Gold/Silber

Gold Boden

Ein Gastbeitrag von Ralf Ernst

Gold Bottom

2013 war in Elliott-Wellen-Prognosen (A.Tiedje) von 1121 US-Dollar die Rede, was eine der niedrigsten Prognosen war. Jim Rogers ahnte 2012, dass Gold in der nahen Zukunft kein neues Hoch ausbilden werde, um dabei aber gleichzeitig zu betonen, dass es in der nächsten Dekade noch viel höher steigen werde, und der Superbullenmarkt der Rohstoffe noch lange Zeit weitergehe. Jim Rogers nannte bei 1480 US – $ früh den Bereich 1200 US-$, zu dem er wieder kaufen werde, auf diesem Niveau kaufte er dann aber nicht, allenfalls nur wenig. Hingegen revidierte er seine Prognose auf „unter 1000“, er hoffe, er sei dann genügend smart, in diesem Bereich zu kaufen, eine solche 50%-Korrektur sei normal. Das Tief erwartete er erst 2014, dann 2015, aktuell Mitte 2015 „im nächsten oder übernächsten Jahr“. Bei 1200 und darunter glaubte er, die Korrektur sei noch nicht abgeschlossen, und er kaufte noch nicht. Er empfahl vor dem Einmarsch auf die Krim auch russische Aktien, vor dem aktuellen Chinacrash chinesische Aktien und „Agricultur“, und vor dem aktuellen Rohstoffmeltdown Rohstoffe als Witwen- und Waiseninvestment (alles total falsch oder miserabel getimt), aber ich beruhige mich mit seiner Prognose, dass alles ziemlich „badly“ bald ja endet.

Bei 1150 wagten sich die Elliott-Wave-Prognostiker vor und malten ein Tief bei 1080 in ihre Charts für Welle 5. Nun sind wir dort, und die Ziele der Elliottwaver wurden erneut nach unten angepasst, erst wurden die ultimativen 1121 revidiert, jetzt die 1080 auf 1020, dann auf 1000 und darunter. Mich beruhigt aber, dass sie sagen, sie lägen zu annähernd 100 % mit ihren Prognosen immer richtig.

Ein heißer Tipp ist Armstrong, der weiß, dass Gold noch tiefer geht, und am 1.10.15 der große Systemcrash kommt. Vielleicht sollte ich mir für 500 $ seine nur für ausgewähltes Publikum bestimmte Marktanalyse einschließlich der Zukunft von Gold kaufen, wo genau drinsteht, wann der Crash kommt und wie tief bzw. danach wie hoch Gold geht.

Einig sind sich alle, dass die Promoter von Gold erst von der Bildfläche verschwunden sein müssen, bevor das Tief dann da sein kann.

Nun, irgendwas funktioniert wohl damit nicht, dass ich rechtzeitig das Tief in Erfahrung bringe.

Denn ich stelle mir das Tief folgendermaßen vor: Jim Rogers ausgerufenes Tief von unter 1000 Dollar wird bei 980, 960 $ punktgenau getroffen, die Elliotwaver posten auf ihren Blogseiten „Goldtief ist da, Welle 5 ist abgeschlossen, das war das Tief, jetzt kaufen“.

Gleichzeitig schreibt die gesamte Presse nur schlecht über Gold, die Goldpermabullen geben endlich auf und halten mal ihre Schnauze. Und ich weiß dann „prima Goldtief ist da, jetzt kaufe ich und werde reich“. Und Jim Rogers tritt bei CNBC und Bloomberg auf und verkündet „Leute, jetzt müsst ihr Gold kaufen“.

Ich lese goldseiten.de, da sind die Goldpermabullen aber noch aktiv, man müsse in jedem Fall mit Gold versichert sein steht da. Ich schaue N-TV, DAF, sauge alles in mich auf, und höre dabei in den letzten 3 Jahren „Tapering“ und geschätzte 50 Mal jeden Tag „Zinswende“, erschrecke jedes Mal und beruhige mich mit Goldgurus, die sagen, dass die Zinswende, die ja schlecht für Gold wäre, ja doch nie kommt, und rette mich von Mittwoch zu Mittwoch, wenn Yellen wieder was Neues yellt. Ich starre den ganzen Tag auf mein Smartphone, beobachte den Goldpreis, starre auf die Nachkommastellen und beruhige mich mit meiner eigenen Chartanalyse. Artikel über das „smart Money“ lese ich besonders gern, hingegen meide ich welche gerichtet an „Hallo ihr Idioten“, die würde ich natürlich nicht lesen.

Goldtief wann bist du da? Wie lange soll ich noch in mein Smartphone schauen und dreimal jede Nacht auf den Goldpreis starren?

Vielleicht sollte ich mich einer Gruppe anschließen und gemeinsam mit ihr auf das Goldtief warten, am Besten weitab im Urwald oder auf einer einsamen Insel. Oder in irgendeinem Schurkenstaat wie Sudan oder Nordkorea, weil dort bekanntlich die spektakulärsten Goldfunde ever (40000 Tonnen allein im Sudan in einer russischen Goldmine kürzlich entdeckt) zu holen sind.



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3 Kommentare

  1. Sehr erfrischend geschrieben: genau so chaotisch ist es mit den sich Glaskugel-brüstenden Prognostikern, welche letztendlich doch nur im dichteren Restgemenge des Kaffee herumstochern – frohes „schnurpsen“ den Herren dabei ich auch immer wünsche.
    Erstens kommt es anders und zweitens, als wie man denkt.

    1. Ich habe das Gefühl sie kennen meinen Tagesablauf. Aber mal im ernst können sie die Schrittgröße auf der Webseite nicht etwas größer machen.

  2. Jim Rogers ist keineswegs Goldkäfer. Er hatte seit 1998 die Rohstoffhausse vorausgesagt. Aber auch, dass Rohstoffhaussen im Schnitt 17 Jahre dauern. Die Party dürfte durch Angebotsüberschüsse so gut wie vorbei sein, die Chartistik besagt, dass sie vorbei ist. Um Jim Rodgers vom Frühjahr 2014 noch einmal zu zitieren: „Verkaufen Sie, Verkaufen Sie alles, Nehmen Sie die Beine in die Hand.“ Als Begründung reichen die langsam sichtbaren Schieflagen Chinas. China war der Träger dieser tollen Rohstoffhausse. Es wird ein paar Jahre dauern, bis der Müll dieser Hausse bewältigt ist.

    Wenn man sich die Weltbörsen rund um den Globus ansieht, hat die nächste Baisse bereits begonnen. Nur die US-Börsen und die deutschen Aktien sehen noch keinen Grund zur Unruhe.

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