann natürlich Horst Teltschik, einst die rechte Gehirnhälfte Helmut Kohls (die linke war ohnehin nie vorhanden), der in Sachen Realpolitik der heutigen Politikergeneration weit voraus zu sein scheint. Fast würde man sich wünschen, dass Kohl und Teltschik derzeit an der Regierung wären – nein, ganz so weit wollen wir dann doch nicht gehen..



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13 Kommentare

  1. Guter Kommentar Herr Fugmann!

    Bei der Actior AG scheint es noch Menschen mit vernünftigen Geisteszustand zu geben. Gute Voraussetzungen, um hier sein Geld seriös anzulegen. Bin sowieso gerade auf der Suche nach einem neuen Broker im Forexbereich.

    Mfg
    ein neutraler Weltgeschehensbeobachter

  2. Wem die einseite Berichterstattung leid hat und eine Alternative will, sollte unter folgender Petition (Russia Today auf Deutsch) unterschreiben:

    https://www.openpetition.de/petition/online/russia-today-auf-deutsch-petition#sticky

  3. Vielleicht hat man bei den Medien (und hoffentlich auch bald bei den Politikern) die Meinungen des Volkes erkannt.
    Schade, ich habe diese Sendung nicht angeschaut, weil ich der Meinung war, sie sei genauso widerwärtig wie (fast) alles, was man in unseren Medien über Russland zu sehen und zu hören bekommt.
    Meine Hochachtung für Frau Prof. Krone-Schmalz, die auch zu den wenigen gehört, die gegen den Strom schwimmt!

    https://www.youtube.com/watch?v=22VfEe1RkH8

  4. Zitat:

    „Aber schon die Auswahl der Gäste – darunter, das hat das Niveau offenkundig deutlich gehoben, kein aktiver Politiker.“ -> Klasse formuliert! ;-)

    Immer mehr Leuten müßte auffallen wie einseitig die MM geworden sind. Auch von den derzeit stattfindenden Montagsdemos hört und ließt man kaum etwas.

    Letztendlich wird sich das Niveau aber erst dann ändern, wenn die Bevölkerung merkt, dass sie belogen und verschaukelt wird und dann ein breiter Medien-Boykott stattfindet.

    RT auf Deutsch. Hm. Wäre auch nicht schlecht.
    Problem ist nur, dass es dann schnell dazu kommen könnte, dass sich wieder nur diese „eine“ Sichtweise durchsetzt.

    Es gibt genug gute deutschsprachige Quellen, wie mmnews, kopp, recentr.tv etc.

    Zuletzt bleibt uns nur für den Frieden zu stehen und zu beten!

    LG, aus Niedersachsen

    Martin

    1. folgende schreiben einigermassen neutral:

      DWN
      DMN
      Ria Novosti deutsch
      Hartgeld.com

      Schönes genderwahnfreies WE

  5. Das deutsche Medienkartell dürfte die Stimmungslage der Bevölkerung sehr gut kennen, kommen doch täglich Hunderte von Beschwerden wegen der sonst einseitigen , aggressiv- antirussischen Kriegshetze in die Sender. Die Kluft zwischen der öffentlichen und öffentlich-gemachten Meinung ist so groß wie nie. Ich befürchte, dass diese Sendung eine Ausnahme war. Unlängst hat sich Polit-Clown Kerry über Russia Today beschwert, weil er die dortige kompetente und wahre Berichterstattung wahrscheinlich intellektuell nicht verarbeitet hatte. Ich befürchte, dass die o.g. Sendung eine Ausnahme war; dafür werden schon unsere „friedliebenden Freunde“ aus Washington, Brüssel und Merkel-Berlin schon sorgen. Hier würde ich mich aber gern irren und weitere diesbezügliche realistische Sendungen verfolgen.

    1. Dem deutschen Medienkartell laufen zusehends die zahlenden
      Kunden davon. Nur die ganz platten halten der BLÖD und den
      Springer-Hetzblättchen die Nibelungentreue.
      Wenn es dieser Klientel allerdings in Kürze über kräftig
      angezogene finazielle Daumenschrauben weniger komfortabel
      gehen wird, folgt der radikale Schwenk nach rechts.
      Dass der Sozialismus ebenso wie der Kommunismus nie funktions-
      fähig war, ist oder sein wird, bleibt nur die Ludwig Erhard´sche
      soziale Marktwirtschaft. Leben und leben lassen.
      Sonst rotten sich die Völker wieder gegenseitig aus.
      Was im Interesse von Rothschild, Rockefeller und den übrigen Anteilseignern der FED wohl recht wäre.

  6. Endlich mal ein konstruktiver Diskurs, berechtigt viel Applaus für den Ex-General Harald Kujat, der ein realistisches Bild der Situation in der Ukraine widergab und zudem wertvolle Anregungen hinzufügte, habe wie so oft vorher überlegt, ob ich überhaupt einschalte angesichts der mittlerweile inflationären Worthülsen-Gefechte in dieser Sendung. Bravo Herr General, Sie verdienen gegenüber den somnolenten und einäugigen Verantwortlichen in der Regierung, im EU Parlament und in det Kriegshetzerischen NATO meinen vollen Respekt und meine Hochachtung.

    1. Komisch dass Leute wie Kujat immer erst dann ans Licht gekrochen kommen,
      wenn das Finale eingeläutet wird.

  7. Hab die Sendung verpasst – wenn ich sie mir jetzt in der Mediathek anschauen will, kommt „ein Fehler ist aufgetreten“. Liegt’s (nur) an mir?

  8. Ich fand die Sendung wirklich niveauvoll, obwohl ich ebenfalls gezögert hatte sie anzusehen.
    Wir hatten in der DDR immer zwei Sender, den Westen und den Osten, aus beiden zusammen konnte man sich dann eine eigene Meinung bilden (das war schon beim Vietnam-Krieg so!), was natürlich nicht bequem war. Vielleicht habe ich auch deshalb ein so distanziertes Verhälnis zur einseitigen Berichterstattung.
    Ich freue mich über die Anregungen von Paul und überlege mir, ob ich die Petition unterschreibe.
    Vielleicht sollte man die Freischaltung der Sendung auf Youtube einfordern?

  9. Wie kann man sich eigentlich ueber einseitige Berichterstattung beschweren und dann eine Talkshow gutheissen bei der genauso die Stimme der Ukraine fehlt? Das ist genauso einseitig, und bestenfalls nur Propaganda von der anderen Seite…

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