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Iran könnte der Sargnagel für die Fracking-Industrie werden

Von Claudio Kummerfeld

Der Iran könnte der Sargnagel für die Fracking-Industrie werden. Ironischerweise könnte US-Präsident Obama einer der „Hauptschuldigen“ dafür sein, denn derzeit verhandeln die USA mit dem Iran über die Lockerung der Sanktionen.

Fracking Iran wird zum Problem
Fracking im “Bakken”-Ölfeld in North Dakota, USA
Foto: Joshua Doubek / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Am 30.06.2015 sollen die Gespräche über das iranische Atomprogramm (so der Zeitplan aktuell) abgeschlossen sein. Wenn, wie es derzeit den Anschein hat, die internationale Atomenergiebehörde IAEA grünes Licht gibt und bestätigt, dass der Iran derzeit nicht weiter an einer Atombombe arbeitet, werden die USA wohl die Sanktionen gegen den Iran aufheben bzw. großzügig lockern. Die EU würde sofort folgen. Vor allem die deutsche, aber auch die französische Industrie hat traditionell sehr gute Verbindungen in den Iran und man würde von der Aufhebung des Exportverbots profitieren – der deutsche Mittelstand wäre sogar der Hauptgewinner.

Iran wieder auf Niveau vor den Sanktionen

Das Ende der Sanktionen würde bedeuten, dass der Iran sein Öl wieder ungehindert auf dem gesamten Weltmarkt verkaufen kann. Wie der iranische Ölminister am Freitag in einem Interview auf dem OPEC-Treffen sagte, exportiert der Iran derzeit 1,3 Mio barrel pro Tag. Man könne unverzüglich oder mit einem Monat Verzögerung nach Aufhebung der Sanktionen seine tägliche Exportmenge um 500.000 barrel pro Tag steigern. 6-7 Monate später läge die Steigerung bei 1 Mio barrel pro Tag. Dann wäre man bei 2,3 Mio barrel Öl-Export pro Tag. Vor den Sanktionen exportierte man 2,2 Mio barrels pro Tag – das würde also faktisch bedeuten, dass man lediglich wieder auf das Niveau von früher zurückkehren würde. Dazu sagte der Ölminister „es sei nur fair, wenn wir auf das Niveau unserer Förderung aus der Zeit vor den Sanktionen zurückkehren“.

Daraus lässt sich glasklar ablesen: fallen die Sanktionen, wird der Iran seine Ölexporte massiv ausweiten, um wieder an dringend benötigte Devisen zu kommen. Der Ölmarkt wird geflutet, und die von der OPEC vereinbarte Rekord-Fördermenge von 30 Mio barrel pro Tag wird um mehr als 1 Mio überschritten – mindestens. Das ist das letzte, was die Fracking-Industrie in den USA jetzt brauchen könnte. Mit der Fördermenge der OPEC auf Rekordniveau ist man nicht glücklich, aber dennoch war man am Freitag halbwegs froh, dass sie nicht noch ausgeweitet wurde. Sollte ihr eigener Präsident (Obama) durch die Aufhebung der Sanktionen dafür sorgen, dass der Iran den Weltmarkt fluten kann, wäre das aus subjektiver amerikanischer Sicht ein Nackenschlag des Präsidenten gegen die eigene Ölindustrie, vor allem beim Fracking, da man mit dieser Methode in den USA am teuersten produziert.

Putin ist schon „im Spiel“

Wladimir Putin ist bereits im Iran-Spiel involviert. Der Iran gab nämlich bekannt, dass man mit Russland ein Tauschgeschäft vereinbart habe, das in Kürze starten werde. Der Iran liefert Öl an Russland – im Gegenzug liefert Russland diverse Produkte wie Weizen und Stahl. Erstaunlich, dass gerade Russland Öl importiert… das hat man natürlich nicht nötig. Von daher wirkt dieser Deal eindeutig nach einem vereinten Statement Richtung Westen – „der Iran kann auch anders“.

Über die Auswirkungen einer iranischen Ölschwemme für Länder wie Venezuela braucht man da schon gar nicht mehr reden. Ob der Ölpreis bei 65, 60 oder 55 Dollar pro barrel notiert, spielt für das Land keine Rolle mehr. Der Staatsbankrott ist unausweichlich, ob „total überschuldet“ oder „völlig total überschuldet“, macht kaum einen Unterschied. Aber abschließend zurück zum Iran. Alles hängt von den Atomgesprächen ab und davon, dass die IAEA bescheinigt, dass der Iran nicht an der Atombombe arbeitet. Dann könnte nach Aufhebung der Sanktionen ab der zweiten Hälfte 2015 der Ölexport aus dem Iran deutlich steigen. Gut für die Autofahrer, schlecht für die globale Konkurrenz, die deutlich teurer produziert.



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