Anleihen

Griechenland: Bank run geht weiter, Regierung will Geld von Versorgern pumpen

Von Markus Fugmann

Der Bank run in Griechenland geht weiter – gestern hoben Griechen laut Angaben von Experten zwischen 350 und 400 Millionen Euro ab. Das berichtet die griechische Zeitung „Kathimerini“, die in Wirtschaftsfragen führende Zeitung des Landes. Das dürfte die höchste Summe seit dem 20.Februar sein – und etwa das fünfache Volumen des durchschnittlichen Wertes der letzten Tage.

Auslöser der Abhebungen waren Aussagen des Eurogruppen-Chefs Jeroen Dijsselbloem, der die Möglichkeit von Kapitalverkehrskontrollen für Griechenland ins Spiel gebracht hatte. Hinzu kamen Berichte über schwere Spannungen zwischen Vertetern der griechischen Regierung und den Institutionen – heute hatte das Handelsblatt gemeldet, dass die technischen Gespräche gestoppt worden seien.

Daten der griechischen Notenbank zeigen, dass im Dezember vier Milliarden Euro abgehoben wurden, im Januar zwölf Milliarden. Seit Anfang Februar dürften noch weitere zehn Milliarden Euro abgehoben worden sein. Aufgrund der massiven Liquiditätsabflüsse vergeben griechische Banken derzeit praktisch keine Kredite mehr – dies dürfte sich erst ändern, wenn Griechenlands Regierung zu einer Einigung mit den Gläubigern kommen sollte. Möglicherweise ist hierfür der heute beginnende EU-Gipfel die letzte Chance.

Die gestrigen Abflüsse von 350 bis 400 Millionen verdeutlichen, dass die Aufstockung der Notkredite (ELA) durch die EZB von 400 Millionen Euro, die gestern durchgesickert war, nur ein Tropfen auf dem heissen Stein sind. Allein die Abhebungen gestern haben diese frische Liquidität wieder völlig neutralisiert.

In ihrer akuten Finanznot überlegt die Regierung in Athen offenbar, sich Geld von staatlichen Versorgungsunternehmen zu leihen. Das berichtet ebenfalls „Kathimerini“ unter Berufung auf ungenannte Quellen in ihrer heutigen Print-Ausgabe. So habe die Regierung bereits Kontakt aufgenommen mit den Unternehmen Athens Water, Public Power Company sowie dem Telekommunikationsunternehmen OTE (an dem der griechsche Staat allerdings nur 10% hält, 40% gehören der Deutschen Telekom).

Gestern waren die Finanzmärkte in Athen erneut eingebrochen, insbesondere der Bankenindex des Landes kam stark unter Druck. Heute erreichte die Rendite (=Risikoprämie) der 10-jährigen Staatsanleihe Griechenlands mit 11,3% den höchsten Stand seit Juli 2013 – ein Zeichen, dass die Märkte eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Staatspleite des Landes einpreisen.



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2 Kommentare

  1. Es ist unerklärlich weshalb die neue Regierung keine Bemühungen unternimt, die enormen Erdöl und Gasvorkommen zu fördern.
    MfG. grillbert aus Hamburg.

  2. Wenn man die abgehobenen Summen durch die Bevölkerungsanzahlt teilt, in Griechenland gibt es ca. 11 Millionen Griechen wird klar, dass es sich um kein armes Volk handeln kann. Die einzig geistig Armen sind mal wieder die schlafenden Deutschen, die den Kram bezahlen müssen. Doch ein Volk., dass so dumm sich ausbeuten lässt, hat auch nichts anderes verdient!

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