Hintergrund

Kennen Sie den „Single Day“?

Nein? Dann wird es aber Zeit! Denn der chinesische „Single Day“ ist das inzwischen grösste Konsumfest weltweit – und hat daher starke Auswirkungen nicht nur auf die Wirtschaft Chinas.

Der „Single Day“ findet immer am 11.11. statt (gewissermaßen typisch für die abergläubischen Chinesen) und ist eine Erfindung von – Alibaba! Der E-Commerce-Gigant erfand vor erst vier Jahren den Feiertag, er richtet sich insbesondere, wie der Name schon verrät, an Singles. Die Idee von Alibaba war, eine Art Konsumtherapie für Menschen ohne Partner zu etablieren. Und weil es in China zwei bis drei Singles gibt, ist der junge Feiertag schnell zum größten Konsumevent auf dem Globus avanciert.

Für den Erfinder des „Single Days“ hat sich die Sache allemal schon gelohnt: im letzten Jahr setzten die beiden zu Alibaba gehörenden Plattformen Taobao und Tmall an diesem Tag 5,75 Milliarden US-Dollar um – das war eine Steigerung um 83% zum Vorjahr. Sehr wahrscheinlich, dass der „Single Day“ 2014 eine ähnliche Steigerungsrate zum Vorjahr aufweisen wird.

Das ist schon deshalb wahrscheinlich, weil nicht nur Alibaba am 11.11. die Preise senken wird. Damit weitet sich die ursprüngliche Idee, die sich auf Singles fokussierte, weiter aus. An diesem Tag werden sich auch viele chinesische Familien mit neuen Fernsehern, Smartphones etc. eindecken.

Das traditionslose Konsumfest in China wird daher auch für den Westen zunehmend an Bedeutung gewinnen. So hat die Alibaba-Tochter Alipay es auch amerikanischen Anbietern ermöglicht, ihre Produkte via E-Commerce direkt an Chinesen zu verkaufen – ein gigantischer Markt nicht nur für die Amerikaner. Immer mehr Unternehmen aus dem Westen sehen darin einen gigantische Chance – so hat etwa kürzlich auch H&M den Zugang zu den Alibaba-Plattform bekommen und wird China bald mit „westlichen“ Textilien versorgen. Sehr zur Freude der Chinesen, denn ausländische Produkte (selbst amerikanische!) gelten als in der Regel hochwertiger und sind mit Prestige behaftet.

Der „saubere“ Weg – Bestellung per Internet, die chinesische Post liefert innerhalb einer sehr akzeptablen Frist direkt ins Haus aufgrund einer Koooperation mit Alibaba – ist für viele Chinesen ein echter Fortschritt, spart zudem Geld. Denn bislang mussten sich diejenigen, die ausländische Produkte haben wollten, einen „Agenten“ suchen, der die Ware beschaffte und oft mit horrenden Aufschlägen dann an die Konsumenten weiter verkaufte. Es ist zu vermuten, dass diese Agenten sich bald einen neuen Job suchen müssen..

Eins aber scheint klar: die Amerikaner werden sich, trotz der Möglichkeiten, die der „Single Day“ ihnen kommerziell bietet, mächtig ärgern. Als Speerspitze der Konsum-Religion hätte ihnen eigentlich ein solches Fest selbst einfallen müssen. Alibaba-Gründer Jack Ma hat nämlich in den USA studiert und ein eigentlich uramerikanisches Prinzip erfogreich nach China exportiert.



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