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Massaker bei US-Einzelhandelsaktien – aber sonst ist natürlich alles super..

US-Einzelhandelsaktien brechen nach den Zahlen des größten Warenhausbetreibers der USA, Macy´s, ein. Die Haupt-Ursache liegt in der ultralaxen Geldpolitik der Fed in Reaktion auf die Finanzkrise, die viele Zombie-Firmen hat überleben lassen, weil sie massiv Kredite erhielten aufgrund des billigen Geldes. Mit zeitlicher Verzögerung wird genau das auch in Europa passieren!

FMW-Redaktion

Es kommt nicht ganz unerwartet: US-Einzelhandelsaktien sind stark unter Druck, nachdem der größte Warenhausbetreiber der USA, Macy´s (gegründet 1858), mit den heutigen Zahlen schwer enttäuscht hat. Nur 24 Cent Gewinn je Aktie (Prognose war 35 Cents), der Umsatz mit 5,34 Milliarden Dollar unter der Erwartung von 5,47 Milliarden Dollar, die „same-store sales“, ein Gradmesser für den Trend beim Umsatz, fällt um -4,6% (Prognose war -2,7%).

Der Gewinn von Macy´s sank im ersten Quartal (endet am 29.April) um 39% zum Vorquartal auf nun nur noch 71 Millionen Dollar, weil die Verkäufe zurück gehen, und gleichzeitig die Lagerbestände steigen (das drückt die Margen). Die Aktien im Sinkflug mit -12%:

Und Macy´s ist nicht alleine: Nordstrom -7%, JC Penney -7,5%, und Kohl´s, das heute ebenfalls unter den Erwartungen liegende Zahlen gebracht hat, -4%.

Nun sieht alles danach aus, dass für die US-Einzelhändler mit stationären Geschäften die derzeitige Berichtssaison so schlecht ist wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Dafür gibt es viele Ursachen: an erster Stelle natürlich Amazon, das ein Viertel des gesamten Umsatzwachstums im US-Einzelhandel abgegriffen hat.

Dazu kommt das geänderte Konsum-Verhalten der Amerikaner: sie geben wegen den steigenden Immobilien-Preisen mehr Geld für Häuser aus, dazu steigen die Kosten für Gesundheit (Obamacare!) und Ausbildung (sichtbar in dem massiven Ansteig der durchschnittlichen Kreditsumme bei den „student loans“). Dazu kommen mehr Ausgaben für Smartphone-Dienste, Netflix etc. Und: man will mehr erleben, will Erlebnisse statt Dingen, die man nach einer Zeit wieder weg schmeißt, während die Erlebnisse ewig bleiben.

Und das trifft die US-Einzelhändler hart, die überwiegend extrem stark verschuldet sind. Als die Finanzkrise ausbrach, reagierte die Fed mit einer ultralaxen Geldpolitik und machte Kredite extrem billig. Vorwiegend Private Equity-Unternehmen schnappten sich das billige Geld und pumpten es als Kredite in die US-Einzelhändler – und die machten dann weiter wie bisher, froh, die Rezession zu überleben.

Dadurch bliebt die notwendige Marktbereinigung aus, aufgrund des superbilligen Geldes der Fed überlebten viele Firmen, die unter normalen Umständen pleite gegangen wären, weil ihr Geschäftsmodell nicht zukunftsfähig ist. Aber die Verschuldung blieb und wuchs noch weiter, während gleichzeitig die Perspektiven aus den oben genannten Gründen immer schlechter werden.

Faktisch bedeutet das: die derzeitigen Probleme sind einerseits selbst verschuldet, andererseits durch die revolutionären Veränderungen des Internets bedingt, aber auch und vielleicht sogar vorwiegend eine Folge einer ultralaxen Geldpolitik, die Zombie-Unternehmen am Leben hielt. Genau dieselben Probleme werden wir, mit zeitlicher Verzögerung, auch in Europa bekommen. Dann wird sich zeigen, dass die derzeitige Geldpolitik einen für das Funktionieren der kapitalisischen Wirtschaft zentralen Mechanismus ausser Kraft setzt: die „kreative Zerstörung“ (Schumpeter).

Und so ist es wie im Leben: wer im Hier und Jetzt schon seine Zukunft verkonsumiert, hat weniger oder gar keine Zukunft! There is no free lunch!



