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Klage gegen Volkswagen: warum es für VW jetzt ungemütlich werden könnte

Kommt nun auch in Deutschland eine Lawine auf Volkswagen zu?

FMW-Redaktion

Bekanntlich hat mit der Deutsche See GmbH der erste (Firmen)Großkunde Klage gegen Volkswagen eingereicht. Wir veröffentlichen hier den gesamten Text der Pressemeldung (die uns am 05.02. von der Deutsche See GmbH zugemailt wurde), weil darin interessante Informationen enthalten sind, die sich in den Agenturmeldungen nicht finden:

Die Deutsche See GmbH hat als erster Großkunde Klage gegen die Volkswagen AG eingereicht

Das Unternehmen ist tief enttäuscht über die nicht eingehaltenen Vereinbarungen von Seiten der Volkswagen AG und hat am 3. Februar 2017 Klage wegen arglistiger Täuschung eingereicht

Bremerhaven, 5.2.2017 – Deutsche See GmbH mit Sitz in Bremerhaven hat als erster Großkunde (Flottenkunde, knapp 500 Fahrzeuge betroffen) am 3. Februar 2017 eine Klage nach Anfechtung sämtlicher Verträge, gestützt auf § 123 BGB („arglistige Täuschung“), beim zuständigen Landgericht Braunschweig eingereicht. Das Unternehmen, das als Einzelkläger auftritt, hatte zuvor vergeblich versucht, sich mit VW auf einen gemeinsamen Weg zu verständigen. Deutsche See ist die Partnerschaft mit VW nur eingegangen, weil VW das umweltfreundlichste, nachhaltigste Mobilitätskonzept versprochen hat.

Deutsche See bekam 2010 den Nachhaltigkeitspreis verliehen, denn der Geschäftsführung des Unternehmens ist die Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfung des Unternehmens sehr wichtig. In den Jahren 2009/2010 hatte Deutsche See den Entschluss gefasst, den gesamten Nutzfahrzeug- und PKW-Bereich auf eine ganzheitliche, schadstoffarme sowie elektroangetriebene Flotte umzustellen. Nach mehreren Gesprächen hierüber hatte der Volkswagenkonzern Deutsche See nicht nur versichert, eine Flotte, die diesen Zielen entspricht, liefern zu können, sondern es wurde auch besprochen und vereinbart, dass beide Unternehmen zusammen die umweltfreundliche und zukunftsweisende Mobilität weiter entwickeln wollen. Nur deshalb hat Deutsche See ihre gesamte Flotte auf den Volkswagenkonzern umgestellt. Auch auf einer der Internetseiten der Volkswagen AG wurden die Ziele der Partnerschaft dargestellt und eine Kommunikations-Kampagne entwickelt.

Der Volkswagenkonzern hat Deutsche See über den Einsatz von bewusst manipulierender „Defeat Device“-Technik in Dieselfahrzeugen nicht aufgeklärt und damit gegen den Geist der gemeinsamen Vereinbarungen verstoßen. Auch im Übrigen wurden vereinbarte Projekte, wie z.B. Elektro-Fahrzeuge oder die Verringerung der Umweltbelastung in der Fahrzeugflotte ausschließlich von Deutsche See – ohne jegliche Unterstützung durch VW – umgesetzt. Erst in 2016 hat Volkswagen ernsthaft begonnen, E-Mobilität weiterzuentwickeln.

Die Gespräche konnten nicht mehr mit den zuständigen Managern bei VW geführt werden, da diese durch Juristen und PR-Manager ersetzt wurden.

Weil Gespräche mit VW über eine gütliche Einigung gescheitert sind, hat die Geschäftsführung von Deutsche See sich nach Anfechtung der Verträge mit VW numehr entschlossen, Ansprüche auf Rückzahlung gerichtlich gegen VW geltend zu machen. Die Deutsche See klagt als mittelständisches Unternehmen gegen einen Großkonzern. Deutsche See fragt sich als verantwortungsvolles Unternehmen, wie ein solches Verhalten in Deutschland möglich ist, und fragt sich weiterhin, wie man als Volkswagen AG auch einen gesellschaftspolitischen Schaden bewusst in Kauf nehmen konnte.

