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Japan: Das große Scheitern an der Geldpresse

FMW-Redaktion

Das beste Beispiel, dass ständiges Gelddrucken + eine ausufernde Staatsverschuldung eine schrumpfende Volkswirtschaft nicht automatisch zum Wachstum zwingen kann, ist Japan. Und was Notenbank + Regierung in Toyko machen, ist schon längst eine Art Finanz-Planwirtschaft.

Shinzo Abe Japan MP
Shinzō Abe, Ministerpräsident von Japan. Foto: Chuck Hagel / Wikipedia (CC BY 2.0)

Was wir schon öfters angesprochen hatten: Regierung + Notenbank in Tokyo kämpfen mit allen Mitteln für das Wirtschaftswachstum, verstehen aber nicht, dass das alles nichts hilft, wenn die Bevölkerung völlig überaltert ist und dazu noch schrumpft.

Die „Abenomics“, die sogenannte Wirtschaftsdoktrin von Premierminister Abe, geht nun in ihre dritte Phase, die am wenigsten direkte Wirkung zeigen dürfte, und darüber hinaus eher langfristig seine Wirkung entfalten kann. Nicht 1:1 zu vergleichen, aber ähnlich wie bei Schröder in Deutschland soll in einer Art „Agenda“ die Produktivität des Landes auf Vordermann gebracht werden. U.a. durch Strukturreformen soll die Starrheit am Arbeitsmarkt aufgebrochen werden. Aber das wird halt dauern. Der Markt will aber sofort Resultate, sonst straft er die Politik böse ab.

Was bisher geschah? Teil 1 und 2 der Abenomics bestanden aus dem Gelddrucken der Notenbank einerseits, und einer noch expansiveren Staatsverschuldung der Regierung andererseits. Alles sollte dazu dienen die Wirtschaft genau wie in Euroland auf 2% Inflation zu drücken. Das Resulat? Sie ist davon weiter entfernt als zuvor, dümpelt an der Null-Linie immer in Gefahr wieder in die Deflation zu wechseln. Von der Hoffnung grundsätzlich eine 20jährige Phase von Deflation zu durchbrechen, spricht längst keiner mehr. Man schaut nur noch auf die nahe Zukunft. Kleine Pflänzchen von ein bisschen Wachstum wären da schon was Tolles.

Zu Beginn der großen Geldschwemme flossen durch Hoffnungen auf einen großen Aufschwung in Japan auch 128 Milliarden Dollar an ausländischem Kapital ins Land. Der Aktienmarkt stieg schnell an, der Nikkei kletterte von 10.000 in 2013 rauf auf 16.000, bis Ende 2015 sogar auf 20.000 Punkte. Seitdem geht es deutlich bergab, jetzt runter auf 16.000. Die Euphorie ist verflogen, das Geld verpufft, die Inflation ist nicht vorhanden. Analysten erwarten übereinstimmend für das letzte Quartal einen Rückgang bei der Wirtschaftsleistung (BIP). Dies wäre der fünfte Rückgang in den letzten 9 Quartalen. Ein Erfolg bei der Ankurbelung der Wirtschaft sieht anders aus.

Wie der Stimulus aussieht? Hier zwei Zahlen für einen groben Überblick. Die Staatsverschuldung stieg seit Ende 2012 von 218% des BIP bis jetzt auf 240%. Das Geld fließt u.a. über Konjunkturprogramme in die Wirtschaft. Die Gesamtbilanz der Notenbank „Bank of Japan“ hat sich seit 2013 mehr als verdoppelt auf 396 Billionen Yen. Wer es kaum glauben kann, bitte hier selbst nachprüfen. Die Bank of Japan hat bereits für umgerechnet 3,1 Billionen Euros japanische Staatsanleihen aufgekauft und predigt seit geraumer Zeit erst aufzuhören, wenn die 2% Inflation erreicht ist. Früher wurde gespottet – inzwischen ist daraus eine ernsthafte Annahme geworden, dass irgendwann ein Zeitpunkt erreicht ist, wo die Notenbank der einzige Gläubiger des Staates ist, weil sie nach und nach alle Schulden des Staates aufgekauft hat. Wird noch etwas dauern, aber wenn es ein Land gibt, wo das geschafft werden kann, dann Japan.

Und der Yen? Wer Geld druckt, will eine schwache Währung, damit die Industrie auf dem Weltmarkt erfolgreicher bzw. günstiger anbieten kann. Hier kann Notenbank-Chef Kuroda, der im März 2013 sein Amt antrat, zumindest basierend auf diesem Chart einen Erfolg für sich verbuchen. Durch die Geldschwemme wertete der Yen gegenüber dem US-Dollar deutlich ab, USDJPY stieg von 95 auf derzeit 114. Aber ob das nur auf Kuroda´s Geldpresse zurückzuführen ist? Und hat es der Exportwirtschaft geholfen? Nein.

USDJPY
USDJPY seit 2013.

Nach Gelddrucken bis zum Geht nicht mehr und Staatsverschuldung schlimmer als man es sich vorstellen kann, folgten vor Kurzem die Negativzinsen in Japan. Der Markt sah dies eher als Verzweiflungstat nach einer gescheiterten Politik. Was bleibt? Man könnte noch kräftiger als je zuvor die Druckerpresse anschmeißen in der Hoffnung, dass die Inflation irgendwann endlich anspringt…

Dieser Vergleichschart zwischen dem Nikkei (schwarz) und dem Dax (organge) seit 2008 zeigt, dass der Nikkei zwar gestiegen ist, aber dass im Großen und Ganzen die Aktienmarkt-Entwicklung zu anderen Märkten wie Deutschland identisch war. Beide Indizes haben ähnlich performt. Der Dax aber hat diese Entwicklung ganz ohne Abenomics oder Merkelnomics geschafft, abgesehen von einer kleinen Abwrackprämie, die im Gegensatz zu den Abenomics nicht mal erwähnenswert ist.

Japan Deutschland



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