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IWF: Das sind die Brexit-Auswirkungen für Großbritannien (bereits eingetreten und noch anstehend)

FMW-Redaktion

Wie sehen die Brexit-Auswirkungen für Großbritannien aus, falls es in Kürze dazu kommt? Heute hat der IWF seine Sichtweise veröffentlicht. Einmal benennt man die möglichen Auswirkungen, und dazu auch was bereits real eingetreten ist nur durch die Möglichkeit eines Brexit.

Aktuell

Laut IWF sind in Großbritannien die Transaktionen im Markt für Gewerbeimmobilien im 1. Quartal um 40% zurückgegangen, aus Angst vor der Brexit-Ungewissheit. Und man weist auch hin auf die seit November bereits eingetretene 9%ige Pfund-Abwertung. Auch seit November hätten sich die Preise für eine Absicherung gegen eine Staatspleite Großbritanniens (über Kreditausfallversicherungen für Anleihen) inzwischen verdoppelt.

Langfristige mögliche Auswirkungen

Am meisten Sorgen macht sich der IWF wohl über die Unsicherheit, die ein Brexit für Großbritannien mit sich bringt. Nur die Unsicherheit selbst scheint schon ein großes Problem zu sein – sie würde ab Ende Juni zu großer Finanzmarktvolatilität führen und letztlich auch die wirtschaftliche Tätigkeit negativ beeinflussen. Der IWF weist darauf hin, dass Großbritannien nach einem Brexit-Vote überhaupt erstmal klären müsste, welchen neuen Nachbarschafts-Status man zukünftig mit der EU hätte. Anmerkung von uns: Französische Politiker hatten vor Kurzem schon darauf hingewisen, dass ein EU-Austritt ein EU-Austritt sei – es gäbe danach keine mit dem heutigen Status vergleichbaren Wirtschaftsbeziehungen Großbritanniens mit der EU.

Der IWF verweist auch darauf, dass bisher EU-Rahmenvereinbarungen für den Handel mit 60 Ländern außerhalb der EU für Großbritannien die Außenbeziehungen regeln. Durch den Brexit müsste UK mit all diesen Ländern ganz neu verhandeln. Diese Verhandlungen könnten sich vier Jahre hinziehen und für viel Unsicherheit und Leerlauf für Großbritannien sorgen.

Man listet mögliche Risiken auf wie Einkommensverluste für die Bevölkerung, höhere Handelsbarrieren die das Handelsvolumen reduzieren, ebenso wie Investitionen und die Produktivität. Der IWF erwähnt die Spanne von 1,5-9% BIP-Rückgang durch den Brexit – in dieser Spanne bewegen sich die Markterwartungen von guten bis zu ganz schlechten Szenarien. Der IWF hat also selbst keine wirklich exakte Vorstellung von den genauen Auswirkungen, sondern schreibt ganz offen, dass das Ausmaß des BIP-Rückgangs maßgeblich davon abhänge, in welcher Art und Weise UK zukünftig Handel mit der EU betreiben könnte, extrem abgeschottet oder mit einem relativ offenen Marktzugang zum Festland.

Beim Finanzsystem dürften die Schwierigkeiten offensichtlicher sein, denn UK-Firmen würden ihren Zugang zum EU-Binnenmarkt für Finanzprodukte verlieren. Geschäfte in Euro könnten auf das Festland wandern, womöglich gezwungenermaßen durch EU-Regularien. Konkret wird der IWF bei seiner Schätzung, ab welcher Schwelle es für UK Nettoverluste geben werde. Denn man spart ja als bisheriger Netto-Zahler in den EU-Topf zukünftig gut Geld ein, wenn man aus der EU ausscheidet. Diese Einsparungen würden laut IWF bei einem BIP-Verlust von 1% aufgefressen, und BIP-Verluste darüber hinaus wären volkswirtschaftlich gesehen ein Verlustgeschäft für die Briten.