Egbert Miebach, Geschäftsführender Gesellschafter von Deutsche See, über die Gründe: „Wir sind tief enttäuscht über VW und fühlen uns hingehalten und betrogen, da die gemeinsam angedachte Partnerschaft im Bereich der umweltfreundlichen Mobilität nur von unserer Seite eingehalten wurde. Entsprechende Gespräche, dieses zu verändern, wurden von Seiten VW abgeblockt. Deutsche See bekennt sich in allen Unternehmensbereichen zur Nachhaltigkeit, sodass wir Klage am 3. Februar 2017 gegen die Volkswagen AG eingereicht haben.“

Interessant ist, dass an Stelle von VW-Manager, wie die Deutsche See GmbH schreibt, nunmehr nur noch Juristen und PR-Leute als Ansprechpartner Verfügung standen. Noch am Wochenende hatte VW gesagt, man könne sich dazu nicht äußern, weil man darüber noch keine Informationen habe – aber Umrüstungen seien doch jederzeit möglich! Und das grenzt schon fast an Verhöhnung!

Bekanntlich laufen in Deutschland bereits einige hundert Verfahren, in denen Fahrer von VW-Dieseln auf Schadenersatz gegen Händler oder den Konzern klagen. Nun also der erste größere Firmenkunde – und davon wird es nicht so wenige geben in Deutschland. Sollte die Deutsche See GmbH vor Gericht gewinnen, droht den Wolfsburgern also der nächste größere Nackenschlag, zumal auch nicht einzusehen ist, warum in den USA Privatkunden gut 5000 Dollar Schadenersatz bekommen können, in Deutschland jedoch davon bislang nicht die Rede ist.

Die Aktien von VW daher einer der größeren Verlierer im Dax..



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13 Kommentare

  1. Hoffentlich wirds mal richtig ungemütlich… Mal unabhängig davon,dass Autos „manipuliert“ wurden.Sowas macht ja eigentlich jeder Autobauer… Es ist einfach ne Schande, dass Amis entschädigt werden und die dummen Deutschen abgespeist werden. Noch Zeit investieren müssen,um in die Werkstatt zu kommen. Aus diesem Grund kommt mir kein VW mehr in die Garage. Manche Firmen sollten sich mal entsinnen,wo ihre Wurzeln liegen. Kennt VW anscheinend nicht. Hoffentlich fließt noch richtig Blut. In Form von Cash in deutsche Sparschweine :)

    1. „Volkswagen“wurde von den Nazis gegründet!Wie die Nazis mit dem Volk umgegangen sind,könnt ihr ja mal googeln.Macht man heute so,habe ich mir Gruftie sagen lassen!

  2. Warum sollte es ungemütlich werden?
    Nur weil die, ich glaube gelesen zu haben, 18 Mio haben wollen?
    Da kommt denen ja der Winterkorn schon teurer.

    Und gibts wohl noch weitere Unternehmen, die sich so sehr umweltgerecht verhalten möchten (was angebl. deren Kaufmotiv war), dass sie sich sogar auf sowas wie einen Nachhaltigkeitspreis berufen können?

  3. Alles mehr oder weniger verständlich – nur müssen dann auch alle Autobauer die schummeln zur Kasse gebeten werden.
    Wenn VW anfangen muß Entlassungen zu tätigen, ist das Geschrei wieder groß.

    1. Na, aber sicher !
      Da ist es wieder das abgedroschene Argument mit den Arbeitsplätzen.
      Darauf habe ich in den letzten Monaten immer wieder gewartet.
      Wieso auch entschädigen, sollen die „Deutschen“ doch froh sein das sie bei VW arbeiten dürfen. Mit dem Argument „Arbeitsplätze“ kann man in Deutschland ja immer alles rechtfertigen. Ich fange besser gar nicht an mit einer Liste, sonst ist der Abend mal wieder gelaufen.
      Ich kenne jede Menge Leute die sich Ihren VW nur gekauft haben, weil er angeblich umweltfreundlich sein sollte. Dafür wurde sogar ein höherer Kaufpreis akzeptiert.
      In D-Land ist es aber politisch nicht gewollt das man die großen Autobauer in die Pflicht nimmt. Man stelle sich nur mal vor, unser Umweltminister nimmt Untersuchungen gegen VW auf und erhebt Klage vor dem Bundesgericht wg. Gefährdung des deutschen Volkes…..undenkbar.

      1. „… erhebt Klage vor dem Bundesgericht wg. Gefährdung des deutschen Volkes.“
        Der Satz ist von großer Bedeutung.
        Das ist nämlich der Knackpunkt.

