Interessantes aus der Presse

Mario Draghi hat extrem gute Laune

Von Markus Fugmann

Mario Draghi scheint derzeit gute Laune zu haben, zumindest deuten seine heutigen Aussagen auf dem EZB-Forum im portugiesichen Sintra darauf hin, die vorsichtig formuliert, reichlich optimistisch sind.

Mario Draghi
Gilt als klarer Favorit für den morgigen Eurovision Song Contest: Der römische Barde Mario Draghi

Man habe derzeit den besten Ausblick für Europa seit sieben Jahren. Wenn das stimmt, Mario, war es die letzten Jahre wohl nicht so doll, wenn das jetzt schon so gut ist wie seit sieben Jahren nicht mehr. Aber jetzt kommts: es habe bedeutende Fortschritte gegeben bei Strukturreformen. Angesichts dieser unglaublichen Strukturreformen kann man schon fast gar nicht mehr von Reformen sprechen, das sind Revolutionen, Mario! Was etwa Italien in den letzten Jahren gemacht hat, übertrifft doch die Auswirkungen der Französischen Revolution bei weitem! Wer heute nach Italien fährt, erkennt das Land doch vor lauter Reformen schon gar nicht mehr wieder. Und wenn die Griechen nicht aufpassen, wird sie Super-Mario auch noch retten, bevor sie in einem Referendum darüber abstimmen können, ob sie überhaupt gerettet werden wollen.

Man hat fast den Eindruck, als hätte Draghi seit Einführung des QE der EZB den Schalter in seinem Kopf umgelegt: seitdem ist alles super, sein QE extrem effektiv, es geht nur noch aufwärts. Da scheint sich also der Mario an seinem QE selbst zu berauschen, er will zeigen, dass die beabsichtigte Gehirnwäsche der Investoren (darum geht es vorrangig beim QE, erst in zweiter Linie um die Konjunktur!) bei ihm selbst schon gut funktioniert. Wer stets optimistisch ist, so die Kalkulation des Römers, wird investieren und damit irgendwann auch die Konjunktur anschieben. Bislang aber schiebt das QE der EZB nur die Finanzmärkte an, was etwas völlig anderes ist als die Wirtschaft. Das aber ficht den Mario nicht wirklich an, wie das folgende Zitat seiner heutigen Reden in Sintra zeigt:

„Monetary policy is working its way through the economy. Growth is picking up. And inflation expectations have recovered from their trough. (..) Monetary policy can steer the economy back to its potential. Structural reform can raise that potential. And it is the combination of these demand and supply policies that will deliver lasting stability and prosperity.“

Lang anhaltende Stabilität und Prosperität also erwarten uns – wer einen Mario Draghi hat, muß sich sonst keine Sorgen mehr machen. Mille grazie Mario, dass es dich gibt! Ohne dich und deinen ansteckenden Optimismus wäre unsere Laune deutlich schlechter…



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2 Kommentare

  1. Sintra, warm und feucht zugleich inmitten der riesigen Eukalyptusbäume (wird Papier draus gemacht), ist in der Tat sehr schön, nahe Lisboa, Estoril, Caiscais und dem weiter westlich gelegenen Atlantik.
    Da kann man gute Laune haben auch ohne jeden sachlichen Grund – zumal Portugal immer noch zu den unterhaltsbedürftigen kleinen Mitgliedern der Eurogruppe gehört und täglich die Ration Aufmunterung benötigt.
    An (schmerzhaften) Strukturreformen fehlt es überall unterm Euro. Nur weil das so ist, kamen keine weiteren bösen Nachrichten an die Oberfläche.
    Im Übrigen war die Laune kurz vor der Kollision auf der Titanic auch am besten.

    1. Elender Miesmacher. Die BIP-Wachstumsrate der Eurozone war Q1/15 doppelt so hoch wie die der USA. Nach der nächsten Revision dort wird sich zeigen, dass der Winter und die Streiks von ein paar Hafenarbeitern noch viel schlimmer ins Kontor geschlagen haben. Die gefallenen Ölpreise und der sportlich bewertete Dollar haben nichts damit zu tun. Der Autor hat Recht. Die sensationellen Reformen des Südens sind nicht einmal erkennbar. Wohl aber die ständig steigenden Schulden und die zunehmende Verarmung immer breiterer Schichten. Dafür bekämpfen wir das Demographie-Gap, das in 20 Jahren einschlagen könnte, schon jetzt mit Massenzuwanderung. Was hat Draghi richtig gemacht? Garnichts. Er ist ein lausiger Taschendieb. Dieser Kleinkriminelle treibt Sparer in die Finanzmärkte, um bankrotte Banken vor dem Untergang zu bewahren. Das gelang ihm bisher ganz gut. Das dort gesammelte Geld wird natürlich nicht investiert. Womit wir wieder beim sensationellen Wachstum von soliden 0,4% sind. :-)

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