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Italien mit Rating-Abstufung von „Stabil“ auf „Negativ“

Die genaue Begründung für diese grundsätzliche Abstufung Italiens durch Moodys: Das nach dem gescheiterten Renzi-Referendum nun zu erwartende Ausbleiben von...

FMW-Redaktion

Ratingagenturen kommen immer genau dann, wenn man sie am wenigsten brauchen kann. Als wüsste die Welt noch nicht, dass es um Italien schlecht bestellt ist, kommt jetzt eine der drei großen US-Ratingagenturen Moodys um die Ecke und ändert die Einstufung Italiens als langfristiger Schuldner vom Status „Stabil“ herab auf „Negativ“. Wir selbst halten von Ratings nicht besonders viel, da sie stets so spät veröffentlicht werden, dass es keine wirklichen Neuigkeiten sind, und daher Investoren nicht viel überraschenden Mehrwert bieten. Andererseits bestehen die Ratingagenturen im Fall der Fälle, wenn ein Rating komplett in die Hose geht darauf, dass es sich ja eh nur um eine Meinungsäußerung handelt, und nicht um eine Anlageempfehlung (siehe US-Hauskredite nach der Finanzkrise).

Aber zurück zur Sache. Vor allem der internationale Anleihe-Markt misst den Ratings nach wie vor eine sehr hohe Bedeutung zu, und große Fonds wie auch Versicherungen, die sehr viel Geld in Anleihen investieren, koppeln ihre Investitionsentscheidungen oft wie die Lemminge an die Einschätzungen der Ratingagenturen. Also erhöht sich ab sofort sozusagen das Risiko für italienische Papiere, obwohl das für keinen Marktteilnehmer eine sensationelle Neuigkeit sein dürfte. Und so mancher Investor könnte nun davon abgehalten werden langlaufende italienische Schulden zu kaufen.

Die genaue Begründung für diese grundsätzliche Abstufung Italiens durch Moodys: Das nach dem gescheiterten Renzi-Referendum nun zu erwartende Ausbleiben von Reformen im Land! Auch geht man in dessen Folge davon aus, dass die Reduzierung der immens hohen Schuldenlast von 133% aufs BIP nun weiter in die Zukunft verschoben wird. Hier der wichtigste Teil der Moodys-Mitteilung:


The first driver of Moody’s decision to change the outlook on Italy’s Baa2 rating to negative relates to the diminished likelihood, following the ’no‘ vote in Sunday’s constitutional referendum, that the Italian government will make meaningful further progress on the structural economic and fiscal reforms needed in order to stabilise the government’s credit profile and improve its capacity to absorb shocks.

Real GDP growth in Italy has, on average, been flat for more than 15 years, and real productivity has barely increased in 20 years. Both nominal unit labour costs and Italy’s real effective exchange rate show a marked loss of competitiveness. Past and present administrations have identified a series of reforms to address structural weaknesses in the Italian economy and in the government’s finances. In Moody’s opinion, these reforms should, if implemented in full, support Italy’s credit profile by lifting growth over the medium term and supporting a reduction of the Italian government’s very high debt burden. In pursuit of these objectives, the Italian government has in recent years introduced pension reform, reforms to the judicial system and to the public administration, as well as labour market reform and a programme of privatisation.

However, reforms implemented to date have had only a limited impact on Italy’s medium-term growth and fiscal outlook. Many, such as the government’s public sector reforms, have been only partially implemented, and others, such as pension reform and property tax reform, have been diluted or even abandoned. As a result, Italy’s growth remains subdued and its growth prospects poor, and longer-term challenges to the government’s fiscal strength persist. If sustained over time, low growth alongside high indebtedness will contribute to a gradual erosion in Italy’s credit profile, and leave it increasingly exposed to shocks.

In Moody’s view, the popular rejection of constitutional reform in Sunday’s referendum poses a further threat to the achievement of these reforms, raising the risk of accelerating a weakening of Italy’s credit profile. The contemplated changes were aimed at streamlining Italy’s political processes which might have provided future Italian governments with the stability and continuity to implement further reforms. In addition, electoral dissatisfaction, illustrated by the referendum outcome, although varied in nature and objective, is likely to constrain further the country’s economic and fiscal reform agenda. It also raises the possibility of further policy reversals, particularly if the outcome were to precipitate a general election.



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1 Kommentar

  1. Es ist nicht die Schuld der Ratingagenturen, wenn sich Medien und Investoren dummerweise so auf sie stürtzen und alles so verstehen, als ob das unfehlbare Orakel gesprochen hätte.
    Das No zur Verfassungsreform, Rücktritt Renzi… all das sind verständliche Gründe für Moodys den Ausblick auf negtiv zu setzen. Wäre fahrlässig wenn nicht! Man muss es nur richtig einordnen können!
    Aber anscheinend können es die Ratingagenturen nie Recht machen…

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