Konkret sieht der IWF direkt nach dem 23. Juni folgendes Risiko: Die Wähler stimmen für den Brexit. Die Märkte antizipieren die Langfristfolgen des Brexit, und es kommt sofort zu einem kräftigen Absacken bei Aktien- und Immobilienpreisen, sowie kräftig steigenden Kreditkosten. Auch könnten Auslandsinvestitionen in Großbritannien kräftig zurückgehen. Das hohe Handelsbilanzdefizit und UK´s Abhängigkeit von ausländischen Geldspritzen (für die Volkswirtschaft) würden diese Risiken noch verstärken, so der IWF.



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3 Kommentare

  1. Helmut Josef Weber

    Was vollkommen untergeht ist die Tatsache, dass dann Bürger von Großbritannien ein Visum in der EU benötigen und eben nicht mehr die gleichen Rechte in der EU haben wie andere EU Bürger.
    Das hat z. B. enorme Auswirkungen auf die freie Wahl des Wohnsitzes, der Arbeitsaufnahme, Anrechnung von Rentenzeiten usw. usw.

    Viele Grüße
    H. J. Weber

  2. Ojemineh, „enorme Auswirkungen auf die freie Wahl des Wohnsitzes…“

    a) Vorletztes Jahr wurde mir die Einreise nach England verweigert, weil ich mit meinem Kind ohne die schriftliche Erlaubnis der Mutter unterwegs war. Erst ein Telefonanruf des Zolls mit der Mama gab dann die Erlaubnis der Einreise!
    Welche Freiheit?
    b) Vor 4 Jahren ist ein Nachbar in die Schweiz umgezogen, Familie mit 2 Töchtern. Weil es bei uns zuviele „Regularien“ der Eu-Bürokraten gibt. Beide Eltern sind Arzt. Der Umsiedlung war überhaupt kein Problem, der Mann war bereits 50!
    c) Der IWF eine Autorität der Wahrheit?
    https://www.youtube.com/watch?v=z3gCQ8wIPZY
    Es gibt eine wachsende Ungleichheit in der Welt, welche der IWF fördert. Und der soll die Wahrheit sagen? Der Brexit schwächt die Eu und deren Enteignung durch die EZB. Das ist die Wahrheit.
    https://www.youtube.com/watch?v=HMypOPEtLdA
    https://www.youtube.com/watch?v=2s4gTFlA4y4

  3. Die Frage ist doch: Welche Vorteile/Nachteile hat der Bürger in der EU?
    Der deutsche Bürger hatte nur Nachteile.
    Wie oft fährt der normale Deutsche ins Ausland? 1-2mal im Jahr hauptsächlich des Urlaubs wegen.
    Nachteil 1-2 mal etwas länger an der Grenze warten, Vorteil das Geld (DM) war in den beliebten
    Reiseländern Holland, Frankreich, Spanien und so weiter viel mehr wert und „Mann“ hatte einen
    sehr guten Wechselkurs, was den Urlaub/Aufenthalt für Deutsche günstiger machte.
    Vorteile hat nur die Wirtschaft/Konzerne z.B. die Zulieferer haben keine Wartezeiten mehr und
    können von den Konzernen noch besser gedrückt werden, Arbeitslöhne so wie Sozialleistung wurden in der EU für diese Konzerne(Geldsammelstellen) als Sparpolitik verkauft, wieder die Ar…Karte für den Bürger. Nutznießer sind die Großaktionäre die mit /durch die Konzerne Gewinne machen
    auf Kosten des“ kleinen Manne“.
    Zitat: “Beim Finanzsystem dürften die Schwierigkeiten offensichtlicher sein, denn UK-Firmen würden ihren Zugang zum EU-Binnenmarkt für Finanzprodukte verlieren. “
    War da nicht etwas mit der deutschen und der Londoner Börse, hat England in diesen Bereich nicht
    schon vorgesorgt? Über dieses Konstrukt IWF möchte ich eigentlich nichts sagen, wenn der ehemalige Präsident und die jetzige Präsidentin es mit den Gesetzen auch nicht so haben.
    Die ganz großen Nutznießer sin die EU angestellten, die verdienen bedeuten besser als die im Freudenhaus und fast alles Steuerfrei und Pensionen die für 20 Normalbürger reichen.

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