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18 Kommentare

  1. Eigentlich ist alles egal, der Dow Jones hat damit die nächste Hausse eingeleitet, nach dem kurzen Aderlass.

    1. Vielleicht nicht gleich die nächste Hausse, aber man ignoriert tapfer und stur wie ein beleidigtes Kind die nächsten Warnsignale und macht weiter, wie bisher.

  2. Ich glaube, die meisten Menschen in Deutschland (und wohl auch in allen anderen europäischen Ländern) haben noch nicht begriffen, dass der traditionelle Einzelhandel in der bisherigen Form keine Zukunft mehr hat. Viele kleine Geschäftsinhaber, aber auch große Ketten können anhaltende Umsatzrückgänge nicht überleben, weil im Einzelhandel Kostensenkungen nur sehr begrenzt möglich sind. Geschäfte für Bekleidung, Lebensmittel, Spielwaren, Feinkost, Apotheken usw. usw. werden mehr und mehr – insbesondere in den Städten – ihre Pforten schließen. Im Westen früher, im Osten später.

  3. Ich glaube, die meisten Menschen in Deutschland (und wohl auch in allen anderen europäischen Ländern) haben noch nicht begriffen, dass der traditionelle Einzelhandel in der bisherigen Form keine Zukunft mehr hat. Viele kleine Geschäftsinhaber, aber auch große Ketten können anhaltende Umsatzrückgänge nicht überleben, weil im Einzelhandel Kostensenkungen nur sehr begrenzt möglich sind. Geschäfte für Bekleidung, Lebensmittel, Spielwaren, Feinkost, Apotheken usw. usw. werden mehr und mehr – insbesondere in den Städten – ihre Pforten schließen. Im Westen früher, im Osten später.

    1. Mal ganz oberflächlich gefragt – wen stört das?
      Derjenige, der jetzt schon zumeist Online kauft oder die Innenstadtgeschäfte meidet, würde das nicht mal merken.

      1. Hier geht es nicht darum, wen das stört. Diese Entwicklung lässt sich sowieso nicht aufhalten. Es geht um die Auswirkungen, die die Entwicklung auf Unternehmen haben wird, deren Erfolg direkt oder indirekt mit dem Einzelhandel verbunden ist.

      2. @gerd
        Mal ganz oberflächlich gefragt – was ist mit den älteren Menschen, die es mit online nicht so oder gar nicht am Hut haben? Mit den Menschen, die gerne spontan Kleidung oder Schuhe anprobieren, sehen und fühlen wollen, bevor sie von dem Produkt überzeugt sind? Mit den Menschen, die gerne Bücher in die Hand nehmen und ein paar Seiten analog haptisch lesen und blättern wollen? Den Menschen, die Gemüse und Obst erst einmal sehen, riechen und drücken wollen? Den ganzen Touristen, die in Touristenzentren und deren Innenstädte pilgern, um neben den sterilen Sehenswürdigkeiten in netten kleinen Geschäften zu shoppen?

        Die Online-Spezies, die Sie erwähnen, interessiert das natürlich nicht. Die könnten und sollten aber auch besser in der tiefsten Provinz (natürlich mit schneller Internetanbindung) leben, da sie der Offline-Spezies nur wertvollen Lebensraum wegnehmen. Also den Menschen, die noch leben wollen im eigentlichen Sinne, unter anderen wandeln, interagieren, per hörbarer Sprache face-to-face kommunizieren, ohne sogenannte soziale Medien, echtes Papier- und Münzgeld ausgeben.

        Dieser Kommentar war – mal wieder – echt oberflächlich.

  4. Wen das stört, ganz einfach, end of the day alle, denn wenn die Basis des Klein und Mittelstandes wegbricht, errodieren die ganzen Teil und Vollzeitstellen, die heute den Konsum kräftig mitfinanzieren. Und dann erledigt sich auch schnell das gehypte econmerce Wachstum, denn der Gürtel wird dann auf breiter Front enger geschnallt. Und so gräbt sich eben auch die Bäckereiverkäuferin, die fleissig bei Zalando shopt indirekt ihr eigenes Grab. Und schlussendlich kippt dann auch die ganze Immobilienblase, denn wie sollen highstreet Mieten von tlw über 100 Euro /qm erwirtschaftet werden. Und schlussendlich merkt es unsere alternde Generation dann ab 65 , wo man mit dem ganzen Hipsterkram wie 3D / VR etc wenig anfangen kann/ möchte. Und da hilft auch keine Vision von segway Rollatoren und Pflegerobotern.

