Europa

Lohnkosten in Osteuropa explodieren – in Westeuropa ist tote Hose!

Die eigentlich eher nüchternen Statistiken zu den Lohnkosten-Entwicklungen in der EU sind heute sehr interessant. Aktuell wurde für die EU offiziell die Veränderung bei den Lohnkosten für das 4. Quartal 2016...

FMW-Redaktion

Die eigentlich eher nüchternen Statistiken zu den Lohnkosten-Entwicklungen in der EU sind heute sehr interessant. Aktuell wurde für die EU offiziell die Veränderung bei den Lohnkosten für das 4. Quartal 2016 auf Jahresbasis von +1,8% vermeldet, in der Eurozone waren es +1,6%. So weit, so langweilig. Aber die Aufteilung nach Mitgliedsstaaten hat es in sich, wie die Grafik unten gut aufzeigt. Die EU-Mitglieder im „alten Europa“ liegen bei den Lohnkosten bei Null oder knapp darüber, um es mal vereinfacht auszudrücken.

Da ist Deutschland mit seinen +3,0% noch Spitzenreiter. Aber Länder wie Spanien mit +0,1%, Frankreich mit +1,3% oder Italien mit +0,0% sehen enttäuschend oder sogar katastrophal schlecht aus. Wen wundert es: Griechenland ist mit -0,5% sogar deflationär bei den Löhnen. Erstaunlich, aber nachvollziehbar: Osteuropa ist durch die Bank der Antreiber bei den Lohnkosten. Die Löhne steigen extrem stark an. Slowakei +4,8%, Slowenien +5,8%, Rumänien +12,3%, Polen +5,4%, Ungarn +6,3%, Litauen +10,7%, Lettland +8,1%, Estland +5,7%, Bulgarien +8,0%.

Die Grafik mit den grünen Balken zeigt es anschaulich, wie rechts die Osteuropäer durch die Decke gehen, während links die ursprünglichen EU-Staaten bei den Löhnen regelrecht einschlafen. Darf man hier die massive Verlagerung von Industrieproduktion raus aus Westeuropa hin in Länder wie Ungarn, Slowakei etc ins Spiel bringen? Das schafft dort deutlich höhere Löhne, auch wenn sie immer noch deutlich unter dem Gesamt-Lohnniveau in Westeuropa liegen! In machen osteuropäischen Ländern ist schon länger zu beobachten, dass eine deutlich höhere Steigerung bei den Löhnen stattfindet als in Westeuropa.

Heute fällt es aber statistisch besonders ins Auge, dass es eine klare Abtrennung zwischen Ost und West gibt. Die Anpassung ist voll in Gange. Irgendwann wird es so weit sein, dass sich die Löhne im Großen und Ganzen angeglichen haben. Dann wird es heißen: Ab zu den billigeren Löhnen. Aber da auch China bei Löhnen nach oben hin explodiert, geht es dann wohl für viele Betriebe auf die Philippinen, nach Indien, Afrika usw.

Diese Verlagerung innerhalb Asiens ist schon jetzt ein erkennbarer Trend. Hat sich Europa erst mal angeglichen, zieht die Karawane weiter nach Asien, dann wohl noch in viel größeren Stil als ohnehin schon. Aber noch ist in Osteuropa spürbar günstiger zu fertigen als in Westeuropa. Die heutigen Daten zeigen aber, dass die Lohnerhöhungen in Osteuropa in vollem Gange sind.


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Daten + Grafik: Eurostat



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2 Kommentare

  1. Na ja, die Löhne in China steigen schneller als die in Osteuropa. Für uns bedeutet dies ein erheblicher Wohlfahrtsverlust, da parallel zu steigenden Importpreisen auch die „Kosten“ für die sozialen Wohltaten und die Steuern steigen werden (50 % Steuer- und Abgabenquote).

  2. Ist das nicht genau das Ziel um die Wettbewerbsfähigkeit des südeuropäischen Staaten in der Eurozone zu verbessern? Lohnstückkosten runter mit allen Verwerfungen die dazukommen. Deswegen erkauft doch Draghi soviel Zeit wie es nur irgendwie möglich ist.

    Deutschland (nicht allein aber am Auffälligsten) will doch mit allen Mitteln ein Deflation von der Hälfte der Bevölkerung der Eurozone um seine Gläubiger Forderungen durchzudrücken. Kein Wunder das man dies nicht lang mitmacht.

    Nicht vergessen über den Wohlfahrtsverlust erhält Deutschland wieder Wettbewerbsfähigkeit und dann kann die Lohnstückkosten-Rally wieder von vorne losgehen (unter der Prämisse es ändert sich nichts).

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