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Kollaps der Globalisierung: warum der Euro einfach nicht fällt..

Eigentlich müsste der Euro zum Dollar nachgeben: während die EZB auf dem Weg ist, ihre Geldpolitik weiter zu lockern, geht der Zug in den USA bereits in die andere Richtung. Die Fed wird -vermutlich früher als viele vermuten – die Zinsen anheben und so dem Dollar Rückenwind verleihen. All das aber schlägt sich seltsamerweise nicht in einem fallenden Euro-Dollar-Kurs wieder: die Gemeinschaftswährung handelt immer noch auf hohem Niveau, wenngleich unter den Höchstständen des Jahres 2014 knapp unter der 1,40.

Eine faszinierende Erklärung für die relative Euro-Stärke liefert nun Paul Donovan von der UBS in einem Artikel in der Jakarta Post mit dem aufschlussreichen Titel „Currencies and the Collapse of Globalisation„.

Seine These: seit der Finanzkrise 2007 folgende haben die globalen Finanzströme dramatisch abgenommen und betragen derzeit nur noch ein Drittel des Vorkrisenniveaus – ausgelöst vor allem durch strengere Regularien für Banken, mit der Folge einer starken Zunahme von Investitionen in den jeweiligen Heimatmarkt der Finanz-Institute. Donovan spricht daher von einem „Kollaps“ der Finanzströme – meint damit aber nicht die Warenströme durch Exporte, die auf dem Niveau vor Ausbruch der Finanzkrise liegen. Es geht nur um den globalen Kapitalfluss von Finanzinstitutionen, vorwiegend Banken.

Wenn nun die Kapitalströme um zwei Drittel gefallen sind, wird es für Länder mit einer negativen Handelsbilanz schwerer, Kapital anzulocken, um die eigenen Defizite zu finanzieren – schließlich ist der zu verteilende „Kuchen“ um zwei Drittel geschrumpft. So wird die Konkurrenz deutlich härter – auch für die USA, die nach wie vor ein gigantisches Handelsbilanzdefizit ausweist (deutlich über 100 Milliarden Dollar allein im ersten Quartal 2014). Anders dagegen die Eurozone, die regelmäßig Handelsbilanzüberschüsse erwirtschaftet – mit Deutschland als Vorreiter. Die USA stehen damit in einer harten Konkurrenz gegenüber Europa, dessen Handelsbilanzüberschuss für ausländisches Kapital nach wie vor ein attraktives Ziel ist.

Die schon lange sehr niedrige Volatilität am Devisenmarkt ist einerseits Ausdruck der dramatisch eingebrochenen globalen Kapitalströme – und reflektiert andererseits eine Patt-Situation: die Handelsbilanz spricht für Europa, die Geldpolitik mit absehbaren Zinsanhebungen für die USA. Während aber die USA nach wie vor Kapital aus anderen Regionen anziehen, könnten die reduzierten Kapitalströme für Asien ein echtes Problem werden: Wohl nicht zufällig sind im letzten Monat die Kapitalzuflüsse nach China deutlich zurück gegangen.

Die Folgen der stark gesunkenen Kapitalströme sind also noch gar nicht absehbar. Dazu Donovan: „Global capital flows have been hidden from the headlines, but the collapse of globalization may turn out to be one of the most important economic changes of the past decade“.



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1 Kommentar

  1. Wenn man Baltic Dry, Baltic Tanker oder Harper zugrunde legt, liegen die Warenstroeme durchaus am Boden. Der überbewertete € verschärft die Krise im Süden. Nur durch Deutschland hat die Eurozone Handelsbilanzueberschuesse. Ohne D wäre sie seit Euroeinfuehrung immer defizitaer gewesen.

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