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Hochinteressant: Warum 85.000 US-Studenten ihre Schulden erlassen bekommen

FMW-Redaktion

Ein hochinteressanter Fall, der die Grundsatzfrage aufwirft, wie viel kommerzielle „Durchdringung“ im Bildungsbereich wirklich gesund ist. In den USA hat jetzt die staatliche Bildungsbehörde 85.000 Studenten von ihren Studentendarlehen befreit. Dies kann als Präzedenzfall eine große Wende für das profitorientierte US-Hochschulsystem sein.

George Bush junior US-Studenten
Das „No Child left behind“-Programm von Präsident Obama´s Vorgänger George Bush Junior half der breiten Bevölkerung wohl doch nicht so richtig? Foto Gemeinfrei

Das „US Department of Education“ verkündete gestern in einer offiziellen Mitteilung, dass man nach einer gemeinsamen Ermittlung mit dem Generalstaatsanwalt von Kalifornien 85.000 Studenten der privaten Hochschulfirma „Corinthian College’s“, die inzwischen geschlossen wurde, ihre Schulden erlässt, die sie aufnehmen mussten um die horrenden Studiengebühren bezahlen zu können. Der Grund hierfür ist hochinteressant.

Corinthian´s hatte aktiv um Studenten geworben, und hatte es dabei besonders auf benachteiligte, leicht beeinflussbare oder verzweifelte Menschen abgesehen, die einen höheren Bildungsabschluss erreichen wollten. So habe man sich an Alleinerziehende, Veteranen, Menschen mit geringem Einkommen oder auch gezielt Menschen mit geringem Selbstwertgefühl gewandt. Diesen Personen habe man bewusst Versprechungen und Hoffnungen gemacht, die völlig überzogen und weit entfernt jeglicher Realität waren.

So habe man den Studenten versprochen 100% der Absolventen im Bereich „Automobil-Technologie“ würden nach erfolgreichen Abschluss bei Corinthian´s einen Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft erhalten. Tatsächlich so die Behörde lag die Quote bei 0%. Studenten im Bereich Buchhaltung hätte man eine Vermittlungsquote von 90% versprochen – die tatsächliche Ergolgsquote lag bei unter 15%. Als Fazit der Ermittlungen kann man also sagen, dass Menschen mit wenig Chancen am Arbeitsmarkt, die nach einem Strohhalm suchten um durch ein höheres Bildungsniveau an eine besser bezahlte Arbeit zu kommen, mit illusorischen Versprechungen von einem privaten Bildungsträger in überteuerte Studiengänge gelockt wurden, die einerseits zur Überschuldung der meisten Studenten führten, und andererseits auch fast niemanden in Arbeit brachten.

Laut Ermittlungsergebnis hat diese „Bildungsfirma“ die Studenten damit belogen was ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt angeht, die sie mit einem Abschluss haben könnten. An zwei Standorten der Firma war dieses Gebaren so eindeutig, dass die Bildungsbehörde 85.000 Personen, die sich noch online anmelden müssen, die Möglichkeit zum Schuldenerlass gewährt. Diese Entscheidung könnte als Präzedenzfall für private Bildungsträger in den USA angesehen werden. Was ist überzogene Werbung, und was ist eine Lüge bzw. Irreführung ? Bei „100% Jobgarantie nach dem Studium“ kann man schon von einer Lüge bzw. Irreführung sprechen, so meinen wir. Ach ja, die Einrichtungen von Corinthian´s werden inzwischen von einer nicht profitorientierten Einrichtung weiterbetrieben.


Hier ein Teil der Original-Veröffentlichung der US

After analyzing several years of job placement rates reported by Corinthian College’s Wyotech and Everest programs, along with evidence provided by California Attorney General Kamala Harris, today, the U.S. Department of Education is announcing the results from the joint investigation which concluded the programs misrepresented their placement rates to enrolled and prospective students. The findings from this investigation apply to Everest and Wyotech locations in California, as well as Everest University online programs based in Florida, and add to the existing findings concerning programs at Heald College – which were also a part of the joint investigation with Attorney General Harris’s office.