        Konsequent zu Ende gedacht heißt das aber auch, dass nicht unbedingt die Käufer und Fahrer eines Volkswagens zu entschädigen wären, sondern dieh Fahrer, die hinter einem VolkswagenAuspuffrohr herfahren müssen. Die Mütter, die mit Kindern die Abgase dieser Volkswagen einatmen. Die Bürger, die in Straßennähe wohnen. U.s.w.
        Ganz allgemein: die Bevölkerung.

        Und damit nicht genug, selbst Tiere und meinetwegen sogar Pflanzen.
        Aber wie gesagt, nicht in erster Linie die Käufer und Fahrer eines VWs.

        1. Ein völlig sinnbefreites Beispiel. Hinter einem Dieselfahrzeug herzufahren oder gar ihm mit einem Kinderwagen zu folgen ist immer gesundheitsschädlich. Das ist bei VW so, aber auch bei den technologisch besseren Daimlers und BMWs. Selbst wenn alle VW-Diesels die in betrügerischer Absicht versprochenen Werte exakt einhalten würden, würde das absolut keine messbare Verbesserung für Anwohner und Verkehrsteilnehmer bringen. Es geht ja nur um WENIGE GRAMM, die da weggerechnet wurden. In der Praxis sind diese reduzierten Schadstoffausstoße völlig unerheblich. Auch der wirklich sauberste Dieselmotor der Welt ist immer noch sehr gesundheitsschädlich und wird es immer bleiben. Viel mehr Optimierungspotential hat diese Technologie einfach nicht.

          Die einzig sinnvolle Strafe für VW wäre die Verurteilung, über mehrere Jahre hinweg in Naturschutzprojekte, Aufforstungsvorhaben etc. zu investieren. Strafzahlungen an Privatpersonen sind völlig daneben, da kein nennenswerter gesundheitlicher Schaden entstanden ist. Höchstens das Umweltbewusstsein von ein paar Naivlingen wurde angekratzt. Deswegen: kein Geld für VW-Fahrer, sondern nur für Naturschutzprojekte.

      2. Ein bischen weltfremd und idiologisch verblendet wie? Das die Bevölkerung Arbeit hat, ist das A und O. Was machen die Menschen ohne Arbeitsmöglichkeiten, Bauer werden? Schauen Sie doch mal nach Grichenland, Spanien, Portugal wie fröhlich die Menschen dort sind.
        Rd. 5,8 Mill. Arbeitsplätze hängen direkt am Autobau und Zuliefern. VW hat gerade angekündigt mit seiner Tradition zu brechen und Menschen aus Zeitarbeit nicht mehr zu übernehmen.
        Davon abgesehen, ein spezieller Aspekt der Stickstoffoxide in Zusammenhang mit moderner Motorentechnik ist der Zielkonflikt zwischen Verbrauchsreduktion einerseits und der Reduktion von NOx-Emissionen andererseits. Effiziente Motoren haben eine hohe Verbrennungstemperatur und produzieren damit mehr NOx.
        Mit anderen Worten: Irgendwann überstiegen die Forderungen (spez.usa, wo kaum pkw Diesel gebaut werden) das momentan machbare.
        übrigens: die meisten Stickoxide zerfallen in Bodennähe nach ca. 24 Std. es gibt keine Akkumulation wie z.b. bei co².

        1. Ich bin nicht weltfremd, ich bin nur schon ein wenig weiter als Sie !
          Ach.. und ist Bauer keine Arbeit ?
          Und Sie…sind Sie auch bei VW beschäftigt ?

