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Mieten in London und ganz Großbritannien: So stark rückläufig wie seit 2009 nicht mehr – unerhoffter Brexit-Effekt

Die durchschnittliche Wohnungsmiete in Großbritannien lag im letzten Monat bei 901 Pfund. Vor einem Jahr lag sie bei 904 Pfund. Mit diesem auf den ersten Blick recht überschaubaren Rückgang...

FMW-Redaktion

Die durchschnittliche Wohnungsmiete in Großbritannien lag im letzten Monat bei 901 Pfund. Vor einem Jahr lag sie bei 904 Pfund. Mit diesem auf den ersten Blick recht überschaubaren Rückgang von 0,3% binnen eines Jahres sinken die Mieten aber landesweit zum ersten Mal seit dem Ende der Finanzkrise, nämlich seit Ende 2009 – so ergeben es aktuelle Zahlen von „HomeLet“, dem größten Datendienstleister für Vermieter auf der Insel.

Ebenso interessant sind die Daten für den Großraum London (Greater London). Während die Mieten ohne London in ganz UK um 0,5% steigen, fallen sie in London im Jahresvergleich um 3,0% (von 1.548 auf 1.502 Pfund). Schon an den Abständen zum gesamten Land sieht man, wie teuer die Mieten in London sind. Dieser Rückgang in London ist laut HomeLet ebenfalls der größte Rückgang seit acht Jahren! In fünf von zwölf Regionen Großbritanniens seien die Mieten rückläufig.

Allgemein ist bekannt, dass die Zahl der vermietbaren Wohnungen in UK gestiegen ist, vor allem in London soll sie sehr stark gestiegen sein. Das übt natürlich Druck auf die Preise aus. Aber warum so viele Mietwohnungen? Laut der „Nationwide Building Society“ sind die Hauspreise in UK drei Monate in Folge spürbar gefallen. Das lässt den Schluss zu, dass Immobilienentwickler zunehmend Probleme haben Häuser, die für den Verkauf vorgesehen sind, auch loszuwerden. Daher muss man günstiger anbieten.

Kann man trotzdem die Häuser nicht verkaufen, ist es vorläufig sinnvoller sie zu vermieten – besser als sie überhaupt nicht an Käufer loszuschlagen. Daher steigt wohl die Zahl der Mietwohnungen spürbar an, weil eben solche nicht verkauften Häuser zu Mietobjekten umfunktioniert wurden. Das Mehrangebot an Mietwohnungen drückt auf die Mietpreise. Und nun zurück zu den ausbleibenden Hauskäufen.

Vom Brexit als Grund spricht in der Veröffentlichung von HomeLet direkt niemand, aber indirekt ist es der Grund! Denn vor allem gut situierte Banker kaufen oft Immobilien. Wenn jetzt eine große Anzahl von Bankern demnächst wegen des Brexits gezwungen ist nach Dublin, Paris oder Frankfurt umzuziehen, werden diese Banker jetzt wohl kaum neue Häuser in London kaufen. Und da viele Banker nicht wissen, ob sie vom Brexit-Umzug aufs Festland betroffen sind, werden sich derzeit sehr sehr sehr viele Banker mit Hauskäufen in London zurückhalten! Diese nachlassende Nachfrage hat letztlich reale Auswirkungen runter bis zur Wohnungsmiete für den „einfachen Bürger“, der sinkende Mieten zu zahlen hat.

Wer hätte das gedacht bei der Brexit-Wahl vor einem Jahr, dass über diese Wirkungskette eine positive Auswirkung für den Pro Brexit-Wähler entsteht, der sich beispielsweise sinkende Wohnungsmieten wünschte…


Die Flagge Großbritanniens. Grafik: Original flag by Acts of Union 1800, Recreation by Zscout370 / Wikipedia Gemeinfrei



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1 Kommentar

  1. „Wer hätte das gedacht …vor einem Jahr, dass über diese Wirkungskette eine positive Auswirkung für den Pro Brexit-Wähler entsteht, …..“?
    Ihich !

    Und die sinkenden Preise sollen wirklich was mit dem vorhandenen bzw. schwindenden Bedarf zu tun haben? Nicht mit dem Zinsniveau?
    Na, dann machen Sie das mal dem @Beobachter verständlich. Sorry, für die Spitze.

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