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LIBOR-Skandal: Indiz für Anstiftung durch die Bank of England? Tonband-Mitschnitt erhöht Druck zur Aufklärung

In Jahr 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise waren alle nervös. Bei den Banken ging es darum, wer angeschlagen ist, wer sogar kurz davor steht bankrott zu gehen. Das globale Bankensystem war in...

FMW-Redaktion

In Jahr 2008 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise waren alle nervös. Bei den Banken ging es darum, wer angeschlagen ist, wer sogar kurz davor steht bankrott zu gehen. Das globale Bankensystem war in argen Schwierigkeiten, weil man befürchtete Banken könnten grundsätzlich aufhören sich untereinander tageweise Geld zu leihen. So werden nämlich Spitzen ausgeglichen. Hat eine Bank tageweise etwas mehr ausgeliehen als gedeckt durch Einlagen, muss die Differenz ausgeglichen werden. Das geschieht normalerweise genau durch solche Kredite zwischen Banken (Interbankenmarkt).

Wie teuer diese kurzfristigen Kredite sind, hängt maßgeblich vom LIBOR ab, der „London Interbank Offered Rate“. Banken melden ihre Schätzungen, woraus später ein Durchschnittswert errechnet wird. Melden Banken tiefe Zinsen, sinkt auch der Durchschnitt. Ein letzte Woche durch die BBC veröffentlichter Tonband-Mitschnitt (ab Sekunde 40 im Video) impliziert, dass die Notenbank „Bank of England“ zumindest zeitweise der Auslöser dieser Manipulationen war.

Das wäre der Skandal schlechthin, denn immerhin sitzen Mitarbeiter von Geschäftsbanken aufgrund solcher Manipulationen im Gefängnis. Ein Banker sagte im Mitschnitt am Telefon dem anderen, dass es seitens der britischen Regierung und vor allem der Notenbank „Bank of England“ massiven Druck gäbe die Rate (den LIBOR-Satz) tiefer als eigentlich gedacht zu melden. Der Druck sei enorm dies zu machen. Entweder glaubt man nun diesen Aussagen, oder es sind Lügen, um die Schuld auf die Notenbank zu schieben.

Hätte jemand bewusst hier gelogen um die Schuld auf die Notenbank zu schieben, dann hätte er wohl schon damals das Band veröffentlicht, oder? Die Tatsache, dass es erst neun Jahre später auftaucht, zeigt wohl, dass die Banker von dem Mitschnitt nichts wussten. Sonst hätte man ihn wohl schon damals für die eigene Verteidigung in den Ring geschmissen. Es ergibt Sinn, dass der Druck von der Notenbank gekommen sein soll – denn das Finanzsystem am Leben zu halten, war damals für alle Regierungen oberstes Gebot. Wir erinnern uns zum Beispiel an die Aussage von Angela Merkel, dass die Einlagen der Deutschen sicher seien.

Eine Aussage, die inhaltich zu keinem Zeitpunkt haltbar war, denn der deutsche Staat hätte solche Summen in der Realität nicht mal ansatzweise garantieren können, wenn zum Beispiel die Deutsche Bank oder große Systemverbünde wie die Sparkassen wie Domino-Steine umgekippt wären. Und in UK hat vermutlich (!) die Notenbank nachgeholfen um die finanzielle Staatsraison am Leben zu halten. Durch einen schön niedrigen LIBOR wird der Öffentlichkeit in einer Krisenlage nämlich suggeriert: Schaut her, die Banken trauen sich noch untereinander – würden sie es nicht tun, wäre der LIBOR stark angestiegen. Von der Bank of England gibt es hierzu keine Aussagen, nur den dünnen Hinweis, dass der LIBOR in keiner Weise reguliert gewesen sei – im Umkehrschluss hieße das, dass die Banken frei gewesen seien bei ihrer Meldung des LIBOR-Satzes.

Zitat Bank of England:

„Libor and other global benchmarks were not regulated in the UK or elsewhere during the period in question.“

Über Ostern hat nun die britische Opposition Druck gemacht und verlangt nach Aufklärung. Der wichtige Labour-Abgeordnete John McDonnell schrieb in einem Brief an den britischen Finanzminister Phlipp Hammond, dass das Schweigen der Regierung in dieser Sache unhaltbar sei. Es sei extrem wichtig zu wissen, wer die Manipulation des LIBOR-Satzes in Auftrag gegeben habe. Es bleibt spannend. Bleibt es beim Schweigen und leeren Floskeln? Man kann sich immer noch darauf berufen, dass in diesem Mitschnitt „nur“ zwei Banker miteinander reden, was natürlich noch kein Beweis dafür ist, dass es wirklich eine Anweisung durch die Notenbank gab. Aber ja, jeder kann sich hier seine eigene Meinung bilden.



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