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HSH Nordbank: Die Inanspruchnahme der Staatsgarantie beginnt, es hört sich nur schöner an!

Die HSH Nordbank hat Schrottkredite im Wert von 1,64 Milliarden Euro verkauft. Und zwar nicht an den Staat, sondern an private Investoren. Toll, super, klasse, könnte man jetzt denken...

FMW-Redaktion

Die HSH Nordbank hat Schrottkredite im Wert von 1,64 Milliarden Euro verkauft. Und zwar nicht an den Staat, sondern an private Investoren. Toll, super, klasse, könnte man jetzt denken. Endlich mal wird der Schrott nicht an die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein weitergereicht, sondern eben an private Investoren, was den Steuerzahler nicht belastet!? Aber wie immer gilt: Private Investoren lassen sich eben nicht über den Tisch ziehen, denn sie agieren nicht mit Steuerzahlergeld… so heißt es laut HSH-Veröffentlichung:

Im Detail besteht das jetzt veräußerte Altportfolio aus Flugzeugfinanzierungen (Aviation) mit einem Volumen von rund 800 Millionen Euro EaD sowie kleinteiligen Krediten für kontinentaleuropäische Gewerbeimmobilien (Skandinavien, Niederlande, Deutschland) mit einem Volumen von rund 540 Millionen Euro EaD, die ebenfalls zum Nicht-Kerngeschäft der HSH Nordbank gehören. Käufer für das Aviation-Portfolio ist die australische Investmentbank Macquarie Bank, die Immobilienkredite werden von der Bank of America Merrill Lynch erworben. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Eine zusätzliche Entlastung von 300 Millionen Euro erreichte die HSH Nordbank mit Einzelverkäufen an weitere Investoren sowie durch Tilgungen während der seit Herbst 2016 von der UBS begleiteten Vermarktung dieses Marktportfolios.


Containerschiffe sind der Eckpfeiler des weltweiten Warenhandels. „Irgendwo hier“ sind die Steuergelder bei der HSH versickert… Gemeinfreies Foto

Wir möchten ein weiteres Zitat der HSH Nordbank erwähnen, das hiermit direkt zusammenhängt:

„Die nun im Markt veräußerten Altlasten stammen aus der Zeit bis 2009 und sind durch die Garantie der Länder aus demselben Jahr verlustseitig.“

Wir meinen: Warum die Geheimniskrämerei über die Höhe der Verluste aus diesem Geschäft? Die ergeben sich nämlich aus der Differenz zwischen der offiziellen Brutto-Forderungssumme der Kredite (1,64 Milliarden Euro) und der letztlichen realen Verkaufssumme der Forderungen an die genannten Investoren. Da aber die HSH in ihrer Veröffentlichung schon von der Bereinigung des „NPE Portfolios“ spricht (nicht bediente Kredite), dürften die Investoren die Forderungen für einen Spottpreis erhalten haben. Wie hoch ist also der Verlust für die HSH, den man sich jetzt aus der Staatsgarantie der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein erstatten lässt? 1 Milliarde? 1,2 oder 1,4 Milliarden Euro? Tja, wie gesagt, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Die HSH wird gerade in Rekordzeit aufgehübscht, da man sie gemäß EU-Vorgaben in Kürze verkaufen will. Da muss der Schrott weg, und wie bereits angekündigt, werden die Staatsgarantien in voller Höhe gezogen. Wie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Albig vor Kurzem sagte, könne die zu zahlende Last für die beiden Länder auf 16 Milliarden Euro steigen. Die HSH heute weiter im Wortlaut:

Die Transaktion ist ein Bestandteil der EU-Entscheidung zwischen der EU, dem Bund und den Ländern zum Eigentümerwechsel der HSH Nordbank. Sie bedarf noch unter anderem der kartellrechtlichen Genehmigungen und soll im zweiten Quartal 2017 abgeschlossen sein (Closing). Die Bank darf ein garantieunterlegtes Altkreditportfolio in Höhe von 3,2 Milliarden Euro im Markt verkaufen und die früher schon gebildete Risikovorsorge beschleunigt gegen die Garantie aus dem Jahr 2009 verrechnen. „Dies war ein transparenter und wettbewerbsintensiver Prozess, der sowohl bei internationalen Banken als auch bei vielen Kredit-Investoren sehr großes Interesse hervorgerufen hat. Die Bank wird dadurch – wie mit der EU vereinbart – weiter von Altlasten befreit. Derzeit führen wir Gespräche, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befinden, über die Veräußerung weiterer Pakete aus diesem Marktportfolio. Auch hier geht es um nicht-strategische Alt-Engagements, und zwar aus dem Bereich Energy sowie internationale Immobilienobjekte“, sagte Stefan Ermisch, Vorstandsvorsitzender der HSH Nordbank. „Der Verkauf ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Eigentümerwechsel.“ Laut EU-Entscheidung vom Mai 2016 darf die Bank im Vorfeld des Eigentümerwechsels leistungsgestörte Kredite (NPE) in einer Höhe von bis zu 8,2 Milliarden Euro EaD veräußern und daraus resultierende Verluste gegen die Garantie der Mehrheitseigner Hamburg und Schleswig-Holstein beschleunigt abrechnen.

Fazit: Am Ende dürften die privaten Käufer dieser Schrott-Forderungen der HSH irgendwie einen Schnitt machen. Denn aus reiner Freundlichkeit gegenüber der HSH werden sie die Forderungen nicht gekauft haben. Also entgeht dem Steuerzahler womöglich ein nettes Sümmchen. Aber jetzt kurz vor dem Verkauf der HSH, da wird es wohl nur noch heißen: Bloß weg damit, und endlich Schluss machen mit dieser Horror-Bank. Zahlen tut am Ende der Steuerzahler. Und wenn sich Jahre später herausstellt, dass die Steuerzahler hätten vielleicht eine oder zwei Milliarden Euro sparen können durch sorgfältigeres Hinsehen, dann übernimmt irgendwer die berühmte „politische Verantwortung“. Die ist aber wie wir alle wissen keine strafrechtliche oder monetäre Verantwortung, sondern ein reines Wortspiel, dass dem Steuerzahler sein Geld nicht zurückbringt. Aber noch sind wir nicht so weit. Selbstverständlich (Ironie?) gehen wir davon aus, dass die Vertreter der Bundesländer als Aufseher über die HSH sowie die Vorstände der HSH bei diesen Deals auch noch den letzten Cent rausholen aus den privaten Investoren. So versichert die HSH heute auch schriftlich (nochmal das Zitat aus dem Text weiter oben):

„Dies war ein transparenter und wettbewerbsintensiver Prozess, der sowohl bei internationalen Banken als auch bei vielen Kredit-Investoren sehr großes Interesse hervorgerufen hat.“

Also dürfen wir getrost davon ausgehen, dass die Länderchefs, Finanz-Staatssekretäre, Aufsichtsräte, Kreditexperten etc Nächte lang über dieses Kreditportfolio beraten haben, und den höchst möglichen Verkaufspreis angesetzt haben!??? Ganz sicher?



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5 Kommentare

  1. Weiß jemand was NPE sind? Leistungsgestörte Kredite sind SPL (sub performing loans), ausfallgefährdete sind NPL (non performing loans).

      1. Ja, hat die HSH in ihrer Veröffentlichung auch so erwähnt.

        „Non-Performing-Exposures“

        Also das Volumen des Schrotts :-)

  2. Danke, das könnte passen.

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