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Ist Ihnen „MF Global“ noch ein Begriff? Warum der Ex-Chef ohne Gefängnis wegkommt, aber mit 5 Mio Dollar Strafe und lebenslangem Berufsverbot

Sagt Ihnen "MF Global " noch etwas? In den 90ern und 2000ern war das einer der allergrößten Broker im Futures-Markt. Wie in den USA standardisiert vorgesehen, haben Futures...

FMW-Redaktion

Sagt Ihnen „MF Global “ noch etwas? In den 90ern und 2000ern war das einer der allergrößten Broker im Futures-Markt. Wie in den USA standardisiert vorgesehen, haben Futures-Broker keine staatlich separate Einlagensicherung für ihre Kunden, sondern geben ihren Kunden eine Einlagenabsicherung über die sogenannten segregierten Konten. Das bedeutet, dass Kundengelder auf separaten Bankkonten beim Bankpartner des Brokers verwahrt werden, abseits von den eigenen Bankkonten des Brokers, mit denen er womöglich Eigenhandel betreibt. Durch diese physische Trennung können die Kundenguthaben eigentlich nicht verloren gehen, falls der Broker sich im Eigenhandel verzocken sollte.

Doch bei MF Global wurde bekannt, dass man sich bei Engpässen schlicht und einfach in den segregierten Konten der Liquidität der Kundengelder bemächtigte. Laut Terminmarktaufsicht CFTC hatte sich MF Global im Oktober 2011 mit gut 1 Milliarde Dollar bei den Kundeneinlagen bedient um Eigenhandelsgeschäfte abzustützen. Anscheinend, so schreibt es die CFTC, wurden diese „Umbuchungen“ von der zuständigen Direktorin veranlasst, und der Konzernchef Jon Corzine soll seine Kontrollpflicht hierüber vernachlässigt haben.

Jetzt hat ein US-Gericht entschieden, dass Corzine 5 Millionen Dollar Strafe zahlt, und ein lebenslanges Berufsverbot erhält. Die Finanzdirektorin Edith O´Brien muss 500.000 Dollar Strafe zahlen und erhält ein Berufsverbot von 18 Monaten. Warum den Banken, bei denen die eigentlich abgetrennten Kundeneinlagen (Segregierte Konten) lagern, nicht s aufgefallen ist, wurde wohl bis heute nicht geklärt, obwohl das doch eigentlich genau so interessant wäre. Eine Kundenabsicherung, die darauf beruht, dass Kundeneinlagen auf separaten Bankkonten lagern, sollte dann in der Praxis auch effektiv überwacht werden, oder?

Warum kein Gefängnis für Corzine? Wir vermuten mal. Der Laden wurde Ende 2011 dicht gemacht. Aber letztlich war der Schaden noch so überschaubar, dass alle Kunden ihre Einlagen letztlich erstattet bekamen. Also entstand den Kunden, die auf die Einlagensicherung durch Abtrennung der Kundengelder von den Broker-Eigengeschäften vertrauen, letztlich doch kein finanzieller Schaden. Und Corzine wurde die Rolle des „Chefs da oben“ zugesprochen, der lediglich seine Aufsichtspflicht verletzt hat. Daher, so vermuten wir, kam Corzine mit einem riesigen blauen Auge davon. Ach ja. Wie man es auch in Deutschland kennt, gibt es für Top-Manager sogenannte „Vermögensschadenhaftpflichtversicherungen“, die von Unternehmen für ihre Manager abgeschlossen werden. Eigentlich würde man jetzt denken, das genau so eine Versicherung dem Manager genau so eine Strafe erstatten würde. Aber das Gericht hat in seiner Strafbemessung darauf hingewiesen, dass Corzine diese Strafe selbst zu zahlen hat. Es sei ihm weder direkt noch über Umwege erlaubt sich diese Zahlung von so einer Versicherung erstatten zu lassen. Damit ist der ganze Vorgang „MF Global“ dann endgültig Geschichte.

Hier der interessanteste Teil der CFTC-Mitteilung:


2013. The Corzine Order finds that Corzine was the CEO of MF Global from September 1, 2010 through the commencement of its liquidation proceedings on October 31, 2011 as well as the CEO and Chairman of the Board of Directors of its parent company Holdings. The O’Brien Order finds that she supervised MF Global’s Treasury Department, which handled the cash management of MF Global, and was responsible for directing, approving, and/or causing certain wire transfers and other payments into and out of MF Global’s customer accounts. Both Orders find that, during the last week of October 2011, in violation of U.S. commodity laws, MF Global unlawfully used nearly one billion dollars of customer segregated funds to support its own proprietary operations and the operations of its affiliates and to pay broker-dealer securities customers and pay FCM customers for withdrawals of secured customer funds.

The Orders find that MF Global violated the Commodity Exchange Act (CEA) and CFTC Regulations by failing to treat, deal with, and account for its FCM customers’ segregated funds as belonging to such customers; failing to account separately for, properly segregate, and treat its FCM customers’ segregated funds as belonging to such customers; commingling its FCM customers’ segregated funds with the funds of any other person; using its FCM customers’ segregated funds to fund the operations of MF Global and its affiliates, thereby using or permitting the use of the funds of one futures customer for the benefit of a person other than such futures customer; and withdrawing from its FCM customer segregated funds beyond MF Global’s actual interest therein.

When the transfers occurred, Corzine controlled MF Global, which was experiencing a worsening liquidity crisis. Because of this control and by his conduct, Corzine is liable for MF Global’s violations as its controlling person. Furthermore, from at least August 2011 through October 31, 2011, Corzine failed to supervise diligently the activities of the officers, employees, and agents of MF Global in their handling of customer funds. By this conduct, Corzine violated CFTC Regulation 166.3, 17 C.F.R. § 166.3.



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