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Kuka-Großaktionäre konnten nicht widerstehen – Forderung nach „EU-Außenwirtschaftsgesetz“

Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea hat sich vermutlich jetzt schon mehr als 50% der Kuka-Anteile einverleibt, obwohl das Übernahmeangebot für Kuka noch bis zum...

FMW-Redaktion

Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea hat sich vermutlich jetzt schon mehr als 50% der Kuka-Anteile einverleibt, obwohl das Übernahmeangebot für Kuka noch bis zum 15. Juli andauert. Bei einem Kaufpreis von 115 Euro konnten auch die deutschen Großaktionäre, die bisher eigentlich als sichere Anker für die Firma vorhanden waren, nicht Nein sagen. Der Unternehmer Friedhelm Loh bestätigte dem Handelsblatt, dass er am Freitag seine Anteile verkauft habe. Auch der Voith-Konzern hatte am Freitag seine Kuka-Anteile an Midea verkauft. Obwohl es am selben Tag passierte, habe man sich nicht abgesprochen. Laut Voith habe sich der Einstieg bei Kuka aus heutiger Sicht als großer Gewinn erwiesen.

Wie man im Chart gut sieht, fehlen nach oben immer noch 8 Euro bis zum Erreichen der von Midea gebotenen 115 Euro. Eigentlich müsste die Zuversicht der Börsianer so groß sein, dass dieses Gap geschlossen wird. Hätte man die Übernahme abgelehnt, würde der Kurs wieder auf 90 Euro oder noch weniger zurückgehen wie vor der Offerte?

Kuka
Die Kuka-Aktie seit 2013.

EU-Außenwirtschaftsgesetz

Und jetzt, wo es zu spät ist um zu reagieren, werden Forderungen laut man solle so etwas wie ein „EU-Außenwirtschaftsgesetz“ einführen. Das sagte der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger von der CDU angesichts der Kuka-Übernahme. Anschließen tut sich sein Parteikollege Norbert Roetgen. Der ist immerhin Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages. Man solle über so ein europäisches Außenwirtschaftsgesetz nachdenken, denn für wichtige Wirtschaftsbereiche sei zu prüfen, was national oder auf europäischer Ebene getan werden könne um Wertschöpfung und Forschung auch künftig in Europa zu halten. Roetgen meinte gegenüber den Stuttgarter Nachrichten die offensichtlich bestehende Gesetzeslücke muss auf nationaler oder europäischer Ebene geschlossen werden.

Was auf den ersten Blick wie Stimmungsmache oder Protektionismus aussieht, ist woanders längst Realität. China selbst, das jüngst darauf hinwies die deutsche Politik solle sich nicht in den Kuka-Deal einmischen, lässt umgekehrt den Kauf heimischer Unternehmen durch Ausländer nicht zu. Und die USA als freiester aller kapitalistischer Marktplätze auf Erden blockieren Käufe heimischer Unternehmen durch Ausländer ebenfalls recht willkürlich, wenn sie nationale Interessen oder die „nationale Sicherheit“ gefährdet sehen. Nur die Europäer, die lassen sich weiterhin auf der Nase rumtanzen.

Midea hat mit dem Kuka-Vorstand einen bis 2023 gültigen Investorenvertrag geschlossen. Er garantiert den 12.300 Kuka-Mitarbeitern für die nächsten 7 Jahre ihre Arbeitsplätze und den Erhalt der Kuka-Zentrale in Augsburg. Und danach? 7 Jahre gehen um wie im Flug. All das wäre nur halb so schlimm, wenn die zentralistische KP-Führung in Peking nicht das offizielle Ziel ausgegeben hätte so schnell wie möglich im Hochtechnologie-Bereich weltweit führend zu werden. Dafür, so ihr Auftrag, sollen chinesische Unternehmen im Ausland Know How einkaufen und nach China holen. Diese Leitlinie ist kein Geheimnis, sondern weltweit bekannt. Warum also verhalten sich die Europäer anders als die Amerikaner so passiv? Bleiben Oettinger und Roetgen zwei einsame Rufer in der Wüste?



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3 Kommentare

  1. Günther Oettinger&Norbert Röttgen.Muss man zu diesen beiden Politpfeifen noch irgendwas sagen?Ich denke, nein!Der eigentliche Skandal ist dass Sie Posten in äusserst wichtigen Zukunftsbranchen begleiten.Ihre einzige Stärke dürfte in Kadavergehorsam zu Mama Germania,liegen.Ein chinesicher Eierkocherhersteller übernimmt Deutschlands Zukunftsperle!Mir fehlen die Worte,ob solch unglaublicher Dummheit!

  2. Die, die jetzt nach einem Außenwirtschaftsgesetz rufen, sind das nicht diejenigen, die sich gleichzeitig für CETA und TTIP stark machen? Das verstehe wer will.

  3. War doch absehbar das die Großaktionäre verkaufen, dazu ist der Preis zu gut. Die sog. Investorenvereinbarung können das Management und die Angestellten in der Pfeife rauchen ! Spätestens mit Ablauf wird Midea den Laden dicht machen, und das Know-How nach China abziehen.

    Das muss einfach so kommen, da der Kaufpreis mit 4,7 Mrd. sehr hoch ist, und die Chinesen sich doch für so einen Einsatz nicht bloß mit einer läppischen Beteiligung und einer Investorenvereinbarunng zufrieden geben werden.

    Ein Außenwirtschaftsgesetzt ist in anderen Ländern bereits seit langem gängige Praxis, das ist korrekt.

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