    1. @madsoul
      Hauptsache, die paar DAX-Unternehmen wuchern weiter in sinnlos übertriebene Höhen. Ein Gerd kümmert sich doch im Gegensatz zum Michel nicht um Bäckereiverkäuferinnen, um den Klein- und Mittelstand.
      Der moderne deutsche Gerd spielt auf den großen, globalen Spielplätzen dieser Welt, bezeichnet Menschen mit Gedanken wie die Ihren und meinen zu solchen Themen sarkastisch als „Ethiker unter uns“, wechselt aber gerne, schnell und flexibel je nach Faktenlage ins andere Lager (siehe seine Kommentare zu Trump oder seine jüngste Metamorphose vom Aktien-Bullen zum Bären).

  5. Leute, ihr macht mal wieder aus einer Mücke einen Elefanten. Sonst wäre es ja auch nicht spannend.

    Das hatten wir nämlich alles schon und ist keine „Erfindung“ von Heute.

    Was ist mit Hertie? Mit Horten – ehemals die viertgrößte deutsche Warenhauskette.
    Karstadt betreibt auch nur noch einen Bruchteil der ehemaligen Niederlassungen.
    Seit Jahren wird beklagt, dass die Innenstädte veröden, dass in manchen Gegenden fußläufig weder Läden, noch Postämter noch Ärzte zu erreichen sind.

    Das hatte aber weder was mit lebenserhaltenden Maßnahmen durch billiges FED oder EZB-Geld zu tun. Noch mit gestiegenen Immobilienpreisen oder dergleichen. Und schon gar nicht mit Internethandel.

    Und im Moment geht es in Amerika auch zunächst mal einzig nur um gemeldete Umsatz- und Gewinnrückgänge. Es ist noch nicht von Pleite oder Dichtmachen oder Gehaltsverzicht die Rede.

    In Amerika ist noch nicht mal der zweite Schritt getan, da befürchtet ihr für Deutschland schon den Dritten.

    Bei der Schwarzmalerei wird mir immer klarer, warum manche nicht verstehen mögen, dass der DAX endlich sein zu niedriges Kursniveau hinter sich gelassen hat.

    1. Seit Jahren wird beklagt, dass die Innenstädte veröden, dass in manchen Gegenden fußläufig weder Läden, noch Postämter noch Ärzte zu erreichen sind.
      Das hatte aber weder was mit lebenserhaltenden Maßnahmen durch billiges FED oder EZB-Geld zu tun. Noch mit gestiegenen Immobilienpreisen oder dergleichen.

      Wenn nicht mit gestiegenen Immobilienpreisen, womit dann???

      Im ursprünglichen Kommentar war übrigens auch nie die Rede von Innenstädten, sondern von Städten

    2. @gerd
      „Bei der Schwarzmalerei wird mir immer klarer, warum manche nicht verstehen mögen, dass der DAX endlich sein zu niedriges Kursniveau hinter sich gelassen hat“.
      Worauf gründen Sie solche pauschalen Formulierungen? Welcher ursächliche Zusammenhang besteht zwischen dem Untergang von Hertie, Horten, Karstadt und der Verödung deutscher Innenstädte sowie den (übrigens seit 5. Quartalen) gemeldeten Umsatz- und Gewinnrückgänge in Amerika mit dem „zu niedrigen Kursniveau“ des DAX?

  6. @Lars und madsoul – Ja, Recht habt ihr, auch in zwischenmenschlicher, gesellschaftlicher und kultureller Betrachtung ist das keine schöne Entwicklung.

    Ich hatte kürzlich einen Mitarbeiter von REWE befragt, warum man die Hausanlieferung von Lebensmitteln dort so stark bewirbt, denn man macht sich gewissermaßen damit ja selbst Konkurrenz, weil man die Kunden und damit auch die Umsätze aus den Filialen abzieht, einfach nur verlagert und das auch noch zu viel hören Kosten, denn beim Verkauf im Laden übernimmt der Kunde das Heraussuchen aller einzelnen Artikel aus den Regalen selbst, fährt sie selbst nach Hause und trägt sie selbst ins 4. Obergeschoss. Wenn REWE das dem Kunden mit einem riesigen Personal- und Kostenaufwand alles abnimmt, wie kann dann REWE ohne Preisaufschlag noch Geld verdienen. Die Antwort: Stimmt! Die Marge, die da noch übrig bleibt, ist erschreckend gering. Aber Amazon und andere bieten auch die Hauslieferung an und man will und kann diesen Zukunftsmarkt nicht kampflos abgeben. Na, das sind ja schöne Aussichten!