„I commend Attorney General Kamala Harris and her team for their collaboration with our team to help defrauded Corinthian students receive the relief they are entitled to,“ said U.S. Secretary of Education Arne Duncan. „The results of our joint investigation will allow us to get relief to more students, more efficiently. Helping wronged students is much easier when everyone – Congress, state attorneys general, accreditors, authorizers and the Department – does their part to protect students and works together. Our team welcomes help from anyone who wants to follow her lead.“

The Department’s findings apply to Corinthian campuses that served approximately 85,000 Wyotech and Everest students. Earlier this year, the Department created an expedited debt relief process for Heald students who attended programs with misstated placement rates. The Department will refer these findings to Joseph Smith, the special master in charge of borrower defense, who will work to make these findings actionable under the borrower defense process. In the meantime, the Department’s investigation of the Corinthian schools will continue.

„Corinthian preyed on vulnerable students who are now buried under mountains of student debt,“ said Attorney General Harris. „Today’s joint investigation findings will expand the pool of Corinthian students eligible for streamlined student loan relief options, helping them rebuild their lives and pursue a brighter future. I thank the Department of Education for joining my office to keep Corinthian accountable for their actions and providing debt relief to students who were misled.“

Holding Corinthian Colleges Accountable

In August 2012, after receiving of complaints about Corinthian’s placement rates and other compliance issues, the Office of Federal Student Aid placed all eligibility actions involving mergers, adding new programs, locations or to increase scope of Title IV participation for the institution on hold. In 2013, Attorney General Harris filed a lawsuit against Corinthian Colleges, Inc. for false advertising and deceptive marketing targeting vulnerable, low-income students and misrepresenting job placement rates to potential and current students, investors and accrediting agencies.

In January 2014, the Department placed Corinthian on heightened cash monitoring after it repeatedly failed to comply with federal regulations. Since day one, the Department has acted to hold Corinthian accountable and ensured students pursuing their education had the opportunity to pursue their career and educational goals with minimal disruption. In addition to placing the company on heightened cash management, the Department also required the company to sell or close all of its programs, keep students informed of their options and establishing an independent monitor to oversee the company’s wind down.

The majority of Corinthian’s campuses were purchased by the nonprofit Zenith Education Group, which voluntarily agreed to implement a series of conduct provisions, which included the hiring of an independent monitor to ensure the program operates up to the Department’s standards, an across the board tuition cut, and the elimination of poor-performing programs. In February 2015, the Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) and the Department secured more than $480 million in forgiveness for borrowers who took out Corinthian College’s high-cost private student loans. In April 2015, shortly after receiving a $30 million fine for misrepresentation its job placement rates for the Heald brand, Corinthian announced that it permanently shutting down.



Quelle: U.S. Department of Education



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4 Kommentare

  1. „So habe man den Studenten versprochen …“ – gähhhn

    Ein Versprechen kann man brechen, bei einem Vertrag wird es teuer. Wer vernünftig behandelt werden will, schließt darüber einen Vertrag ab und definiert Penale bei Bruch von Vereinbarungen. Nur törichte Menschen werden betrogen, kluge nicht.

    1. Ja genau, und Betrug ist eben strafbar, unabhängig davon wie klug der Betrogene nun ist
      ps. Wenn Du schon so klug bist, dann schreibe das Sysnonym für Vertragsstrafe beim nächsten Mal aber bitte so: Pönale.

    2. Hört sich so an, als ob du zu den „Klugen“ gehörtest und die „Törichten“ es verdient hätten, betrogen zu werden – im Zeitalter des zunehmenden Libertarismus (als Steigerung des Neoliberalismus) gibt es eben keine Empathie und keinen Sinn fürs Gemeinwohl mehr. Ellenbogen sind dsa wichtigste Wekzeug…

  2. Mein lieber Joah – selten habe ich so dummes Zeug gehört wie von Dir. Mein erster Arbeitgeber nach der Uni hatte mich 1996 über das Arbeitsamt aufgegabelt und verschwiegen, daß er 5 Wochen vor Abschluß des Arbeitsvertrags mit mir einen Offenbarungseid gemacht hatte. Nachdem ich vom Arbeitsgericht einen vollstreckbaren Titel hatte, teilte mir der Gerichtsvollzieher mit, der Mann sei als Stütze-Empfänger „nicht pfändbar“. Der gute Mann – inzwischen verstorben – schuldet mir bis heute tausende DM an Gehalt. Von diesen Herrschaften hatten wie im Osten Deutschlands nach 1990 viele. Zu viele.

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