          1. Sie sind in der Tat ein wenig weiter. Weiter weg von der Wahrheit. Der Hingucker hat sich zumindest mit der chemischen Komponente des Themas beschäftigt. Es ist ja nicht so, dass ein nicht-manipulierter VW überhaupt keine NOx ausgestoßen hätte. Durch die manipulierten Werte ist in Wirklichkeit kein Mensch, kein Tier und auch keine Pflanze in einem höheren Maße zu Schaden gekommen, als es ohne die Software gewesen wäre. Diesel ist halt schmutzig, egal ob mit oder ohne Manipulationssoftware. Wenn es der bürgerverachtenden GroK.O. wirklich um die Gesundheit und Umwelt ginge, würde sie LPG und CNG fördern und nicht die Förderung ab 2019 auslaufen lassen. DAS sind die EINZIGEN ECHTEN Ökoantriebe zurzeit. Wenig CO2, kaum NOx, überhaupt kein Russ usw. Ein Gasauto (Hybrid) schont die Umwelt erheblich, nein ERHEBLICHST mehr als ein Marketinggag-Tesla, dessen Baterien eine erschreckende Umweltbilanz bei Herstellung und Recycling haben. Übrigens: mein Nachbar hat einen i3 und lädt ihn in der gemeinsamen Tiefgarage auf. Unser Stromanbieter hat 45% Kohleanteil, und etwa 10% Atomstrom. Buahahahah, Vollpfosten! Aber ein viel kleinerer Vollpfosten als die Luschen, die sich einen TDI kaufen, weil er angeblich sooo umweltfreundlich ist… Solche hypnotisierten Schafe sind sicherlich das ganze Jahr über gaaanz brav, um den Weihnachtsmann nicht zu verärgern. Naive, unwissende, denkfaule Vollpfosten!

  4. „Ein wenig weiter“ bezog sich hier auch eher auf das Thema „Arbeit haben“.
    Die chemische Komponente ist auch nix neues
    Ein E-Auto macht sowieso nur Sinn, wenn man eine eigene Ökostromversorgung hat, egal wie die nun aussehen mag.
    Das durch die Software und den Mehrausstoß niemand zu Schaden gekommen ist, können Sie aber auch nicht beweisen. Die Chance das ein giftiger Stoff in höherer Konzentration harmloser wird, ist eher gering.

  5. Ach so….und wer ist nun eher schuld an dem Dilemma?
    Das Unternehmen welches unter Vorspiegelung falscher Tatsachen die Autos verkauft hat, oder der Käufer der vielleicht nicht so viel Ahnung hat und dem Unternehmer glaubt.
    Kann ja nicht jeder so ein toller Typ sein wie Sie.

    Die Käufer als Vollpfosten zu bezeichnen, die in gutem glauben gehandelt haben empfinde ich hier eher als beleidigend.

    1. Ja, jemanden zu beleidigen war nie meine Intention, deswegen nehme ich den „Vollpfosten“ gerne zurück. Aber eine grob fahrlässige Naivität muss man diesen Zeitgenossen bescheinigen. Wer sich die Vorteile des Diesels (Drehmoment, Sparsamkeit, sehr niedrigen Preis bezogen auf die hohe Energiedichte) zunutze machen will, handelt erst mal völlig rational. Wer sich aber gleichzeitig einlullen lässt, dass die Emissionen aus einem so komplexen Treibstoff wie Fliederduft im Frühling sind, der glaubt auch an Zauberstäbe.

      Nochmal die Begründung, warum bei der Abgasmanipulation keiner gesundheitlich zu Schaden gekommen ist: die Dieselautos wären auch dann verkauft worden, wenn sie ein paar wenige Gramm mehr Schadstoffe ausgespien hätten. Sie müssen z.B in Excel berechnen, wie viele Pseudo-Low-Emission-VWs im Durchschnitt gleichzeitig auf einer Straße fahren würden, wie viel Gramm Mehrausstoß sie in Wirklichkeit haben und wie sich das Delta zum erschummelten Wert auf die NOx-Sättigung in der Umgebung auswirkt. In einem Tunnel ist es schlimmer als auf einer Autobahn bei kräftigem Seitenwind.

      Übrigens: wer einen Diesel braucht, der wird mit meinem Tesla oder i3 nicht glücklich. Also keiner hätte einen E-kfz gekauft, nur weil der Golf TDI paar mickrige Prozentpünktchen schmutziger als auf dem Papier ist.

      Was VW versucht hat, sind billige Tricks, um mehr langweilige Autos mit einfallslosem Design zu verkaufen. Da können sich Toyota, BMW und co. beschweren, dann ihre Händler usw. Aber nicht die Endkunden und vor allem NICHT MIT DEM ARGUMENT Umwelt und Gesundheit. Das ist scheinheilig. Und so was stinkt mir mehr als ein Diesel.

      Wer viele Kilometer fährt, keine Solaranlage auf dem Dach hat und auch nicht das Kleingeld für ein überteuertes E-Auto, der kann ebenfalls umweltfreundlich und günstig mobil sein. Heute mit einem Gasfahrzeug (LPG, CNG). Und morgen? Schaun mer mal…

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