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In China braut sich was zusammen: die große Enthebelung!

In China ist derzeit ein für die Weltwirtschaft extrem wichtiges Phänomen zu beobachten: Peking will offenkundig die hoch gehebelten Kreditmärkte enthebeln! Für die globale Wirtschaft steht viel auf dem Spiel - mit zeitlicher Verzögerung kommt der kollabierende Kreditimpuls Chinas auch im Westen an, und weniger Kredit heißt schlicht: weniger Wachstum! Und wohl auch weniger Euphorie an den westlichen Aktienmärkten, die derzeit noch voll auf den Reflations-Trade setzen..

Von Markus Fugmann

In China ist derzeit ein für die Weltwirtschaft extrem wichtiges Phänomen zu beobachten: Peking will offenkundig die hoch gehebelten Kreditmärkte enthebeln!

Das zeigt vor allem der Blick auf Finanzprodukte im Reich der Mitte: so sank etwa im April die Zahl der von chinesischen Banken verkauften Vermögensverwaltungsprodukte (wealth-management products, WMP) um 39% im Vergleich zum Vormonat. Trust-Firmen, gemeinhin auch als „Schattenbanken“ bekannt, verkauften 35% weniger Produkte als noch im Vormonat. Ein ähnliches Bild auch bei den sogenannten Einlagezertifikaten (negotiable certificates of deposit, NDC) am Interbanken-Markt, die vor allem für kleine Banken in China sehr wichtig sind: hier fiel das Volumen um 38% zum Vormonat. Dazu gehen derzeit die Interbanken-Zinsen in China steil nach oben und liegen auf dem höchsten Niveau seit zwei Jahren.

Das bringt die Aktienmärkte Chinas derzeit unter Druck, der sell off bei Rohstoffen geht ungehindert weiter: so etwa Eisenerz, am Vortag nach einem Minus von 8% vom Handel ausgesetzt, heute erneut -6%:

Was geht da vor sich? All das ist eine Reaktion auf die Maßnahmen Pekings, die im Laufe des letzten Monats getroffen worden sind: Banken sind angewiesen worden, strengere Risikokontrollen durchzuführen und sogenannte „Schatten-Finanzierungen“, die Vorschriften umgehen, strikt zu bekämpfen. Man macht also den sogenannten Schattenbanken das Leben nun deutlich schwerer. Dazu das derzeit wieder verstärkte Vorgehen gegen korrupte Beamte, viele, die etwas oder etwas mehr „Dreck am Stecken“ haben mit Schatten-Finanzgeschäften, bekommen derzeit kalte Füsse.

Faktisch versuchen die Machthaber, die hoch gehebelte 28-Billionen Schulden-Bombe zu enthebeln und dadurch die immensen Risiken etwas zu entschärfen. Das Problem ist jedoch, dass genau dieser Versuch schief gehen kann und vielleicht auch wird, weil man eine Blase nicht einfach anstechen kann, ohne dass sie platzt – das zeigte nicht zuletzt die Erfahrung aus dem August 2015, als Chinas euphorische Aktienmärkte crashten, weil Peking die Euphorie etwas abkühlen wollte.

A propos Blase: da reicht ein Blick auf das, was im Immobilienbereich passiert, respektive beim Bauland: so stiegen die Durchschnittspreise für Bauland im April in den 300 größten Städten Chinas um 11% zum Vormonat, und um 60% zum Vorjahresmonat. Um dem Wahn zu begegnen, hat die Stadt Shanghai nun beschlossen, Neubauten nur noch nach einem Lotterie-System zu vergeben.

Zurück zum chinesischen Finanz- und Kreditsystem: Peking ist offenkundig der Meinung, dass die vermeintlich gute ökonomische Perspektive nun die Enthebelung des Systems verkraftbar machen würde, doch zeigten die Konjunkturdaten (Einkaufsmanagerindizes) zuletzt eine signifikante Abkühlung. Und wenn China nun das System enhebeln will, droht der gesamten Welt Ungemach!

Genau das bringt PIMCO auf den Punkt – der „Kreditimpuls“ kollabiert derzeit (blaue Kurve):

Chinas massiver Kreditstimulus ab dem Jahr 2014 aber war es, so PIMCO, der die Preise für Rohstoffe wie auch das Wachstum in den Emerging Markets befeuerte, dazu die immensen Investitionen in Immobilien. Dieser Kreditimpuls, der derzeit kollabiert, war aber aussschlaggebend für den Reflations-Trade, also die Erwartung global steigender Inflation – das sei viel wichtiger als etwa die Erwartung fiskalischer Stimuli oder Deregulierung durch die neue Trump-Administration in den USA:

„The relevance of the Chinese credit impulse to global reflation cannot be overstated. China’s massive credit stimulus starting in 2014 initially put a floor under commodity prices and emerging market (EM) growth. Then, the unexpected acceleration in Chinese real estate investment drove both commodity prices and volume demand higher. EM growth subsequently bounced, and with it, global trade volumes. The key driver of realized global reflation, then, has been China – not the promise of fiscal stimulus and deregulation that has helped boost confidence and other soft data in the U.S.“

Es steht also auch für die globale Wirtschaft viel auf dem Spiel – mit zeitlicher Verzögerung kommt der kollabierende Kreditimpuls Chinas auch im Westen an, und weniger Kredit heißt schlicht: weniger Wachstum! Und wohl auch weniger Euphorie an den westlichen Aktienmärkten, die derzeit noch voll auf den Reflations-Trade setzen..


Die Zeit der ungezügelten Kredite und massiven Liquiditätsflutung in China scheint vorbei..
Foto: Avarice (2012), by Jesus Solana / Wikipedia (CC BY 2.0)



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