    1. Mit Ausnahme von ein paar Großstädten liefert doch kein Supermarkt oder Foodvermittler an irgendwelche Haushalte, ohne eine Anfahrtspauschale von mindestens 30,- EUR zu berechnen. Dieser Service steht doch nur einem kleinen privilegiert wohnenden Teil der Bevölkerung zur Verfügung.
      Erst kürzlich habe ich meine Familie am inneren Stadtrand von Augsburg besucht, der Lieferservice via Lieferando und Co. für ein italienisches Essen hätte den Spaß für drei Leute von 60,- auf 90,- EUR verteuert. Qualität unbekannt.
      Dann waren wir lieber Essen beim Italiener, Qualität, Spaß und angemessene Preise inklusive.
      Lieferung von REWE oder anderen Märkten? ;) :))
      Gibt es geografisch nicht in mindestens 95% unseres Landes.

      1. Wenn Sie nicht informiert sind, sollten Sie auch keine unzutreffenden Behauptungen oder Vermutungen aufstellen. Es ging auch um Online-Bestellungen von Lebensmitteln bei REWE und nicht um Essenlieferungen von Lieferando.

        1. Ich habe geschrieben: „Mit Ausnahme von ein paar Großstädten liefert doch kein Supermarkt oder Foodvermittler an irgendwelche Haushalte … Lieferung von REWE oder anderen Märkten? Gibt es geografisch nicht in mindestens 95% unseres Landes.“
          Ich habe gestern mal REWE online ausprobiert und keinen Standort gefunden, an den geliefert wird. Weder in Stadtrandlage, noch im Zentrum und auch nicht dazwischen (150.000-Einwohner-Stadt). Auf dem Land (bis 15 km Umkreis) natürlich erst recht nichts.
          Dann habe ich zahlreiche andere Städte und Regionen ausprobiert, alles wurde mit der Meldung quittiert: Lieferservice: Leider können wir Sie an Ihrem Standort aktuell nicht beliefern
          Also bitte keine unhöflichen Kommentare, sondern erst informieren…

          1. Ich weiß von REWE, dass man unter anderem den gesamten Großraum Berlin, Hamburg, Köln, Großraum Frankfurt, München, Stuttgart, Leipzig und Dresden beliefert. Allein damit deckt man schon etwas mehr als 5% der Haushalte ab. :-)

            Von Amazon weiß ich, dass man zumindest in Berlin liefert.

            Laut REWE wächst der Markt schnell. Es ist auf jeden Fall ein gigantischer Wachstumsmarkt, auch wenn man in ländlichen Gegenden wohl noch längere Zeit auf diesen Service verzichten muss.

            Angeblich fehlen in der Lebensmittel- und Essenzustellung in Deutschland inzwischen bereits 25.000 Fahrer. Sonst würde der Markt noch viel schneller wachsen.

  7. Ist ja auch klar, denn REWE ist wie EDEKA genossenschaftlich organisiert, das bedeutet, das sowohl eigene, aber auch Franchise Strukturen existieren. Daher entscheiden die einzelnen Märkte ob Lieferung angeboten wird oder nicht. Bringmeister. de als ex Kaisers Tengelmann baut ebenso wie Kaufland gerade die entsprchenden Logistik Ressourcen auf und da beginnt man als Kaufmann mal dort wi das Potential am Grössten ist also Berlin München etc. Macht ja selbst Amazon mit Food bei Prime Now nicht anders. Parallel bastelt DHL an einer Logistikstruktur für Food , was aber eben Zeit braucht. Und man sollte bitte nicht die Sondersituation in Deutschland vergessen die um LEH durch die Discounter ein absult margenschwaches Geschäft ist, mit mininalrenditen. Bei FMCG mit Mindesthaltbarkeit etc ist kein Platz für innefiziente Lagerhaltung. Klamotten etc haben deutlich höhere Margen ( Aufschlag zwischen 2,5 – 8 ) mit Retourrecht an Hersteller da kann man den Budenzauber mit Versandkostenfreiheit viel einfacher realisieren

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