Asien

Goldman Sachs zweifelt an den Zahlen Chinas

FMW-Redaktion

Goldman Sachs scheint immer skeptischer für China zu werden. Das gilt insbesondere für die Verschuldung, die laut Goldman deutlich höher sei als in den offiziellen Zahlen angegeben. Diese offiziellen Zahlen, das „Total social financing“ (TSF), spiegele wohl nur einen Teil der Wahrheit wider, so Goldman in einer neuen Analyse. Demnach sei besonders von 2011 auf 2012 und von 2014 auf 2015 das tatsächliche Kreditvolumen viel stärker angestiegen, als in den Zahlen reflektiert. Insbesondere der Schattenbankensektor sei in den offiziellen Zahln Chinas nicht erfaßt, daher die tatsächliche Verschuldung viel höher als offiziell angegeben:

„Such a scale of deterioration certainly increases our concerns about China’s underlying credit problems and sustainability risk.The possibility that there is such a large amount of shadow lending going on in the system that is not captured in official statistics also points to a regulatory gap, and underscores the lack of visibility on where potential financial stress points may lie and how a possible contagion may play out.“

Faktisch habe sich der Verschuldungstrend stärker entwickelt als gedacht, so Goldman. Um nun ein stabiles Wahstum aufrecht zu erhalten, sei China gezwungen, noch mehr Kredite in den Kreislauf zu pumpen:

„More worringly, our implied credit metric indicates that the trend of China’s leverage has probably deteriorated faster than we previously thought, even though we had already expected the ratio to continue rising in the next few years. Compared to our previous estimates, the experience in 2015 suggests that the economy’s dependence on credit has deepened significantly and that it likely needs sizeable flow of credit on a persistent basis to maintain a stable level of growth“.

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch das in London ansässige Analysehaus Fathom Consulting – bezieht sich jedoch auf das Thema Arbeitslosigkeit. Demnach sei die faktische Arbeitslosigkeit, so Fathom unter Verwendung des „China’s Underemployment Indicator“, etwa bei 12,9% – und nicht wie angegeben bei 4%, wie die offiziellen Daten seit fünf Jahren recht konstant ausweisen. Damit habe sich laut „China’s Underemployment Indicator“ die Arbeitslosigkeit seit dem Jahr 2012 verdreifacht. Es sei vermutlich diese „Schattenarbeitslosigkeit“, die China veranlaßt habe, die „Wachstumsmaschine“ wieder anzuwerfen, denn Peking fürchte nichts mehr als soziale Unruhen.

Ein wesentlicher Grund dafür, dass die faktische Arbeitslosigkeit viel höher sei als offiziell dargstellt, seien die 270 Millionen Wanderarbeiter, die in den staatlichen Statistiken nicht erfaßt seien. Gerade bei Wanderarbeitern aber sei es in den letzten Jahren zu starken Arbeitsplatzverlusten gekommen, ausgelöst vor allem durch den Niedergang der Sektoren Kohle, Eisenerz und Stahl.

Fathom übrigens schätzt, dass das wahre Wachstum Chinas nicht bei den offiziellen 6,9% liegt, sondern etwa bei 2%.



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4 Kommentare

  1. 270.000 Millionen? Wow, China hat wirklich ein Überbevölkerungsproblem! ;-)

    1. @Bucher, ups, danke für den Hinweis – so viele Chinesen gibt es dann doch nicht..ist korrigiert

      1. Ich finde die 270 Millionen gar nicht so abwegig wenn man bedenkt, dass bei Wanderarbeitern meist Oma, Kind und Kegel ja auch mitwandern.

    2. Alexander Gliese

      Das ist die Folge der Tatsache, dass die Dimensionen bei den vielen Millionen, Milliarden und/oder Billionen, mit denen wir es inzwischen in der Wirtschaft zu tun haben, schnell mal durcheinander kommen.

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