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Lieber Mario Draghi: Die Verbraucher konsumieren bereits fleißig – aber eben nicht zu höheren Preisen!

FMW-Redaktion

Inflation, Inflation, Inflation! Das und nur das will die EZB. Gestern sagte es Mario Draghi auf seiner PK in Frankfurt erneut. Man werde alle Maßnahmen ergreifen die notwendig seien, bis die verdammte Inflation in der Eurozone auf 2% oder kurz vor 2% gestiegen ist. Und was ist die Inflation? Verbraucherpreise – der Kunde zahlt höhere Preise für Fernseher, Autos, Lebensmittel usw. Und wie erreicht man das? Nach der festen Überzeugung der EZB durch eine gigantische Geldüberflutung Europas. Banken sollen mehr Kredite vergeben, Unternehmen mehr Mitarbeiter einstellen, Maschinen anschaffen, höhere Löhne zahlen. Die Menschen sollen dann mehr konsumieren – kauft endlich mehr Fernseher und Autos, verdammt noch mal! Insgesamt sollen ganz am Ende dieser Kette die Verbraucherpreise anziehen – nur dann könnte man irgendwann seitens der EZB die Zinsen wieder anheben.

Einzelhandelsumsätze Volumen EU
Das Volumen der Einzelhandelsumsätze in der Eurozone + EU.

Was wir in den letzten Monaten mehrmals berichteten, wird durch heutige frische Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat erneut bestätigt. Die (blöden?) Menschen ähhh Konsumenten in der Eurozone konsumieren bereits mehr, sie geben mehr Geld aus, sie kaufen mehr Fernseher und Autos, mal ganz einfach formuliert! Nur die Preise steigen nicht – das ist ein verdammt wichtiger Unterschied. Nach Eurostat-Angaben sind im April 2016 (der aktuellste Monat) im Vergleich zum April 2015 die Einzelhandelsumsätze (das Volumen, nicht die Preise!) in der Eurozone um 1,4% gestiegen – in der gesamten EU sogar um satte 2,4%. Von zurückhaltender Kauflaune der Konsumenten kann da wohl keine Rede sein. Also lieber Mario Draghi, die Menschen tun schon, was Du von Ihnen erwartest – sie konsumieren – nur die Preise steigen nicht!

Jetzt könnte man sagen „warten wir doch auf die wieder anziehenden Energiepreise“… in den USA zieht die Inflation bereits an – und die steigenden Ölpreise schlagen in den USA genau so zu Buche wie in der EU. Also warum springt die Inflation bei uns nicht an? Die Maßnahmen der EZB verpuffen nach wie vor wirkungslos – der Verbraucher tut was er kann um mehr zu konsumieren – nur die Preise wollen einfach nicht steigen. Erst am Dienstag berichteten wir darüber. Mit -0,1% gibt es in der Eurozone seit nun vier Monaten Nullwachstum bzw. Deflation.

Einzelhandelsumsätze Volumen EU 3
Grafik: Eurostat

Einzelhandelsumsätze Volumen EU 4
Grafik: Eurostat

Monat für Monat bringen die Eurozone und noch mehr die Gesamt-EU kräftige Zuwächse beim Volumen der Einzelhadnelsumsätze – also eigentlich genau das, was Mario Draghi erreichen will als Vorstufe zur Inflation. Deutschland hatte in den letzten Monaten beim Volumen der Einzelhandelsumsätze immer Zuwächse über 2%. Nur die letzten beiden Monate schwächelte man und ist jetzt sogar bei -0,6%. Aber wie man sieht, ziehen andere große Länder wie Spanien und Frankreich den Schnitt nach oben mit monatlich kräftigen Zuwächsen von stets über 3%. Europa – nur wo bleiben die höheren Preise, verdammt noch mal?



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5 Kommentare

  1. „…Unternehmen mehr Mitarbeiter einstellen, Maschinen anschaffen, h ö h e r e L ö h n e zahlen.“

    Wie wäre es mit der Überlegung, dass es schlichtweg zu viele Menschen – sprich Arbeitsuchende gibt?
    Die Unternehmen haben es einfach nicht nötig, die Löhne derart stark anzuheben, dass es zu einer Lohn-Preis-Spirale kommt?

    Krasses fiktives Beispiel bezogen mal nur auf Deutschland:
    Hätten wir hier 1o Mio Arbeitsuchende weniger, würden sich die Unternehmen um die Arbeitkräfte reißen. Und es bräuchte weder Gewerkschaften noch ein Mindeslohngesetz, weil freiwillig drastisch höhere Löhne gezahlt würden.

  2. Wann begreift Mario eigentlich das die Menschen gar nicht so blöd sind wie er immer denkt ?!
    Bei den niedrigen Zinsen schmelzen die Rücklagen für unsere Altersvorsorge (erinnert Ihr Euch ? Das Ding mit der Rentenlücke die wir ja gefälligst selber schließen sollen).
    Also ich für meinen Teil behalte mein Geld für „später“ weil durch Supermario meine „Vorsogen“ zur Zeit immer weniger werden.
    Übrigens…meine Kollegen machen das genau so……meine Nachbarn auch……
    Hmmm ?! Komisch !

  3. frühling, sommer, herbst und winter. wir stecken im „herbst“ fest …

  4. Ja nu

    Die unternehmen haben ihre Arbeiter diesmal nicht gekündigt . ergo laufen die jetzt erstmal wieder auf guter …aber noch lange nicht auf 100% Auslastung . (meine Erfahrung )

    Bevor da etwas bei den löhnen passiert muss mal noch locker 3% Konsum dazu kommen .

    Der derzeitige mehrkonsum resultiert auch nur aus den „Flüchtlingen“ (laut EU ja nur noch 40 %asylbetechtigt)

    Konsumenten ohne Arbeit produzieren aber keine höheren Löhne .
    Konsumenten ohne Arbeit die auf teufel-komm-raus in Arbeit kommen sollen DRÜCKEN die Lohnforderungen/Erwartungen eher noch !

  5. Wenn schon, dann bitte nicht „lieber“, sondern ein höfliches „Werter Draghi“. Mehr hat er nun wirklich nicht verdient, dieser „Bock als Gärtner…“. Das italienische Bankensystem z.B. hat er höchstselbst zuschanden geritten, seine europäischen „Pferde“ pfeifen bereits aus dem letzten Loch. Und die anderen „Pferde“, die Investoren nämlich, wollen partout nicht saufen. Sein (monetaristischer) Denkfehler, der ihm natürlich auch eingestempelt ist, besteht darin, dass eine (Fiat-)Geldschwemme ohne „Transmissionsriemen“ nur zu vollgelaufenen „Geldkellern“ führt.
    Löhne rauf, Signore, das wäre ein solcher Transmissionsriemen! Das kann er zwar nicht selbst, aber wo bleibt die Empfehlung an die Politik? Dumm nur, dass die anderen das nicht nicht dürfen, deshalb muss er schweigen, wo er Vernünftiges sagen könnte.
    Fazit: Sch…-Neoliberalismus.

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