Aktien

In Shanghai kracht es!

Von Markus Fugmann

Dass der chinesische Aktienmarkt nichts für Menschen mit schwachen Nerven ist, hat sich inzwischen wohl schon herumgesprochen. Aber derzeit ist die Volatilität besonders hoch, die Märkte im Reich der Mitte sind extrem nervös. Der Shanghai Composite verlor heute in der letzten Handelsstunde 3% und beendete damit den Handel mit 3,7% im Minus. Der CSI300, der die 300 größten Festlandswerte Chinas umfaßt, die an den Börsen in Shnaghai und Shenzhen gehandelt werden, gab um 4,1% nach.

Ein Grund dafür ist der Klassiker: Margin-Erhöhungen durch Broker, die die chinesiche Regulierungsbehörde letzten Freitag angekündigt hatte. Der zweite Grund sind die immer zahlreicheren IPOs an den Märkten in Shanghai und Shenzhen. Alleine heute gab es elf IPOs, morgen folgen neun weitere. Diese Erstnotierungen von Unternehmen saugen gewissermaßen die Liquidität aus anderen Aktien, weil die Käufer hoffen (zurecht, wie die Vergangenheit zeigt), dass die IPOs sich am ersten Handelstag deutlich besser entwicklen als der Gesamtmarkt. Es gibt in China Aktien, die fast durchgängig seit Wochen das limit-up erreichen (also vom Handel ausgesetzt werden, weil die Kursgewinne 10% betragen).

Besonders heiß ist derzeit der Markt in Shenzhen: der Index konnte im Vergleich zum Vorjahr 140% zulegen, das durchschnittliche KGV der dort gelisteten Aktien beträgt 71 (!). Nun aber mehren sich die Sorgen vor einem Platzen der Blase: einer Umfrage von Merill Lynch zufolge glauben 70% der Investoren weltweit, dass sich am Aktienmarkt in China eine Blase gebildet habe (die restlichen 30% sitzen offenbar im Reich der Mitte!).

Unterdessen zeichnet sich schon die nächste Pleite eines chinesichen Unternehmens ab: China Shanshui Cement Group Ltd.. Ein Sprecher des Unternehmens gab heute bekannt, dass die Firma in zwei Monaten keine Liqudität mehr habe, wenn es keine neuen Kredite erhalte. Nachdem ein Hauptaktionär des Unternehmens angeklagt wurde, bekommt China Shanshui Cement Group keine Kredite mehr von Banken. Die Aktien des Unternehmens sind darüber hinaus bereits seit dem 16.April vom Handel ausgesetzt.

Eine Pleite von China Shanshui Cement Group wäre kein Pappenstiel: das Unternehmen muß bis 2016 eine Anleihe von 400 Millionen Dollar bedienen, für eine weitere Anleihe mit Laufzeit 2020 sind weitere 500 Millionen Dollar zur Rückzahlung fällig.

Es ist kein Zufall, dass es mit der nächsten möglichen Pleite eines chinesichen Unternehmens einen Zementhersteller trifft: die für das Reich der Mitte so wichtige Baubranche ist im Niedergang, da Peking den Dienstleistungs-Bereich fördert, während die Bauwirtschaft unter der mangelenden Bereitschaft der Banken leidet, weitere Kredite zu erhalten – womit die Gedlhäusern indirekten Instruktionen der Regierung folgen.



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