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Hut ab Sigmar Gabriel – will da etwa jemand Bundeskanzler werden?

Wir haben den armen Sigmar Gabriel in den letzten Monaten ja des öfteren kritisiert. Alles was er anfasste, wurde irgendwie nichts. CETA lief letztlich zwar durch in Brüssel, aber in Deutschland lief es nicht...

Von Claudio Kummerfeld

Wir haben den armen Sigmar Gabriel in den letzten Monaten ja des öfteren kritisiert. Alles was er anfasste, wurde irgendwie nichts. CETA lief letztlich zwar durch in Brüssel, aber in Deutschland lief es nicht so einfach wie von Gabriel gewünscht. Trotz Beschluss der Partei gab es an der Basis mehr als nur Zähneknirschen. Mit voller Kraft hat er das Projekt dann doch noch durchgedrückt für die deutsche Seite. Bei Kaiser´s Tengelmann und der geplanten Übernahme durch Edeka erlebte er eine große Pleite, als ein Gericht seine „Ministererlaubnis“ einkassierte. Peinlich für den Minister. Aber er blieb bei seiner Linie, und kann jetzt mit breiter Brust die Rettung von wahrscheinlich 15.000 Arbeitsplätzen in der Öffentlichkeit punkten.

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Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Foto: Olaf Kosinsky/Wikipedia (CC BY-SA 3.0 de)

Gut, diese Arbeitsplätze sind wohl erstmal für 7 Jahre gesichert, aber 7 Jahr sind besser als 0 Jahre! Noch ist die Kaiser´s-Aufteilung nicht abgeschlossen, aber es sieht gut aus. Damit kann Sigmar Gabriel in der Außendarstellung schon mal gut punkten, dass er sich für die Arbeitsplätze eingesetzt hat. Und unglaublich aber wahr: Endlich mal bringt es ein deutsche Politiker fertig auf seiner China-Reise, wo in der Regel fleißig Hände geschüttelt werden, für schlechte Laune bei den Chinesen zu sorgen. Das wurde deutlich, als zum Beispiel der chinesische Premier Sigmar Gabriel kein Lächeln, sondern nur einen versteinerten Blick entgegenwarf beim obligatorischen Fototermin.

Auch sagte der Handelsminister Gao Hucheng einen Gesprächstermin mit Sigmar Gabriel ab mit dem Hinweis, dass das Treffen zum Mittagessen mit Gabriel wohl einfach zu lange dauern würde. Gabriel betonte gestern selbst, dass es keine perfekt harmonische Atmosphäre gab. Man habe klipp und klar die Position Deutschlands angesprochen, nämlich dass man endlich Chancengleichzeit für die deutsche Wirtschaft in China wolle. Deutschland gewähre China freien Zugang zum deutschen Markt, und erwarte umgekehrt das selbe! Schon das reichte aus, um die Chinesen offenbar zu brüskieren.

Denn die beschwerten sich bei Gabriel darüber, dass Deutschland ihnen einen freien Marktzugang verwehre. Damit spielen sie auf die Verweigerung Deutschlands ab, dass Aixtron an einen chinesischen Käufer gehen darf. Ansonsten gilt aber völlige „Kauffreiheit“ für Chinesen in Deutschland. Aber was gilt denn derzeit umgekehrt, mag Gabriel die Chinesen gefragt haben? Totale Abschottung, nicht mal eine chinesische Würstchenbude darf ein Ausländer kaufen! Die Chinesen beklagten bei Gabriel gestern sogar eine investitionsfeindliche Stimmung in Deutschland.

In Bezug auf die Aixtron-Absage sagte der chinesische Botschafter in Deutschland der FAZ, dass man sich außerhalb Deutschlands frage, ob hier der Handelsprotektionismus dabei sei sein Haupt zu heben. So sollte man einen Partner nicht behandeln, meinte er in Richtung Bundesregierung. Welch eine Sicht auf die Dinge, wenn die Chinesen so bei einer einzigen Absage reagieren, wo sie doch ansonsten wie wild drauf los kaufen im deutschen Mittelstand. Andersrum darf der deutsche Investor wie gesagt nicht mal eine Würstchenbude in China kaufen. Man kann eine neue Bude eröffnen, aber auch dann nur mit einem inländischen Co-Investor.

Welch eine verkehrte Sicht auf die Dinge. Aber Sigmar Gabriel tut das, was die deutsche Industrie schon seit Jahren flehentlich von Angela Merkel fordert. Verdammt nochmal, zeigt endlich klare Kante in Peking. Zurückhaltung wird da wohl eher als Schwäche ausgelegt! Angeblich hatte die chinesische Regierung kurz vor Gabriel´s Besuch sogar den deutschen Botschafter einbestellt – ein Hinweis darauf, dass man nicht glücklich ist mit den Deutschen. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Eric Schweitzer aber ist voll des Lobes für Sigmar Gabriel. Er habe in China das angesprochen, was er ansprechen musste, so Schweitzer. Er sehe keine wirkliche Beeinträchtigung des Verhältnisses zwischen Peking und Berlin.

Der gute Sigmar macht sich derzeit jede Menge Freunde, nicht nur bei der deutschen Wirtschaft, sondern auch bei den Tengelmann-Mitarbeitern, die wohl erst mal weiter Arbeit haben! Das macht sich natürlich auch verdammt gut für eine Kandidatur als Bundeskanzler. Da hat er wenigstens etwas Handfestes anzubieten.



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2 Kommentare

  1. „Alles was er anfasste, wurde irgendwie nichts. “

    Und mit dem Kanzlerwerden wird garantiert auch nichts.

    Übrigens wollte Gabriel EDEKA die Läden alleinigst zuschanzen mittels seiner Erlaubnis. Jetzt scheint REWE mit von der Partie zu sein. Und vermittel hat zuletzt nicht er, sondern Steinbrück und Rürup

  2. Genau, Sigmar The Pack hat paar Wochen gebraucht, um festzustellen, was er mit Kuka angerichtet hat oder vielmehr haben ihm seine Berater erst jetzt beibringen können, er habe sauer zu sein. Das kann er aber gar nicht mit vollem Magen… Uups, das ist echt ein Problem.

    „Ja“, sagt er, „aber die Chinesen sind auch nur Pack, gell? Die haben keine Ahnung von Demokratie, wir in Berlin können die Demokratie viel besser lenken, ähhhhh treten, bähhhh vertreten wollte ich sagen. Ja doch! Wer lacht denn da? Du Pack! Mob! Hier, friss meinen Stinkefinger! Wenn ich mal Kanzler bin, werde ich immer eine rote Krawatte mit lauter schwarzen Stinkefingern tragen. Tue ich ja auch jetzt. Nur sind die Stinkefinger auch rot, hat keiner von euch bemerkt, ihr Blindschleichen!
    Und die Chinesen zicken nur, weil sie neidisch sind. Weil wir eine noch größere Kommunistin im Kanzleramt haben. Haha! Da staunen sie! Die kann man nicht so leicht kopieren!
    So, jetzt gehe ich ans Büfett was für meinen Six-Pack tun. Doch! Habe ich schon! Ist ein Prachtstück, muss man halt hinter kugelsicherer Schwarte verstecken. So was müssen sich die Kuka- Ingenieure ab 2022 erst mal anfressen können! Hehe! Jetzt hab ich euch, was?“

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