FMW-Redaktion
Lange Zeit sah alles danach aus, als würde die Deflation ewig währen. Aber nun ist etwas anders geworden, und dieses „etwas“ ist das, was Donald Trump umsetzen will: massive Investitionen in die Infrastruktur des Landes – ohne Gegenfinanzierung. Das muß eben das Ausland bezahlen, Amerika first. Dann die geplante Ausweisung von Illegalen aus den USA: inflationär, weil eine Amerikanerin wohl kaum mit dem selben Lohn zufrieden sein dürfte wie das mexikanische Kindermädchen, das schwarz beschäftigt ist.
Und schließlich die von Trump geplanten Zölle von 35% für amerikanische Firmen, die Jobs ins Ausland verlagern: inflationär. Noch inflationärer aber wäre die Einführung von Zöllen auf chinesische Waren, denn es sind die Billigwaren aus Fernost, die das Leben in den USA so günstig gemacht haben. Der Gigant Wal Mart etwa wäre eines der großen Opfer solcher Zölle für Waren aus China. Eine Zeitlang könnte man bei Wal Mart versuchen, die Preise stabil zu halten – so wie es derzeit in Brexit-Land versucht wird – aber lange kann man das nicht durchhalten. All das deutet auf massiv steigende Preise in den nächsten Jahren unter einer Trump-Regierung!
Und sollte der Ölpreis weiter steigen, wäre das natürlich auch inflationär, zumal nun die Basiseffekte ins Spiel kommen (also der Vergleichsmaßstab mt dem Ölpreis vor einem Jahr, der damals bekanntlich deutlich tiefer war).
Wenn aber die Inflation in den USA stark anzieht, wird das auch die Inflation in der Eurozone tangieren, wenngleich auch wahrscheinlich abgeschwächt. Schon jetzt sehen wir, wie stark in den USA, aber auch in Deutschland die Kreditzinsen für Immobilienkredite steigen, insbesondere dort, wo eine feste Laufzeit mit fixer Zinsbindung vereinbart wird – für die kreditgebende Bank ein immenses Risiko, wenn die Inflation schneller steigt als erwartet (weil man dann real Geld verliert mit dem ausgegebenen Kredit).
Es ist diese Inflations-Erwartung, die auch die Anleihemärkte weltweit unter Druck bringt (weil die gezahlte Rendite unter das Niveau der Inflation zu rutschen droht, womit dem Anleihekäufer faktisch Verluste entstehen). Die Hausse der Anleihemärkte in den letzten Jahren war gewissermaßen der Deflations-Trade – nun aber hat sich der Wind gedreht. Daher stehen wir wahrscheinlich erst am Beginn eines langen Abverkaufs bei Staatsanleihen (mit steigenden Renditen), wie ein Vergleich mit dem Jahr 1994 zeigt:
This chart by Jefferies shows why the global bound rout is not over yet. Correction in bond prices appeared orderly, when compared w/ 1994. pic.twitter.com/RHXqTGl1pf
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) December 6, 2016
Nun aber kommt das Phänomen Inflation auch in den europäischen Köpfen an – wie die handelbaren 5year-5year swaps zeigen (die widerspiegeln, wie die Erwartung der Marktteilnehmer für die Inflation in fünf Jahren für die darauf folgenden fünf Jahre ist):
Ooops! Eurozone #Inflation expectations, measured by 5y5y swap, hits 1y high just 2 days ahead of #ECB meeting. https://t.co/WYdJw1U9zS pic.twitter.com/JJE7Th1oFZ
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) December 6, 2016
Für die EZB sind diese in den 5year-5year swaps geäußerten Inflationserwartungen eine extrem wichtige Größe, weil, so könnte man sagen, aus Inflationserwartung reale Inflation entsteht (Käufer ziehen Käufe vor, wenn sie steigende Preise erwarten etc.).
Und wetten, dass die EZB bald sagen wird: seht her, wir haben es mit unserer Geldpolitik geschafft, dass die Inflationserwartungen wieder steigen?!
Foto: Avarice (2012), by Jesus Solana / Wikipedia (CC BY 2.0)
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Nachdem die Big-Player sich bei euch sachkundig gemacht haben und die Plausibiliät noch mal von ihren Volkswirten überprüft haben,
sind sie anschließend voll in die von steigenden Zinsen profitierenden Aktien der Deutschen und der Commerz eingestiegen.