Europa

Importpreise und Einzelhandel: Es brummt in Deutschland – nicht genug Preisdruck, Herr Draghi?

Es brummt in Deutschland, aber so richtig. Und da sage Herr Draghi noch die Inflation sei nicht ausreichend genug für eine Zinswende, und das werde noch lange dauern... widmen wir uns zunächst den Preisen, genauer gesagt den Importpreisen für...

FMW-Redaktion

Es brummt in Deutschland, aber so richtig. Und da sage Herr Draghi noch die Inflation sei nicht ausreichend genug für eine Zinswende, und das werde noch lange dauern… widmen wir uns zunächst den Preisen, genauer gesagt den Importpreisen für Deutschland für den Monat März. Sie steigen im Jahresvergleich um 6,1% nach 7,4% im Februar. Da sage mal einer es gäbe keine kräftig steigenden Preise? Denn wie so oft von uns erwähnt: Über die Importpreise und dann die Großhandelspreise landen diese Preiserhöhungen am Ende der Preiskette beim Endverbraucher, was die Inflation anheizt.

Gestern stieg die deutsche Inflation übrigens von März auf April um 0,4% auf Jahresbasis auf jetzt 2,0%. Natürlich ziehen wie immer die Energiepreise den Schnitt bei den Importpreisen nach oben, so auch heute für März mit +32,8%. Aber ohne Energie liegen die Importpreise immer noch bei +3,5%. Die folgende Grafik mit dem rot markierten Bereich zeigt, wie stark einzelne Segmente im Preis anziehen, wie zum Beispiel Kaffee mit 20,5%, Milch mit 15,7% oder Schweinefleisch mit 22,8%. Getreide wird „nur“ um 1,8% teurer. Selbst diverse Rohstoffe wie Aluminium steigen im Importpreis um beispielsweise 14,4%.

Hier weitere Details zu den aktuellen Daten:

Importierte Vorleistungsgüter (Güter, die im Produktionsprozess verbraucht, verarbeitet oder umgewandelt werden) waren im März 2017 um 7,1 % teurer als im März 2016. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Preise um 0,5 %. Gegenüber März 2016 verteuerten sich insbesondere Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (+ 29,1 %) sowie Nicht-Eisen-Metalle und Halbzeug daraus (+ 14,4 %), darunter vor allem Rohkupfer (+ 19,4 %)und Rohaluminium (+ 14,4 %). Auch importierte Eisenerze (+ 66,8 %) und Nicht-Eisen-Metallerze (+ 25,3 %) waren erheblich teurer als im März 2016. Dagegen sanken die Preise für Düngemittel und Stickstoffverbindungen (– 10,5 %).

Importierte Verbrauchsgüter verteuerten sich gegenüber März 2016 um 2,9 %. Im Vergleich zum Februar 2017 wurden sie um 0,2 % billiger. Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Preise insbesondere für Milch- und Milcherzeugnisse (+ 15,7 %) sowie für pflanzliche und tierische Öle und Fette (+ 12,6 %). Auch Schweinefleisch war erheblich teurer als vor einem Jahr (+ 22,8 %). Dagegen war verarbeiteter Kakao um 13,0 % billiger als im März 2016.

Importierte landwirtschaftliche Güter waren gegenüber März 2016 um 5,4 % teurer. Insbesondere Rohkaffee wurde zu deutlich höheren Preisen importiert (+ 20,5 %). Eingeführte Investitionsgüter verbilligten sich um 0,2 % gegenüber März 2016 (unverändert gegenüber Februar 2017). Insbesondere Datenverarbeitungsgeräte waren im Vorjahresvergleich billiger (– 2,4 %). Die Preise für Gebrauchsgüter änderten sich im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr nicht und waren geringfügig billiger als im Vormonat (– 0,1 %).

Einzelhandelsumsätze

Nicht die Preise, sondern die Einzelhandelsumsätze in Deutschland sind im Monat März im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% gestiegen. Letzten Monat gab es einen statistischen Ausrutscher, der jetzt aber durch einen erneuten Zuwachs von mehr als 2% als Ausrutscher belegt werden konnte. Interessant ist eine Aufwärts-Revision des Statistischen Bundesamtes, der wie folgt erklärt wird. Zitat:

Ab März 2017 wird ein größeres Unternehmen des Online-Handels in die Einzelhandelsstatistik einbezogen, das im Mai 2015 eine Niederlassung in Deutschland gründete. Dadurch wird sowohl der Nachweis des Online-Handels als auch des Einzelhandels insgesamt erheblich beeinflusst. Um die wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Einzelhandelsunternehmen besser abzubilden, wurden die Ergebnisse ab Mai 2015 rückwirkend neu berechnet. Dies erlaubt den uneingeschränkten Vergleich der Ergebnisse für März 2017 bis Mai 2016 mit den jeweiligen Vorjahresmonaten. Es führt aber auch zu erheblichen Revisionen bereits veröffentlichter Ergebnisse. So hat sich durch die Revision die Vorjahresveränderungsrate des realen Umsatzes des Einzelhandels insgesamt im Jahr 2016 auf 2,6 % (vorher: 1,8 %) und des nominalen Umsatzes auf 2,9 % (vorher: 2,3 %) erhöht. Die Vorjahresveränderungsrate des realen Umsatzes des Jahres 2015 stieg auf 3,8 % (vorher: 2,5 %). Die Vorjahresveränderungsrate des nominalen Umsatzes erhöhte sich ebenfalls auf 3,8 % (vorher: 2,6 %).

Weitere Details zu den heutigen Daten:

Der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren setzte im März 2017 preisbereinigt 0,6 % und nominal 2,5 % mehr um als im März 2016. Dabei lag der Umsatz bei den Supermärkten, SB-Warenhäusern und Verbrauchermärkten preisbereinigt um 0,8 % und nominal um 2,7 % höher als im Vorjahresmonat. Im Facheinzelhandel mit Lebensmitteln wurde preisbereinigt 2,2 % und nominal 0,6 % weniger umgesetzt als im März 2016. Im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln lagen die Umsätze mit preisbereinigt 3,8 % und nominal 5,4 % über den Werten des Vorjahresmonats. Den stärksten Zuwachs gab es beim Einzelhandel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf: Im Vergleich zum Vorjahresmonat war dessen Umsatz im März 2017 preisbereinigt um 10,0 % und nominal um 9,2 % gestiegen.



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